Weltmusik live in Coburg Spannend, bunt und sehr weiblich

In New York gerade äußerst angesagt: VickyKristinaBarcelona erfinden Tom Waits neu. Foto: Albie Mitchel

Musikerinnen geben in diesem Jahr den Ton an bei „Leise am Markt“. Sie kommen aus Amerika, Afrika und Europa und sie bringen die Klänge und Rhythmen der Welt nach Coburg.

 
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Coburg - Still war es seit Pandemiebeginn geworden in und ums „Leise am Markt“. Doch nun startet die künstlerische Leiterin Antoinetta Bafas „mit viel Hoffnung auf Normalität“ in das Jahr 2022, für das sie ein Konzertprogramm arrangiert hat, das nicht nur „spannend und leidenschaftlich schön“ zu werden verspricht – sondern auch ausgesprochen weiblich.

Drei Entertainerinnen aus New York laden zum Auftakt am Freitag, 4. März, zum femininen Kumpel-Road-Trip durch Amerika ein. VickiKristinaBarcelona haben sich den Ruf als eine der beliebtesten Bands der US-Metropole erspielt. Mit instrumentaler Vielfalt und einem Schatz an diversen Schlaginstrumenten schaffen sie einen kraftvollen und zugleich verspielten Sound und wagen multikulturelle Abenteuer. In seinem Programm definiert das Trio das Tom-Waits-Songbuch neu und bringt eine weibliche Perspektive in dessen raue und schroffe Welt. Der Name der Band ist wie ein schelmisches und zugleich verschlagenes Augenzwinkern: Es verweist auf Woody Allens Filmtitel „Vicky Cristina Barcelona“.

Was das Hackbrett im Jazz zu suchen hat, zeigt am Donnerstag, 5. Mai, Marius Preda, der wohl einzige Cimbalist auf Erden, der sich auf hohem Niveau in der Jazzwelt behauptet. Mit seinem ausgeprägten Sinn für Jazzsprache fügt Preda auch Elemente des Latin-Jazz, Salsa, Afro Cuban, Arabisch und des Blues hinzu. Nach Coburg kommt er im Trio mit seinen Söhnen Eduard und Thomas, die gerade am renommierten Berklee College of Music in Boston studieren.

Die Afro-Pop-Diva der Elfenbeinküste, Dobet Gnahoré, kommt mit dem Trio Ivoire am Montag, 27. Juni , ins Leise am Markt. Die Grammy-Preisträgerin vermittelt in den Sprachen Bété, Lingala und Wolof ein Bild ihres ganz eigenen Afrikas und singt offen über die Liebe, den Tod, aber auch die Ausbeutung der Frauen und Kinder. Mal lässt sie spielerisch einen Jodel steigen, mal geht ihre samtig-warme Alt-Stimme mit eindringlichen panafrikanischen Balladen unter die Haut. Dazu gestaltet ihr virtuoses Ensemble feingliedrige Arrangements mit westafrikanischen Mandingo-Melodien, ivorischen Ziglibiti-Gitarrenläufen, kongolesischen Rumba-Rhythmen, kamerunischem Bikutsi-Pop und ghanaischem Highlife-Sound.

Einen Grammy in der Sparte Latin nennen auch die Musikerinnen der Weltmusik-Band Flor de Toloache ihr Eigen, die am 7. Juli erwartet werden. Eine unverwechselbare musikalische Vision und der raffinierte Einsatz traditioneller Mariachi-Instrumente zeichnet das New Yorker Frauenquartett aus, das seine Inspirationen aus einer Vielzahl kultureller und musikalischer Einflüsse schöpft. Auf ihrem neuen Album vereinen sie ein ganzes Arsenal an Stilen: Jazz, klassische Musik, Salsa, Cumbia, Folk, Rock, Country und Hip-Hop. Im Laufe der letzten Jahre haben ihre Auftritte weltweit für Furore gesorgt.

New York ist auch die Heimat der Band, die am Donnerstag, 14. Juli, Gute-Laune-Klänge ins Leise bringt: Hazmat Modine gehört sein vielen Jahren bei Jazz- und Weltmusik-Festivals zu den Abräumern in der Szene. Der Sound der Band klingt derart treibend, dass er die Zuhörerinnen und Zuhörer schon nach dem ersten Ton elektrisiert. Wilde Mundharmonikas, eine fröhliche und zugleich klagende Klarinette und ein irrwitziges Sousafon kreieren einen einzigartigen Klang auf der Bühne. Hinzu kommen diverse Blas- und seltene Saiteninstrumente. Ob Folk, Blues, Jazz oder Avantgarde – Hazmat Modine können alles.

Nach der Sommerpause eröffnet am 23. September der Cellist Matthieu Saglio mit seinem Quartett das Herbstprogramm – mit einer spannenden Fusion von Celloklang und spanischer Flamencotradition. Dem Nationalinstrument Irlands, der Harfe, wird Lisa Canny am 25. September atemberaubend virtuose Melodien entlocken – aber auch das Banjo spiet eine große Rolle in ihrem Gesamtkunstwerk aus traditioneller irischer Musik, Pop und Hip Hop. Etta Scollo & Susanne Paul verbinden am 20. November in ihrem Duo-Programm „Scollo con Cello“ funkelnden Witz mit Melancholie, Poessie und ausgelassener Spielfreude. Ihre neue Band Maika stellt die Sängerin und Songwriterin Maika Küster am 3. Dezember vor. Ihre Stücke schmiegen sich balladenhaft an, trumpfen manchmal rockig auf und bleiben intuitiv und unangestrengt. Abrunden wird das Jahresprogramm am 9. Dezember die Echo-Preisträgerin Malia, die zur Top-Liga der zeitgenössischen Jazz- und Soul-Ladies zählt. Die in Malawi geborene Sängerin gilt sowohl als Verkörperung des coolen Neo-Soul-Jazz als auch als Erneuerin der Gesangstradition der großen Jazzdiven wie Billie Holiday oder Nina Simone. du

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