Weitramsdorf Auf dem Weg in die Zukunft

Auch in der Gemeinde Weitramsdorf liegt der geografische Mittelpunkt in einem Acker. Die Landwirtschaft spielt noch eine wichtige Rolle in der Kommune, die über viel Wald verfügt. Der wiederum trägt zu einem hohen Erholungsfaktor bei. Und die Moderne hat in der Kommune längst Einzug gehalten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es war einmal...die reichste Gemeinde im Coburger Land. Weitramsdorf nahm eine der ersten vollbiologischen Abwasserreinigungsanlagen im nördlichen Franken in Betrieb, was in den Wirtschaftswunderjahren eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz bedeutete, hatte schon lange einen Kindergarten und ein Freibad, das später zum Hallenbad umgebaut wurde. Den Reichtum, der solche Projekte erst möglich machte, schufen Industrie-, Handwerks- und Gewerbebetriebe, die zusammen an die tausend Arbeitsplätze boten, ein florierender Einzelhandel und erfolgreiche Dienstleister.

Die Industrie ist Geschichte. Möbelfirmen wie Albrecht, Franz, Kräußlich und Gutgesell sind versunken. Das Hallenbad ist zum Feuerwehrgerätehaus umgebaut, die alte Kläranlage, die am südlichen Ortsrand von Weitramsdorf nur einen Steinwurf vom geografischen Mittelpunkt, einem Acker, entfernt liegt, ein Regenrückhaltebecken. Bürgermeister Andreas Carl, Mitglied der Dorfgemeinschaft Neundorf (DGN) und nach der überraschenden Ankündigung seines Rücktritts an diesem Dienstag bis zum 30. April im Amt, geht nicht davon aus, dass sich große Unternehmen noch einmal in der Gemeinde Weitramsdorf ansiedeln werden: „Da fehlt uns beispielsweise der Autobahnanschluss.“ Er hat deshalb keine große Mühe auf eine auf Industrie ausgerichtete Entwicklungsstrategie verschwendet. „Wir legen unser Augenmerk darauf, unsere Stärke als Wohnsitzgemeinde zu nutzen“, in der natürlich Platz für Handel, Handwerk und Dienstleister ist, sagt der Bürgermeister.

Attraktives Wohnumfeld

Das Weitramsdorf der Gegenwart punktet von Vogelherd bis Neundorf, von Schlettach bis Hergramsdorf mit einem attraktiven Wohnumfeld. Dafür stehen historisch gewachsene Ortskerne ebenso wie Neubaugebiete. Moderne Kindertagesstätten, eine Grundschule, die Inklusion großschreibt und bei der Klimaschutz Programm ist, sind gerade für Familien Pluspunkte. Für den Erholungswert sprechen viel Wald, schöne Wanderwege und – natürlich – das beliebte Ausflugsziel Hofmannsteiche, der Wildpark Tambach und der Golfplatz. „Wir animieren junge Menschen, nach Weitramsdorf zu kommen“, betont Bürgermeister Carl. Das funktioniert, wie sich im neuen Baugebiet Truckenbach zeigt, das im Entstehen ist. Und: Die Digitalisierung wird konsequent vorangetrieben. Wie wichtig hier ein Vorankommen ist, hat die Corona-Pandemie gezeigt. Stichwort: Home-Office.

Andreas Carl verschweigt nicht, dass das Zentrum des Hauptortes Weitramsdorf mit seiner großen Industriebrache, dem Albrecht-Gelände, ein Problemfall ist. Doch der soll gelöst werden. Leider, so Carl, habe die Pandemie das Projekt der innerörtlichen Gestaltung etwas in Verzug geraten lassen. Die Gemeinde hat jüngst einen Bauernhof in der Coburger Straße erworben, der Keimzelle für den neuen Ortsmittelpunkt von Weitramsdorf werden soll. Die Kommune braucht einen Saal. Die Kirche auch, nachdem sie ihr in die Jahre gekommenes Gemeindehaus aufgeben muss. Die Bücherei im alten Feuerwehrhaus sucht ein neues Zuhause. Das alles soll sich künftig im neu gestalteten Zentrum konzentrieren. „Wir wollen demnächst in die Detailplanung gehen. Und wenn wir als Gemeinde beginnen, dann ziehen sicher andere nach“, ist Carl überzeugt. Er denkt dabei vor allem an den ehemaligen Albrecht-Saal, an dessen Stelle generationenübergreifendes Wohnen im Herzen von Weitramsdorf stattfinden könnte. Die Diakoniestation ist schon da: in der ehemaligen Sparkassenfiliale, wenige Hundert Meter vom Dorfplatz entfernt.

Maßvolles Wachstum

Weidach punktet mit seiner Nähe zur Stadt. Der ASB-Wohnpark am Callenberger Forst, der in den vergangenen Jahren entstanden ist, schafft zusätzliche Wohnqualität. „Wir könnten dort bauen und bauen.“ Das aber will man in Weitramsdorf nicht um jeden Preis. Maßvolles Wachstum sei das Ziel, und das gelte für das gesamte Gemeindegebiet.

Die Moderne ist längst in Weitramsdorf angekommen. Ein kleines Projekt ist die „Gemeinde-App“, die über alles Wichtige aus dem kommunalen Geschehen informiert. Wesentlich anspruchsvoller ist der Ausbau des Glasfasernetzes, den die Gemeinde konsequent vorantreibt. Carl: „Da sind wir eine der wenigen Kommunen im Landkreis, die schon in der Ausschreibung sind.“ Das Projekt wird vom Staat stark gefördert. Bereits in diesem Sommer konnte die Verlegung von Glasfaserkabel beginnen. Sein Fazit: Weitramsdorf mit seinen neun Ortsteilen habe alles zu bieten, was eine Gemeinde im ländlichen Raum attraktiv macht. Er wird die Entwicklung als Bürgermeister nicht weiter begleiten und führt dafür persönliche Gründe an. Seinem Nachfolger wünscht er „viel Erfolg bei der Umsetzung der anstehenden Projekte“.

Aus der Geschichte

Weitramsdorf wurde erstmals im Jahr 1177 urkundlich erwähnt, Tambach bereits 874. Weitramsdorf, Schlettach und Gersbach bildeten ab 1869 eine Gemeinde. Am 1. Januar 1972 wurden Altenhof und Tambach eingemeindet. Neundorf, das vorher im Landkreis Staffelstein lag, kam 1972 dazu, Weidach 1978.

Ortsteile

Die Gemeinde Weitramsdorf hat neun Ortsteile: Vogelherd, Weidach, Weitramsdorf, Schlettach, Gersbach, Hergramsdorf, Altenhof, Tambach und Neundorf. Hier leben rund 5120 Menschen. Die Gemeinde Weitramsdorf umfasst von Vogelherd bis Neundorf und von Schlettach bis Hergramsdorf eine Fläche von 33,71 Quadratkilometern.

Autor

Bilder