Zum Bürgermeister gewählt werden und als Bürgermeister arbeiten können, sind allerdings zwei paar Schuhe. Mit Istanbul, wo fast 20 Prozent aller Türken leben, haben Präsident Erdogan und seine AKP eine Stadt verloren, die ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts und rund 40 Prozent aller türkischen Steuern generiert. Und genau deshalb muss Imamoglus Sieg durchaus nicht das Ende der Saga sein.
Die Regierung habe Möglichkeiten, den Oppositionsbürgermeister lahmzulegen, schrieb der Türkeiexperte Wolfango Piccoli von der Denkfabrik Teneo kurz vor der Wahl. Präsident Erdogan könnte zum Beispiel "seine Kontrolle über die Zentralregierung nutzen, um (...) die finanziellen Ressourcen der Stadtverwaltung einzuschränken".
Erdogan zeigte sich am Abend als guter Verlierer. Er gratulierte Imamoglu zum Sieg. Er hat allerdings auch erst vor kurzem gesagt, Imamoglu könnte nach der Wahl wegen Beleidigung eines Gouverneurs angeklagt werden. Ein entsprechendes Urteil könne ihn durchaus daran hindern, sein Amt wahrzunehmen. Was als nächstes kommt, das zählt.