Weitramsdorf Gleich zwei Gemeinderäte hören auf

Bettina Knauth
Unruhige Zeiten im Weitramsdorfer Rathaus: Mit Christian Gunsenheimer und Werner Hanke treten gleich zwei ÜPWG-Gemeinderäte zurück. Foto: NP-Archiv

Nicht nur Christian Gunsenheimer (ÜPWG) zieht sich aus dem Weitramsdorfer Gremium zurück. Auch sein Fraktionskollege Werner Hanke scheidet aus.

 
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Weitramsdorf - Paukenschlag im Weitramsdorfer Gemeinderat: Zur Sitzung am Montagabend baten mit Werner Hanke und Christian Gunsenheimer gleich zwei Vertreter der ÜPWG um Entbindung von ihrem Ehrenamt. Während Hanke bereits am 15. April Bürgermeister Andreas Carl (DGN) über die Niederlegung seines Mandats zum 30. April informiert hatte, richtete Gunsenheimer am 23. April einen dringlichen Antrag an den Rathauschef, bereits zum 27. April „aus schwerwiegenden Gründen“ von seinem Amt entbunden zu werden. Seinem Gesuch stimmte der Gemeinderat ebenso einhellig zu wie dem Antrag Hankes. Für diese wird Christian Koch nachrücken, für Gunsenheimer der frühere Gemeinderat Günter Tschech.

Während Hanke sich zu den Gründen für seinen Entschluss, nach 19 Jahren aus dem Gremium ausscheiden zu wollen, nicht näher äußerte, gab Gunsenheimer in der Sitzung an, eine persönliche Bedrohung habe ihn zu diesem Schritt veranlasst. „Sie sehen mich in einer gewissen Erschütterung“, sagte er. Um Schaden von sich, seiner Familie und der Gemeinde abzuwenden, habe er sich zum Rücktritt entschlossen. Ein Abschied, der dem erfahrenen Kommunalpolitiker sichtlich schwerfiel. Auf eine Ehrung bat Gunsenheimer zu verzichten. Nach dem Gespräch, das er mit dem scheidenden Gemeinderat vorab geführt habe, verstehe er dessen Motivation, sagte Carl. Der Bürgermeister dankte Gunsenheimer für dessen Engagement. Danach herrschte im Gremium zunächst Stille, die Räte zeigten sich sichtlich betroffen.

Die ÜPWG bedauerte am Dienstag via „Facebook“ den Rücktritt ihrer Gemeinderäte und dankte beiden für ihren Einsatz. Hanke werde mit seiner „unaufgeregten, verbindlichen Art“ und seinem „reichen Erfahrungsschatz“ fehlen, von Gunsenheimers „großen kommunalpolitischem Wissen“ habe die Fraktion ebenso profitiert. „Wir als ÜPWG verurteilen jedwede Art der physischen und psychischen Gewalt und auch deren Androhung gegenüber Politikern aller Parteien und Gruppierungen auf das Schärfste“, heißt es in dem Post weiter. Und: „Mobbing darf niemals Mittel der Politik sein.“ Dass beide fast gleichzeitig zurücktreten, sei Zufall, sagte Hanke auf Nachfrage. Gunsenheimers Rückzug bedauert der frühere 2. Bürgermeister sehr. Der ehemalige Rathauschef habe stets die Interessen Weitramsdorfs im Sinn gehabt. Der Versuch, „ihn zurückzuholen“, sei jedoch misslungen.

„Nicht mehr tragbare Zustände“, beklagte Gunsenheimer in einem Telefonat am Dienstag. Wer ihn bedroht habe und wie, dazu wollte er sich nicht weiter äußern. Entscheidend sei für ihn die Existenz eines „Umfelds, das eine solche Bedrohung überhaupt möglich macht“, sagte der FW-Kreisvorsitzende. „Unter der Voraussetzung kann und will ich nicht mehr ehrenamtlich in der Gemeinde Weitramsdorf tätig sein“, betonte er. Auch zu grundlegenden Problemen in der Gemeinde will er sich nicht mehr äußern. Selbst von der Arbeit in der ÜPWG habe er sich zurückgezogen. „Der Wert der Arbeit und der Preis, der dafür gezahlt wird, sich engagieren zu dürfen, stehen in keinem Verhältnis“, so Gunsenheimer.

Nach dem Eklat in der vorherigen Gemeinderatssitzung bemühte sich der Bürgermeister am Montagabend, die Wogen zu glätten: Die Fraktionen der Freien Wähler und der Dorfgemeinschaft Neundorf hätten sich am vergangenen Freitag auf Initiative von Uwe Knorr (FW) zusammengesetzt und „sehr konstruktiv über die zukünftige Zusammenarbeit zum Wohle unserer Gemeinde gesprochen“, informierte Carl. Nun seien alle Beteiligten auf einem „guten Weg zur Zusammenarbeit“. Der Bürgermeister: „Es wurden Fehler eingestanden und Missverständnisse aus dem Weg geräumt.“

Zwischenzeitlich seien auch die 22 Fragen der FW beantwortet, um die es in den vergangenen Wochen Wirbel gegeben hatte (die NP berichtete). Auf einige Punkte ging das Gemeindeoberhaupt ein: Der Kindergarten Weidach sei „auf gutem Wege“, die Architekten stünden fest, die Grundstücksverhandlungen liefen. Mit dem Spielplatz Vogelherd werde nächste Woche begonnen. Für die Altenhofer Brücke laufe die Ausschreibung, sie soll bis Ende des Jahres fertig werden.

Für den Kindergarten Weitramsdorf liege der Bauantrag im Landratsamt. Begonnen hätten die Sanierungsarbeiten im Schenkenweg, allerdings befänden sich die Arbeiter derzeit in Corona-Quarantäne. Die Außenanlagen am Rathaus und der Zustand des Gemeindewalds sollen Thema der nächsten Gemeinderatssitzung sein. „Wir wollen nun sicher auch mal kritisch, aber vor allen Dingen gemeinsam die zukünftigen Aufgaben und Ziele angehen“, kündigte Carl an.

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