Weidhausen/Coburg Polizei warnt vor falschen Polizisten

Tim Birkner
Ein Mann hält ein Telefon. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Illustration

Betrüger versuchen, Menschen mit Telefonanrufen abzuzocken. Die Kripo rät: einfach auflegen.

 
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Weidhausen/Coburg - Sie geben sich am Telefon als Polizisten aus, um an das Geld von ihren Opfern zu gelangen. In den meisten Fällen erzählen die falschen Polizisten am Telefon, dass bei festgenommenen Einbrechern eine Liste mit Namen und Adressen aufgefunden wurde und darauf auch ihre Adresse stehe. Die angeblichen Kriminalbeamten seien um den Besitz der Angerufenen besorgt und fragen nach vorhandenen Wertgegenständen und Geldbeständen. Solch eine Welle rollt augenblicklich durch Stadt und Landkreis. Bei einem Großteil der Anrufe blieb es am Montag bei dem erfolglosen Versuch. Eine Rentnerin aus Neustadt konnte gerade noch rechtzeitig von "echten" Polizisten davon abgehalten werden, einen bereits abgehobenen, hohen dreistelligen Betrag an die falschen Beamten zu übergeben. Sie hatte sich rechtzeitig an die richtige Polizei gewendet.

"Die Täter sind organisierte Banden, die oft aus dem Ausland anrufen und die Nummer im Display manipulieren", sagt Alexander Czech, Pressesprecher der Polizei in Oberfranken. Im Falle des falschen Polizisten steht dann beim Angerufenen "110" am Telefon. Es sei schwer, die Täter zu überführen, so Czech. In Oberfranken ist ihm aus der jüngeren Zeit kein Fall bekannt. Die Betrüger arbeiten in Wellen. "Gerade eben sind Stadt und Landkreis Coburg sowie Kulmbach betroffen", sagt Czech. Bei der nächsten Welle ist es dann wieder der angebliche Lotteriegewinn oder der Enkeltrick.

Wenn es schwer ist, nach der Tat die Betrüger zu erwischen, wie kann man sich dann am besten davor schützen? Christian Wollinger von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Coburg hat da grundlegende Tipps. "Die Anrufer verwickeln einen in zum Teil lange Gespräche. Sie sind gewandt und gut geschult. Was am besten nutzt, ist einfach beherzt auflegen", sagt Wollinger. Er berät für technischen Schutz der Wohnung und hält Vorträge für Senioren. Sie sind besonders gefährdet. "Mit zunehmendem Alter werden die Menschen wieder gutgläubiger. Das nutzen die Täter gezielt aus." Zum Beispiel indem sie nach alt klingenden Vornamen im Telefonbuch suchen. Sein Tipp: Den Vornamen abkürzen oder sich ganz austragen lassen.

Die Themen sind vielfältig: "Neu ist die Corona-Masche. Die Täter geben sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aus, verlangen 5000 bis 7000 Euro für einen Corona-Test und drohen mit Strafen", berichtet er aus der Praxis. Oder es werden Bankmitarbeiter beschuldigt, mit Verbrechern unter einer Decke zu stecken. Man solle sein Vermögen doch am besten in bar ins Schließfach legen, damit man immer ran kommt.

Wenn einem etwas verdächtig vorkommt, sollte man darüber mit seinen Verwandten oder Bekannten reden. "Sich schämen und schweigen ist das Schlimmste, was man tun kann." Solange das Geld noch nicht übergeben ist, kann man oft noch etwas tun. Danach ist es zu spät. Die Abholer sind das letzte Glied in einer gut organisierten Kette. "Sie sind meist nur angeheuert", so Wollinger.

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