Weltliteratur kompakt Klassiker treffen Krimiqueen

Große Namen, berühmte Werke: Unterschiedliche Facetten der Weltliteratur werden im Sommersemester der Coburger vhs vorgestellt. Foto: Oliver Hess

Im Studium Generale der Coburger Volkshochschule geht es diesmal um Weltliteratur. Wissenschaftler und Künstler des Landestheaters stellen Autoren und Werke vor.

 
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Coburg - Es muss nicht immer Goethe sein. Zwar hat Deutschlands Chefklassiker den Begriff „Weltliteratur“ geprägt, doch in dieser illustren Galerie taucht er ausnahmsweise mal nicht auf: Kollege Schiller und Antipode Kleist, Thomas Mann und Bertolt Brecht, Stefan Zweig und Fjodor Dostojewskij sowie Jane Austen und Agatha Christie stehen auf dem Stundenplan des Studium Generale, das die Coburger Volkshochschule im neuen Semester erstmals der Weltliteratur widmet. Die handverlesenen Großschriftsteller und -innen werden nicht nur von Literaturexperten vorgestellt, sondern sie kommen auch selbst zu Wort: Schauspieler/innen des Coburger Landestheaters runden jede der 90-minütigen Veranstaltungen im Pfarrzentrum St. Augustin mit einer Lesung ab.

Um Psyche und Politik, um Preußen und China, um bedeutende Frauen und mächtige Männer ging es schon im Studium Generale, das sich an Wissbegierige aller Generationen richtet. Nadine Düthorn, der Vize-Geschäftsführerin der vhs und diplomierten Germanistin, war es ein persönliches Anliegen, diesmal die Literatur zum Schwerpunktthema zu machen – namentlich jene, die über nationale Grenzen hinweg ganze Generationen geprägt hat.

Auf der Suche nach Kooperationspartnern wurde sie zum einen im Bamberg fündig: Professoren und Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen verschiedener Literatur-Lehrstühle der Universität Bamberg beleuchten die ausgewählten Werke unter speziellen Blickwinkeln und hinterfragen so manches Klischee.

So möchte die Literaturwissenschaftlerin Susan Brähler Jane Austen aus der Schublade „seichte Frauenliteratur“ befreien und als „Proto-Feministin, aufmerksame Sozialkritikerin und rhetorisch gewandte Parodistin“ vorstellen. Auch die Grande Dame der Kriminalliteratur spielt in der Liga der Weltliteratur mit denn: „Agatha Christie trug maßgeblich dazu bei, dass ein völlig neues Verständnis von Kriminalliteratur geschaffen wurde“, erläutert die Referentin Kerstin-Anja Münderlein. Den Eröffnungsabend wird auch ein wenig Lokalkolorit aufleuchten, wenn Prof. Friedhelm Marx, der 2. Vorsitzende der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft, den Blick des „Zauberberg“-Autors auf die technologische Moderne untersucht. Denn in der Entstehungszeit seines Romans kam Mann 1921 für eine Lesung nach Coburg und sammelte bei einem Besuch des Landkrankenhauses womöglich Inspirationen für seine Geschichte.

Bei der Programmplanung der achtteiligen Reihe lief Nadine Düthorn offene Türen beim Landestheater ein, das selbst großes Interesse daran hat, sich stärker in der Stadt zu vernetzen. Tradition haben schon die vhs-Kurse „Theater erleben“, in denen Dramaturginnen des Hauses ausgewählte Produktionen vorstellen und Probenbesuche moderieren. In der Reihe „Weltliteratur“ werden nun Schauspieler/innen Maria Stuart und Miss Marple, Hans Castorp und Mackie Messer ihre Stimmen leihen, solo oder im Dialog, rezitierend und in einem Falle auch singend: Mit Passagen aus der „Dreigroschenoper“ wird Stephan Mertl Simone Ketterls Vortrag über den „Theater-Reformer, Womanizer und Kommunisten“ Bert Brecht bereichern.

Bei der Auswahl der Interpreten hat Schauspieldramaturg Victor Pohl versucht, auch persönliche Neigungen zu berücksichtigen. Beeindruckt ist er von der Bandbreite der ausgewählten Weltliteratur, vom Klassiker bis zur Krimiqueen: „Da ist für jeden etwas dabei!“ . Für Matthias Straub ist das neue Co-Projekt mit der Volkshochschule ein Beitrag dazu, „mehr in die Stadt zu strahlen“. Auch die Kooperation mit der Hochschule soll ausgebaut werden, gemeinsam mit der Wohnbau möchte das Theater regelmäßiger zur Belebung der Innenstadt beitragen, erklärt der Schauspielchef, der ab Mitte 2023 als Teil des Direktorengremiums das Haus durch die Sanierungsphase führen soll. Er denkt auch an neue Formate, die in der halbjährigen Lücke zwischen Schließung des Großen Hauses und Eröffnung des Globe und in den folgenden Jahren im und ums Globe geboten werden sollen.

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