Eine gesunde Sexualität wird aber häufig dadurch erschwert, dass sich mit einer Beeinträchtigung, die ins Leben kommt, oft auch das Selbstbild ändert. Florian Schießl sah das bei sich selbst so: Einerseits dreht sich alles um ihn, andererseits kann er nichts geben. Keine Abenteuer, keine Sexualität, sogar länger aufmerksam zuzuhören bringt ihn an seine Grenzen. Jeder Ton, jeder Lichtstrahl lässt seinen ohnehin schwachen Akku schneller leer werden. „Die ganze Person verblasst. Ich war eine Hülle, die mehr ist als tot, aber weniger als lebendig“, sagt Schießl.
Irgendwann fängt Florian Schießl wieder zu daten an
Die Trennung von seiner damaligen Partnerin machte es nicht besser. „Es war so, als hätte nicht nur eine Frau, sondern gleich das ganze Konzept einer romantischen, sexuellen Partnerschaft mit mir schlussgemacht“, sagt Florian Schießl.
Aber dann, nach all den Monaten als Pflegefall, verbessert eine Therapie seinen Zustand. Das bringt ihn vom Bett wieder auf die eigenen Beine, anfangs nur kurz, dann immer länger. Und statt um Therapien kann er sich um Tinder kümmern, die Dating-App. Bald lernt er eine Frau kennen, schlank, blonde lange Haare. Als sie sich das erste Mal treffen, schafft er nur zwei Runden um einen kleinen Weiher. Mittlerweile fährt er wieder E-Bike, er ist vom Chronischen Erschöpfungssyndrom fast vollständig geheilt – und die Beiden sind ein glückliches Paar.