Wiesenbrüter Achtung, Nachwuchs!

Steffanie Nickmann

Derzeit brüten störungsempfindliche Vögel wie Kiebitze. Hundehalter sollten deshalb gerade besonders aufpassen. Der LBV im Raum Coburg will mit einem neuen Flyer aufklären

Kiebitze mit Nachwuchs sind besonders empfindlich gegen Störungen. Foto: LBV/Christoph Bosch

Hundehalter, die mit ihren Tieren in der freien Natur unterwegs sind, sollten in diesen Wochen besonders rücksichtsvoll sein. Grund dafür sind die Wiesenbrüter, die sich in der Zeit von Anfang März bis Ende Juli Nistplätze in feuchten Grünflächen suchen. Um für dieses Thema zu sensibilisieren, hat der LBV Coburg einen Flyer herausgegeben, der aufklären soll. Er listet die Wiesenbrütergebiete im Landkreis und warnt: „Mittlerweile sind die Wiesenbrüter selten geworden und vom Aussterben bedroht.“ So hätten die feuchten Wiesen jahrtausendelang als gute Brutplätze für Kiebitz, Braunkehlchen und Bekassine gedient und noch vor einigen Jahren seien die bodenbrütenden Vogelarten überall im Landkreis verbreitet gewesen. Inzwischen konzentrieren sie sich auf den Itzgrund, die Glender Wiesen, die Schafwiesen südlich von Wiesenfeld, die Rodachauen und das Offenland zwischen Meeder, Wiesenfeld, Sulzdorf und Beuerfeld. Insgesamt zählt der LBV in der Region 47 Brutgebiete mit einer Gesamtfläche von rund 2600 Hektar.

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Gefahr für das Gelege

Frank Reißenweber, Kreisgruppenvorsitzender des LBV, sagt daher: „In der Brutzeit sollten Hunde nicht frei über die Wiesen laufen.“ Geschehe dies, so könne das in manchen Gebieten des Landkreises durchaus zu einem Problem werden. „Auch wenn die Hunde den Wiesenbrütern in den seltensten Fällen direkt etwas tun, stellen sie dennoch eine Gefahr für das Gelege dar“, betont der Biologe. Denn die störungsempfindlichen Brüter könnten nicht abschätzen, ob ein frei laufender Hund harmlos oder gefährlich ist. „Aufgeschreckte Eltern verlassen vorübergehend ihr Nest und ihre Küken, die dann Wetter und Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind“, mahnt der LBV in seiner Broschüre.

Der Gebietsbetreuer des LBV, Christian Fischer, setzt in diesem Jahr zum ersten Mal auf die Aufklärung über einen Flyer, der explizit auf das Coburger Land zugeschnitten ist. „Es ist ein Dauerthema, um das man sich alljährlich kümmern muss“, meint er. Verschärft habe sich die Problematik zwar nicht, „doch sieht man immer wieder Leute, die durch die Wiesen gehen mit frei laufendem Hund oder angeleintem Hund.“ Auch würden Schilder in Wiesenbrütergebieten mit dem Hinweis, Hunde besser anzuleinen, nicht immer beachtet.

Nicht erlaubt

Dabei: „Durch die Wiesen zu laufen ist zur Zeit des Gras-Aufwuchses eigentlich nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz nicht erlaubt. Das weiß aber keiner.“ Der Flyer weise darauf jedoch nicht hin, sondern appelliere an die Einsicht. Damit die Information alle Haushalte erreicht, hatten sich die Gemeinden Großheirath, Itzgrund und Meeder bereit erklärt, Flyer über ihre Amtsblätter zu verteilen. „Wichtige Wiesenbrütergebiete liegen in diesen Gemeinden, daher sollte hier schwerpunktmäßig verteilt werden“, so Fischer, der zeitgleich warnt: „Der Trend der Wiesenbrüter ist seit vielen Jahren rückläufig. Dies spiegelt sich in ganz Bayern wider. Es geht ihnen also sehr schlecht, die Bestände sind überaus klein geworden und verletzlich.“

Der häufigste Wiesenbrüter in der Region Coburg ist der Kiebitz. Wie Christian Fischer weiß, kommen in guten Jahren 20 bis 25 Brutpaare zusammen, aber er gibt auch zu bedenken: „In den 1980er Jahren waren es inklusive des Grenzstreifens noch mehr als 200 Brutpaare.“ Ende der 1990er Jahre sei die Zahl bereits drastisch geschrumpft; seinerzeit zählte die Region schon nur noch 70 Brutpaare. Auch die Bekassine und das Braunkehlchen gehören zu den Wiesenbrütern, seltener kommen Wiesenpieper und Wachtelkönig vor. „Das Problem ist, dass sie nur wenig oder gar keinen Nachwuchs mehr durchbringen“, fasst Fischer zusammen. Das liege an der schlechten Lebensraumqualität, aber auch am Verlust durch Beutegreifer.

Als Fressfeinde

Genau hier – beim Nestschutz – setzt die Bitte des LBV-Flyers an. „Hunde werden als Fressfeinde wahrgenommen“, betont der Gebietsbetreuer und setzt nach: „Es gibt Wiesenbrütergebiete, die sehr häufig frequentiert werden von Hundefreunden, sodass sich Störungen häufen und die Vögel stressen. Das kann auch dazu führen, dass Gebiete nicht mehr besiedelt werden, da diese an Attraktivität für die Vögel verlieren.“ Christian Fischer meint aber auch, freilaufende Hunde seien nur ein Puzzleteil.

„In Wiesenbrütergebieten und Naturschutzgebieten sollten Hundehalter ihre Tiere an die kurze Leine nehmen“, erklärt Christian Fischer. Dies sei eine Maßnahme, die aus Sicht des Vogelschutzes zeitlich begrenzt werden kann auf den Zeitraum von Anfang März bis Ende Juli. Spaziergänger mit Hunden sollten zudem auf den Wegen bleiben und nicht in die Wiesen gehen. Zudem sollten Tümpel und Flachwassermulden gemieden werden. Zudem sollte auf Hinweisschilder in den Wiesenbrütergebieten geachtet werden. „Jedoch sind noch nicht alle Gebiete beschildert“, so der Gebietsbetreuer.