Weniger Arbeitslose Positiver Ausblick am Arbeitsmarkt

Christopher Michael
  Foto: dpa/Jan Woitas

Die besetzten Stellen befinden sich auf einem Allzeithoch. Die Zahl der Menschen in Kurzarbeit sinkt, nachdem teilweise bis zu ein Fünftel aller Arbeiter betroffen war. Der Fachkräftemangel setzt den Firmen jedoch schwer zu.

 
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Hof/Coburg/Bayreuth - Der Arbeitsmarkt in der Region befindet sich nach einem kurzen Dämpfer im ersten Pandemiejahr auf Erholungskurs. Wie Sebastian Peine, Geschäftsführer des Agenturbezirks Bayreuth/Hof, der für die Landkreise Hof, Bayreuth, Wunsiedel und Kulmbach zuständig ist, in einem Pressegespräch erläutert, gab es in seinem Bezirk im Dezember 2021 1600 weniger Arbeitslose als noch im Vorjahr. Auch im Agenturbezirk Bamberg/Coburg, der den westlichen Teil Oberfrankens abdeckt, war ein Rückgang von immerhin 361 Arbeitssuchenden zu verzeichnen, wie aus Daten der Agentur hervorgeht.

Mehr Probleme als die Zahl der Arbeitslosen bereitet den Arbeitsagenturen im Regierungsbezirk jedoch der flächendeckende Fachkräftemangel. „Waren früher noch einzelne Berufe oder Regionen betroffen, ist dieses Phänomen heute überall anzutreffen“, sagt Peine.

Sowohl der Vergleich mit dem Vorjahr als auch ein etwas weiterer Blick in die Vergangenheit offenbaren die rasante Entwicklung. Waren im Bezirk Bayreuth/Hof im Dezember 2020 noch 5247 Stellen ausgeschrieben, lag deren Zahl ein Jahr später bereits bei 7831. Im Jahr 2015 waren es nur 3311. Rein rechnerisch kamen damals 3,2 Arbeitslose auf eine Stelle – heute sind es 1,1.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Westen Oberfrankens. Im Jahresdurchschnitt waren hier 7590 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote im Bestand. Das seien fast 22 Prozent mehr Stellen als im Vorjahr gewesen, wie die Agentur hierzu mitteilt. Der dortige Stellenpool habe zwischenzeitlich seinen Höchststand seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor 72 Jahren erreicht.

„Aus Sicht der Unternehmen ist es für sie immer schwieriger, Arbeitskräfte zu generieren“, sagt Agenturchef Peine. „Aus Sicht der Arbeitnehmer hingegen ist die Entwicklung erfreulich.“ Es sei ein richtiger Bewerbermarkt entstanden. Vor allem im Bereich der hoch qualifizierten Arbeitskräfte wie Experten und Fachkräfte. Im Gegenzug sind für viele gemeldete Arbeitslose im Helferbereich nur wenig Stellen ausgeschrieben.

Mit Rückblick auf die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 zieht Sebastian Peine ein positives Fazit vor allem in Hinblick auf die Kurzarbeit. Allein im Agenturbezirk Bayreuth/Hof floss fast eine Viertelmilliarde Euro in das Arbeitsmarkt-Instrument. „Ohne Kurzarbeit wäre die Zahl der Arbeitslosen zum Höhepunkt der Krise wohl um 18 762 gestiegen“, sagte Peine und verwies auf eine Berechnung der Agentur. Das hätte einer Verdreifachung der Arbeitslosenzahlen entsprochen. Im Agenturbezirk Bamberg/Coburg konnten dank Kurzarbeit 12 015 Arbeitsplätze gerettet werden, wie der Leiter der dortigen Agentur, Stefan Trebes, sagt. Sank die Zahl der Kurzarbeiter bis August 2021 zwar wieder deutlich, stieg deren Zahl im letzten Quartal des Jahres jedoch wieder relativ sprunghaft an, wie die Agentur schreibt.

Für das neue Jahr sieht Sebastian Peine eine Erholung. „Sobald Omikron und die Lieferengpässe in den Griff bekommen sind, kann auch die Kurzarbeit weiter abgebaut werden“, sagt er im Gespräch. Auch was den allgemeinen Arbeitsmarkt angeht, ist er positiv gestimmt. Im Januar werde es wohl saisonal bedingt zwar noch mal einen Anstieg geben, „wir sind aber sehr optimistisch für den Arbeitsmarkt“.

Sorgen bereiten in beiden Agenturbezirken jedoch weiterhin die fehlenden Fachkräfte. „Der Bedarf der Zukunft ist nicht alleine aus dem Inland zu stemmen“, sagt Peine. „Fachkräfte sind begehrter denn je“, sagt auch Stefan Trebes. Für bestimmte Berufe mit besonders hohem Fachkräftemangel gibt es nach den Worten von Klaus Sebach, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bayreuth/Hof, besondere Programme. „Wir wollen aber keine Fachkräfte aus Staaten abwerben, die dort selbst dringend benötigt werden“, sagt er. Foto: Archiv

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