Die Forscher fanden heraus, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der lokalen römischen Prägung und einem heutigen psychologischen Profil in diesen einst römischen Regionen gibt, das sich durch ein höheres Wohlbefinden auszeichnet: sowohl in Persönlichkeitsmerkmalen, wie höherer Gewissenhaftigkeit und Extraversion sowie geringerem Neurotizismus, als auch in größerer Lebenszufriedenheit und einer längeren Lebenserwartung.
Mechanismen des römischen Langzeiteffektes
„Die Studie legt nahe, dass die römischen lokalen Investitionen in wirtschaftliche Fortschritte wie das Straßennetz, die Märkte und Bergwerke entscheidend zu diesem Effekt beigetragen haben“, erklärt Michael Fritsch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Limeswall markierte demzufolge die Grenze zwischen einer der fortschrittlichsten und einflussreichsten Zivilisationen der Geschichte und den vergleichsweise unterentwickelten germanischen Stämmen.
Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, wie tief und dauerhaft nicht nur das römische Straßennetz und der damit verbundene Handel mit dem gesamten Römischen Reich, sondern auch die damals sehr fortschrittliche römische Kultur, die großen Wert auf Wohlbefinden und Gesundheit legte, die lokalen Gebiete nachhaltig prägten. Fritsch: „Die römische Besatzung hinterließ ein bedeutendes und dauerhaftes wirtschaftliches sowie kulturelles Erbe, das sich nun auch in den psychologischen Landkarten widerspiegelt“.
Warum der Limes-Effekt über 2000 Jahre anhält
Dass dieser Effekt so lange anhielt, lässt sich den Experten zufolge durch die menschliche Fähigkeit erklären, über Generationen hinweg auf kulturellen Fortschritten aufzubauen und regionale Kultur weiterzugeben.
„Zudem wissen wir aus der ökonomischen Forschung, dass lokale wirtschaftliche Vorteile – die ihrerseits ihre Wurzeln in der Geschichte haben können – sich über lange Zeiträume hinweg als anhaltende Vorteile manifestieren“, erläutert Wyrwich.
„Die psychologischen Grenzen, die wir heute bemerken, könnten ihre Wurzeln tief in der Vergangenheit haben“, sagt Martin Obschonka. „ Antike Grenzen, aus Holz oder Stein wie der Limes, mögen längst verschwunden sein, doch ihre psychologische Wirkung kann über Jahrtausende fortbestehen – unsichtbar, aber dennoch bedeutsam, als psychologische Grenze“.