Wichtige Firma insolvent Globe wird nicht rechtzeitig fertig

Aktuell wird am Globe die Stahlkonstruktion für den Lamellenkranz montiert. Im Inneren droht allerdings eine massive Verzögerung. Die Firma, die die Bühnentechnik installieren soll, ist insolvent. Foto: Frank Wunderatsch/Frank Wunderatsch

Die Insolvenz einer Firma für Bühnentechnik macht eine fristgerechte Inbetriebnahme unmöglich. Für das Landestheater hat das immense Folgen.

 
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Gerüchte gab es schon länger, am Freitagmorgen hat die Stadt Coburg es offiziell gemacht: Die Übergangsspielstätte für das Landestheater, das Globe, kann nicht zum vereinbarten Termin Ende Oktober 2022 fertiggestellt werden. Die Firma, die die wichtige Bühnentechnik im Rundbau einbauen soll, ist insolvent und kann ihren Auftrag – immerhin mit fast siebenstelligem Auftragsvolumen – nicht erfüllen. Konsequenz: „Die Bauzeit wird sich nach heutigem Stand auf Ende März 2023 verzögern“, so der Leiter des Hochbauamtes, Peter Cosack.

Die Stadt trifft diese Hiobsbotschaft zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Der Krieg in der Ukraine hat Bau- und Energiekosten weiter steigen lassen und auch die Materialbeschaffung erschwert. „Die Heizungsrohre, die im Globe verbaut werden, kommen aus dem ukrainischen Stahlwerk, das gerade beschossen wird“, erklärt Cosack. Und auch Lieferengpässe, ausgelöst durch Container, die irgendwo festhängen, hätten Auswirkungen auf die Coburger Baustelle. Bisher sei es gelungen, all diese Klippen zu umschiffen, „aber diesen Schlag jetzt, den können wir nicht kompensieren“, bekennt der Amtsleiter. Weil es das Vergaberecht nicht zulässt, einfach eine neue Firma zu beauftragen, muss der Auftrag komplett neu ausgeschrieben werden. Aufgrund des Auftragsvolumens muss das europaweit geschehen – was die Dauer noch einmal verlängern wird. Deshalb sei jetzt oberste Priorität, ein neues Unternehmen zu finden: „Die Leistung wird in Kürze auf den Markt gehen“, verspricht Peter Cosack.

Ganz einfach wird das nicht werden. Handelt es sich doch um sehr spezielle Arbeiten. „Der Markt für so etwas ist sehr überschaubar“, weiß der Fachmann. Dass das renommierte deutsche Unternehmen so in Schieflage gekommen ist, hätte die Verantwortlichen „komplett überrascht“. Zu keinem Zeitpunkt sei eine solche Entwicklung absehbar gewesen. Allerdings war die Stadt in dieser Sache auch weitgehend auf sich alleine gestellt. Eine Information vonseiten der Firma sei bis heute nicht erfolgt. Seit vier Wochen wisse man von der Zahlungsunfähigkeit, doch erst ein Blick in die Insolvenzbekanntmachungen hätte Gewissheit gebracht. „Unverschuldet und nicht vorhersehbar“ sei man nun in diese Situation gerutscht, wie Peter Cosack beteuert.

„Die Arbeiten gehen trotzdem weiter“, ist ihm wichtig zu betonen, dass die Baustelle keinesfalls ruht. Allerdings seien fast sämtliche Gewerke von der Insolvenz betroffen, weil für die Bühnentechnik viele Kabel verlegt werden müssen und das wiederum Einfluss auf den Zeitplan anderer Arbeiten hat. „Die wichtigen Bereiche Bühne und Zuschauerraum können damit nicht fertiggestellt werden“, so Cosack.

Wie groß der finanzielle Schaden der Stadt Coburg durch die zeitliche Verschiebung ist, ließe sich jetzt noch nicht genau beziffern. Man sei noch am Rechnen, heißt es. Zuletzt war man beim Globe von Kosten von um die 30 Millionen Euro ausgegangen.

Ganz konkrete Auswirkungen der Verzögerung kann derweil das Coburger Landestheater benennen. Wird das Globe doch als Ausweichspielstätte errichtet, für die Zeit, wenn das Theater am Schlossplatz generalsaniert wird. „Für uns bedeutet das eine verlängerte Corona-Zeit“, betont Intendant Bernhard F. Loges mit Blick auf einen neuen Fertigstellungstermin. Nach der Übergabe des Hauses ans Theater brauche man noch gut drei Monate für den Umzug, bevor es im Coburger Süden überhaupt losgehen kann. Die Bauverzögerung jetzt sei ein „eklatantes Riesenproblem“, so kaufmännischer Direktor Fritz Frömming. Hinter Ensemble und Mitarbeitern lägen zwei Jahre Corona-Pandemie mit Einschränkungen, die die Einnahmen halbiert hätten. Dazu hätte beim Publikum eine „Verunsicherung und Entwöhnung eingesetzt“, denen man nun mit einem kulturellen Neustart entgegentreten wollte. „Und jetzt kommt das noch obendrauf“, so Frömming.

Am 30. Juni dieses Jahres erlischt die Betriebserlaubnis für das Haus am Schlossplatz. „Ab da haben wir keine große Spielstätte mehr“, erläutert Loges. Alles just dann, wenn sich die Menschen freuen, dass Theater nun wieder möglich ist. „Genau da müssen wir ihnen sagen: ‚Schauen Sie, wo Sie uns finden’“, bedauert er.

Für die Übergangszeit bis zum Einzug ins Globe wurde bereits ein Spielplan erarbeitet, der nun ausgedehnt werden muss. Dazu sollen die Reithalle, die Morizkirche sowie das Coburger Kongresshaus als Spielstätten genutzt werden. Was auf den ersten Blick nach guten Alternativen klingt, ist aus wirtschaftlicher Sicht eine Notlösung. Gerade für die gewinnbringenden Produktionen des Musiktheaters, die in Coburg den größten Erfolg versprechen, eignen sich diese Veranstaltungssäle nur bedingt. Trotzdem will Intendant Loges die gute Zusammenarbeit mit dem Kongresshaus nicht unerwähnt lassen: Trotz großer Auslastung des Saales sei man dort immer wieder bereit, „eine Lücke zu finden“, ist er dankbar. Fünf bis sieben verschiedene Szenarien gebe es, die jetzt durchdacht werden sollen, informiert Stadtsprecher Louay Yassin.

Ob die Stadt juristisch gegen die insolvente Firma vorgeht, prüfe das Rechtsamt. „Momentan liegt unsere Priorität jedoch darauf, die Arbeiten fortsetzen zu können“, so Peter Cosack.

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