Generationenkonflikt im Klimaschutz
Becker betont auch den Generationenkonflikt im Klimaschutz: Für die Jahrgänge vieler heutiger Entscheider werde je nach Klimaschutzbemühungen eine Erwärmung bis zum Ende ihrer Lebenserwartung um 2050 in einem Bereich von 1,1 bis 1,4 Grad vorausgesagt (im Vergleich zu 1971 bis 2000). „Das sind 0,3 Grad Unterschied. Auch die machen schon viel aus.“ Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es je nach Klimaschutzmaßnahmen aber 1,1 bis zu 3,8 Grad mehr sein.
Damit mache der Unterschied zwischen einem gelingenden und einem scheiternden Klimaschutz für die Kinder und Kindeskinder 2,7 Grad aus. Letzterer habe „dramatische Folgen die teilweise noch gar nicht absehbar sind“, macht Becker deutlich. „Die Kosten für unsere Anpassung an einen Klimawandel dieses Ausmaßes würden bei weitem die Kosten eines jetzigen ambitionierten Klimaschutzes übersteigen und sogar grundsätzlich an Grenzen der Machbarkeit stoßen.“
Bei all den Durchschnittswerten kann es regional natürlich noch deutlichere Ausschläge geben, wie Zscheischler erklärt. Auch sei die erwartete Entwicklung für die Jahreszeiten unterschiedlich. So geht eine Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Umweltbundesamts für Deutschland davon aus, dass der Temperaturanstieg im Herbst deutlich stärker ist als im Frühjahr.
Hitzewellen und Überschwemmungen
Klimaforscher Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie arbeitet mit Kolleginnen und Kollegen im Rahmen des Verbundes ClimXtreme an Ansätzen für eine bessere Vorbereitung auf Extreme und zur Frage, wie man sehr extreme Hitzewellen besser projizieren kann. „Es sind dann am Ende nicht die Veränderungen der Monatsmittelwerte oder der mittleren Anzahl von Hitzetagen, sondern Hitzewellen von extremer Intensität, Andauer und Ausdehnung, welche die größten „Schäden“ anrichten werden.“
Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung geht davon aus, dass es auch künftig Hitzewellen samt Phasen leichter Abkühlung geben wird. Veränderungen der Luftströmung könnten aber dazu führen, dass sich extreme Wetterlagen für längere Zeit stabilisieren. Der Jetstream verlangsame sich und damit die Westwindzirkulation, erläutert der Experte. Das könne dazu führen, dass Luftmassen länger aus einer Richtung nach Zentraleuropa strömen. Die ersten Sommertage können dann der Beginn einer langanhaltende Hitzewelle sein - oder der erhoffte Regen der Auslöser für Überschwemmungen.
„Dann können Hitzewellen richtig gefährlich werden“, mahnt Hoffmann. „40 Grad über mehrere Tage wie im Mittelmeerraum sind für unsere gewohnten Bedingungen zu viel.“ In der Natur sieht man die Folgen milderer Winter, warmer Frühlinge und heißer, trockener Sommer schon. Lang anhaltende Hitzeperioden seien ebenso für die Gesundheit der Menschen eine Gefahr, warnt der Forscher. Das habe Folgen für die Produktivität: „Hitzewellen müssen nicht immer auf Ferien fallen.“