Ukraine bittet um Waffen und setzt auf Drohnen
Die Ukraine hingegen, die selbst ihren Beitrag zum sowjetischen Sieg über Hitlerdeutschland leistete, kämpft weiter um ihr Überleben. Selenskyj fordert immer wieder die von den USA vorgeschlagene Waffenruhe für zunächst 30 Tage und bittet den Westen um Waffen, um sich weiter gegen Russlands Angriffe zu wehren.
Dabei ist auch ihm klar, dass eine militärische Rückeroberung der von Russland kontrollierten Gebiete, die knapp ein Fünftel des Staatsgebiets ausmachen, angesichts der Kräfteverhältnisse unrealistisch ist. Bisher aber verhindern die ukrainischen Verteidiger einen strategischen Durchbruch der Russen, der Kiew zu einer Kapitulation zwingen könnte.
Zugleich hat die ukrainische Armee massive Probleme, neue Soldaten zu finden. Es gibt viele Fahnenflüchtige. Auch ein finanziell attraktives Rekrutierungsprogramm für bisher verschonte 18- bis 24-Jährige brachte kaum Erfolg. Dabei wird der monatliche Bedarf von Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj mit 30.000 Soldaten beziffert.
Große Hoffnungen setzt Kiew daher auf sein Drohnenprogramm, um die fehlenden Soldaten zu kompensieren. Ziel Selenskyjs ist es, Russland aufzuhalten und so zumindest ein Patt entlang der Frontlinie ohne juristische Anerkennung russischer Eroberungen zu erringen. Doch kann das ohne ausländische Unterstützung kaum gelingen.
Kein Kriegsende in Sicht
Ein Kriegsende ist aktuell nicht in Sicht. Putin ist bisher den Versuchen von US-Präsident Donald Trump, der das Blutvergießen beenden will, kaum entgegengekommen. Zwar stimmte der Kremlchef Trumps Forderungen nach direkten Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew zu. Aber dazu verlangt Putin zuerst, dass Selenskyj ein Dekret über das Verbot solcher direkten Gespräche aufhebt.
"Putin entscheidet alles: noch mehr (oder alle) Gewalt einzusetzen – oder die bisherigen Eroberungen im Zuge von Verhandlungen festzuschreiben", sagt der Politologe Baunow. Der Kremlchef könne auf weitere Eroberungen verzichten, wenn er dafür im Tausch ein Ende der Sanktionen erreicht.
Der Soziologe Denis Wolkow vom unabhängigen Moskauer Meinungsforschungsinstitut Lewada sieht zwar weiter den starken Wunsch der Russen nach einem Kriegsende und Verhandlungen. Zugleich stellt er einen gewissen Gewöhnungseffekt fest. Weil für die meisten Russen das Kriegsgeschehen weit weg sei und ihr Leben normal weiter laufe oder sich teils sogar verbessert habe, sähen sie über vieles hinweg – auch über die wachsenden Zahlen der Kriegstoten auf russischer Seite.