Archäologischer Fund in Kambodscha Was die uralten Statuen in Angkor verraten

Markus Brauer/

Angkor ist ein Sehnsuchtsort vieler Globetrotter. Bald gibt es eine neue Attraktion: Archäologen haben am Tor der alten Hauptstadt Angkor Thom zwölf uralte Statuen ausgegraben.

 
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Angkor Thom wurde ab Ende des 12. Jahrhunderts auf Geheiß von König Jayavarman VII. als neue Hauptstadt des Angkorreichs errichtet. Die erhaltenen Bauwerke und Ruinen finden sich heute einen Kilometer nördlich des bekannten Tempels Angkor Wat. Foto: Imago/YAY Images

Archäologen haben im weltberühmten Angkor, dem ehemaligen Zentrum des Khmer-Reiches, rund ein Dutzend bisher unentdeckter Figuren freigelegt. Bei den Statuen aus Sandstein handele es sich um sogenannte Torwächter, teilte die zuständige kambodschanische Behörde ANA (Apsara National Authority) mit. Sie seien am Nordtor von Angkor Thom ausgegraben worden, der alten Hauptstadt von Angkor.

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Aus Stein gemeißelten Gesichter des Bodhisattva Lokeshvara

n Neben der imposanten Tempelanlage Angkor Wat gilt Angkor Thom als eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten der bei Touristen aus aller Welt beliebten Region. Entstanden ist die Stadt zwischen Ende des 11. und Beginn des 12. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII.

Besonders eindrucksvoll ist der Tempel Bayon mit seinen imposanten Türmen, die mit 200 meterhohen, aus Stein gemeißelten Gesichtern verziert sind – eine Repräsentation des Erleuchtungswesens Bodhisattva Lokeshvara.

Angkor Thom hat fünf Haupteingänge, die von beeindruckenden Steinstatuen flankiert werden, die als Torwächter bekannt sind. Sie symbolisieren den Kampf zwischen Gut und Böse: Auf der einen Seite des Tores befinden sich die Devas (Götter) und auf der anderen die Asuras (Dämonen).

Der Bayon Tempel bei Siem Reap in Kambodscha: Das auffallendste architektonische Merkmal des Tempels sind die Türme mit den meterhohen lächelnden Gesichtern. Foto: dpa/Jens Kalaene
Die quadratische Anlage hat eine Seitenlänge von etwa 3 km, die vier Seiten weisen in die Haupthimmelsrichtungen. Der Wassergraben ringsum ist 100 m breit. Foto: Imago/YAY Images
Die vier Straßenenden münden in Stadttore aus Sandstein, ein Fünftes, das Siegestor, befindet sich 500 m nördlich des Osttors am Ende einer weiteren Straße, der so genannten Siegesallee. Foto: Imago/Pond5 Images
Wie ein Tempelberg im Kleineren, so ist Angkor Thom im Größeren ein Modell der Welt nach hinduistisch-jainistisch-buddhistischer Vorstellung: harmonisch in die Haupthimmelsrichtungen ausgerichtet Foto: Imago/Depositphotos
Die buddhistische Kosmologie spiegelt sich in Mauerring und Wassergraben wider, denn nach ihr ist die Welt von einer Felsmauer umschlossen, jenseits welcher der Ur-Ozean liegt. Foto: Imago/Pond5 Images

Unverwechselbare Gesichtsbehaarung

Die nun freigelegten Statuen, die rund einen Meter groß sind, wurden nach Angaben des Archäologen Sorn Chanthorn eher zufällig bei Arbeiten an den Toren entdeckt. Jede Figur weise einzigartige Gesichtsbehaarungsornamente auf, die sie unverwechselbar machten, erklärte er.

Da König Jayavarman VII. im Unterschied zu seinen hinduistischen Vorgängern Mahayana-Buddhist war, entstand in seinem Auftrag eine Vielzahl buddhistischer Tempel, Klöster und Universitäten – innerhalb und außerhalb der Stadtmauern seiner neuen „Großen Hauptstadt“, Angkor Thom. Foto: Imago/Panthermedia
Der Tempel befindet sich 240 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Phnom Penh in der Nähe von Siem Reap, rund 20 Kilometer nördlich des Sees Tonle Sap. Foto: Imago/Panthermedia
Die nun freigelegten Statuen, die rund einen Meter groß sind, wurden eher zufällig bei Arbeiten an den Toren entdeckt. Foto: Imago//Xinhua
Jede Figur weise einzigartige Gesichtsbehaarungsornamente auf. Foto: Imgo/Xinhua

Wann und warum die Torwächter eingestürzt und im Laufe der Jahrhunderte von Erde bedeckt worden seien, sei nicht ganz klar. Natürliche Prozesse, aber auch Kriege könnten dazu beigetragen haben. Die zwölf Statuen sollen bis voraussichtlich Mai nächsten Jahres restauriert und dann an ihre ursprünglichen Standorte zurückgebracht werden.