Werrabahn Der Zug ist erstmal abgefahren

Mathias Mathes
Pläne für eine Reaktivierung der Werra-Bahn, die faktisch einem Neubau gleichkäme, wurde im Kreistag abgelehnt. Foto: ari ( Michael Reichel )

Denkbar knapp scheitern die Befürworter der Werra-Bahn-Reaktivierung im Kreistag. Die Gegnerverweisen auf hohe Kosten und viel Landverbrauch.

 
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Rödental - „Ein Herzensprojekt“ nannte ÖDP-Kreisrat Christoph Raabs bei der Kreistagssitzung am Donnerstag in der Rödentaler Goebel-Halle den schon seit Jahren diskutierten Schienen-Lückenschluss zwischen Südthüringen und dem Coburger Land. Der Kreistag rang sich dann aber doch nicht zu einer Grundsatzerklärung pro neue Bahnlinie durch.

Mit 29 zu 28 Stimmen fiel die Entscheidung denkbar knapp aus. Raabs selbst hatte sich unzufrieden gezeigt mit der Beschlussvorlage zu dem Projekt, das auch unter Reaktivierung der Werra-Bahn geführt wird. Immerhin stünden Kosten von rund 140 Millionen Euro im Raum. Da sei es unverständlich, dass nicht ausdrücklich eine Beteiligung des Freistaats Bayern eingefordert werde.

Ohne Einschränkung sprachen sich Frank Rebhan (SPD) und Bernd Lauterbach (Grüne) für den Grundsatzbeschluss aus. Rebhan betonte, dass es jetzt doch nicht um konkrete Planungen oder gar um die Festlegung eines Streckenverlaufs gehe. Vielmehr bringe der Beschluss die Feststellung des Fahrgastpotenzials. Dies sei eine unverzichtbare Grundlage, um überhaupt weitere Entscheidungen treffen zu können. Nicht zuletzt setze die heimische Wirtschaft Hoffnungen in die Reaktivierung. Die IHK zu Coburg sehe Vorteile für den Pendlerverkehr und den Gütertransport. Bernd Lauterbach begrüßte den Lückenschluss als „langfristige Anbindung der Region an das überregionale Streckennetz“.

Einst verlief die Werra-Bahn durch das Lautertal. Dass dies heutzutage auf keinen Fall mehr in Frage komme, machte der Lautertaler Bürgermeister Karl Kolb (ULB) deutlich. „Als unmittelbar betroffene Gemeinde lehnen wir das Vorhaben ab“, so Kolb. Es sei ohnehin „eine wirtschaftliche Totgeburt und unverantwortliche Verschwendung von Steuergeldern“. Unterstützung erhielt Kolb von Christine Heider (CSU/Landvolk). Der finanzielle Aufwand und der damit verbundene Landverbrauch seien viel zu hoch. „Da passt das Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht.“ Dass die Schnellbusverbindung zwischen Eisfeld und Coburg kaum angenommen werde, untermauere dies.

Nun wäre eine alternative Streckenführung über Bad Rodach möglich. Dafür setzte sich Lokalmatador Rainer Möbus (Freie Wähler) ein. „In Bad Rodach warten wir schon seit über 100 Jahren auf die Bahnanbindung. Wir wollen nicht noch einmal 100 Jahre warten.“ Jetzt gebe es die Chance, die Wirtschaftlichkeit eines Lückenschlusses prüfen zu lassen. Diese Chance sollte man nicht ungenutzt lassen. Möbus verwies zudem auf den Umweltaspekt.

Wie es in der Beschlussvorlage hieß, sei der Begriff „Reaktivierung“ in der Region zwangsläufig mit der so genannten Werra-Bahn durch das Lautertal verbunden. Nachdem diese Strecke faktisch nicht mehr existiert, würde es sich in jedem Fall um einen Neubau handeln. Der könne nur im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens realisiert werden. In diesem Zuge könnten dann die alternativen Trassenverläufe, zum Beispiel über Meeder und Bad Rodach, geprüft werden. Der Kreis- und Strategieausschuss hat sich Ende Mai vergangenen Jahres in öffentlicher Sitzung mit dem Antrag von Kreisrat Thomas Kreisler (Grüne) zu einem Raumordnungsverfahren befasst. Der Antrag, mit der Forderung nach einem solchen Verfahren an die Staatsregierung heranzutreten, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

Letztlich liegt der Ball beim Bund, der für die Finanzierung der Schieneninfrastruktur und damit auch für einen möglichen Schienenlückenschluss zuständig wäre. Der hat aber laut Kreisverwaltung eine Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan 2030 mangels einer überregionalen Bedeutung abgelehnt. Eine Finanzierung aus Bundesmitteln erscheint damit bis 2030 nicht möglich.

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