Weißenbrunn Ins „Schloss“ zieht neues Leben ein

Karl-Heinz Hofmann
Bürgermeister Jörg Neubauer (rechts) begrüßte die zwei neuen Besitzer des Weißenbrunner „Schlosses“, Melanie Endres und Holger Wack, und wünschte ihnen viel Erfolg bei der Sanierung, damit sie bald Neubürger der Gemeinde werden. Foto:  

Ein markantes Gebäude in Weißenbrunn hat jetzt neue Eigentümer. Sie wollen den Bau gründlich sanieren und dann selbst dort wohnen.

 
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Weißenbrunn - Das „Schloss“ in Weißenbrunn hat zwei neue Besitzer: Melanie Endres und Holger Wack, die derzeit noch in München leben, erwarben das Gebäude.

Wer noch nicht wusste, dass es in Weißenbrunn ein Schloss gibt, hat keine Bildungslücke. Das Gebäude, von dem die Rede ist, wurde 1870 von Christoph Feulner errichtet. Nun wurde das gut 150 Jahre alte Objekt von zwei jungen Leuten gekauft. Melanie Endres (30) und Holger Wack (34) haben ein Faible für geschichtsträchtige Gebäude und haben lange nach einem geeigneten Bau gesucht.

Bis ihnen während eines Besuchs bei Melanies Oma, die in Weißenbrunn wohnt, die schlossartige Villa auf dem großen Grundstück, rundum von Bäumen und Sträuchern umgeben, aufgefallen ist. „Wir haben das Haus Ende 2020 erworben, um es zu retten“, begründen sie den Kauf des Baus, der durch jahrelangen Leerstand stark in Mitleidenschaft gezogen ist. „Wir fanden das Haus schon immer sehr schön und waren traurig, dass es so dem Verfall preisgegeben war.“

In den vergangenen Jahrzehnten war das Gebäude sich selbst überlassen und verfiel. „Unser Ziel ist es, dieses Stück Weißenbrunner Geschichte so gut wie möglich zu erhalten und nach der Sanierung einzuziehen. Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg – denn es gibt nicht nur eine Baustelle“, sagen die beiden jungen Hausbesitzer. Auch mit der Historie des Baus haben sie sich inzwischen beschäftigt.

Herrschaftliche Villa

Der Zimmermann Christoph Feulner erwarb 1863 das nie fertiggestellte neue Schloss, brach erst einen Teil des Gebäudes ab, dann 1869 den Rest, und erbaute an gleicher Stelle eine herrschaftliche Villa, die heute im Volksmund als Schloss bezeichnet wird. Von der ehemaligen Veste Oberndorf und dem neuen Schloss blieben oberirdisch keine Bauteile erhalten, nur der Mauerkranz der gegenüberliegenden „Bastei“ mit den darunterliegenden Kellern.

1464 ist erstmals von der „vesten und behawsung Oberndorf genannt bey Weysennbrun gelegen“ die Rede. Die Veste Oberndorf war Burg und Schloss der Dorf- und Grundherren von Redwitz und befand sich in der Niederung zwischen der „Bastei“ und dem Schlottermühlbach. Die wehrhafte Burg war mit Mauern und Türmen versehen und mit Wassergraben und Wall zusätzlich gesichert. In einer preußischen Militärlandkarte von 1759 ist Weißenbrunn mit der Veste Oberndorf eingezeichnet.

Heute erinnert noch ein Wappenstein, der am 25. April 2010 zum 725-jährigen Jubiläum der Gemeinde Weißenbrunn in der Nähe des Rathauses gesetzt wurde, an die bewegte Vergangenheit des Bierdorfes mit dem großen Rittergut derer von Redwitz. Das Ehepaar Birgit und Gerhard Höfner stiftete diesen Wappenstein: eine nicht kolorierte Nachbildung des Originals aus dem Jahre 1536, das sich heute im Schloss Wildenroth befindet. Fritz von Redwitz ließ diesen Stein einst aus Dankbarkeit für den Wiederaufbau der zerstörten Wehranlage des Weißenbrunner Ansitzes anfertigen. Dieser Ansitz wurde im Jahr 1525 im Bauernkrieg von aufrührerischen Bauern niedergebrannt und zerstört.

Otto Feulner, einem Nachfahren von Christoph Feulner, ist es zu verdanken, dass der Wappenstein für Weißenbrunn nachgearbeitet werden konnte. Als Student hatte Otto Feulner 1959 einen Lageplan des Rittergutes Weißenbrunn für ein Heimatbüchlein gezeichnet. Den Originalplan hatte er als Schüler auf dem elterlichen Anwesen im Dachboden gefunden.

Wappenstein

Der Weißenbrunner Heimatforscher Dieter Runzer nahm vor dem 725. Jubiläum Kontakt zu Feulner auf, der bei der Stadt Bamberg als Hochbauingenieur tätig war. Auf Runzers Bitte stellte er der Gemeinde ein Foto des Planes zur Verfügung. Dieser Wappenstein habe aber nichts mit der Ersterwähnung Weißenbrunns im Jahr 1285 zu tun, stellte der Ortshistoriker bei der Enthüllung fest. Nachweislich stammt er aus dem Weißenbrunner adeligen Ansitz, der Veste Oberndorf. Er wurde wohl um das Jahr 1830 von den Freiherren von Redwitz von der baufälligen Veste Oberndorf ins Schloss Wildenroth gebracht, um ihn zu retten. Seinen Platz fand er im vormaligen Herrengarten, direkt am Halsgraben der mittelalterlichen Turmhügelburg Bastei, heute in unmittelbarer Nähe des Weißenbrunner Rathauses. Der Halsgraben wurde jedoch in den 1970er-Jahren weitgehend zugeschüttet.

Bürgermeister Jörg Neubauer freut sich über die Initiative des jungen Paares, sich für den Erhalt des „Schlosses“ einzusetzen. Dieses Gebäude mit seinem großen Grundstück sei Teil der bewegten Geschichte Weißenbrunns. Dass Melanie Endres und Holger Wack den Bau nach gründlicher Renovierung wieder mit Leben erfüllen möchten, sei auch für die Gemeinde Weißenbrunn von großer Bedeutung.

Die beiden jungen Hausbesitzer haben noch eine Bitte: „Wenn jemand beispielsweise aus einem Abriss altes Baumaterial wie Sandsteine übrig hat, kann er uns gerne per E-Mail unter schlossweissenbrunn@gmx.de kontaktieren.“

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