Wildunfälle im Landkreis Kronach Risiko Reh

Rainer Glissnik
Vor allem Rehe sind an Wildunfällen beteiligt. Foto: /Thorsten Mohr

Die Zahl der Wildunfälle im Kreis Kronach ist im Jahr 2021/22 leicht gestiegen. Schwarzwild kommt dabei dabei aber nur noch höchst selten unter die Räder. Der Grund: die intensive Bejagung.

 
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Projektkoordinator „Wild und Straße“ Klaus Riedel hat kürzlich die neue Wildunfallstatistik für den Landkreis Kronach präsentiert. Der Zeitraum entspricht dem Jagdjahr vom 1. April bis 31. März.

Dabei bestätigt sich auch in der Region ein bundesweiter Trend: Rehwild kommt besonders häufig unter die Räder. Im Landkreis waren es im vergangenen Jahr 518 dieser Tiere – mit geringem Anteil Rotwild. „Das ist der höchste Anteil seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1990“, betonte dann auch Klaus Riedel. Ein Jahr vorher waren 448 Rehe in Unfälle verwickelt.

Wildschweine hingegen sind der Statistik nach inzwischen deutlich seltener der Grund, warum es kracht. Nur noch 34 Schwarzkittel rannten 2021/22 in ein Auto, ein Jahr zuvor waren es noch 104. Riedel sieht das als Ergebnis der verstärkten Bejagung des Schwarzwilds. Weiterhin wurden 28 Füchse, sechs Dachse und 42 Hasen überfahren.

Mehr Menschen im Wald

Als Grund für die dennoch gestiegene Zahl an Wildunfällen mit Rehen vermutet Riedel zum einen, dass immer öfter Menschen in den Wäldern unterwegs seien und dabei immer häufiger auch abseits der Wege liefen. Zum anderen müssten aufgrund des Borkenkäferbefalls verstärkt Waldarbeiten durchgeführt werden. Unterhalb der Kronacher Nordbrücke könne man sehen, welche gewaltigen Mengen abgeholzten Waldes auf Züge verladen werden. „An vielen Stellen verschwinden ganze Waldbereiche. Dazu kommen schwere Fahrzeuge und Mengen von lauten Motorsägen zum Einsatz.“ All dies treibe immer wieder gerade die Rehe in die Flucht und diese überquerten dann nahe liegende Straßen, so Riedel. Leider seien viele Maßnahmen zur Wildunfallvermeidung durch Jäger und Forstleute nicht immer mit erhofftem Erfolg gekrönt. „Jeder Wildunfall ist aber einer zu viel“, unterstrich er. Ziel sei es daher weiterhin, Wildunfallschwerpunkte gezielt anzugehen. Es gehe um den Schutz der Verkehrsteilnehmer, aber auch des Wildes. Dabei biete er an, gemeinsam mit den Revierleitern mögliche Maßnahmen zu besprechen. Als wirkungsvollste hätten sich der Duftzaun und Multi-Wildschutz-Warner erwiesen, informierte er. Unterstützt werde die Anschaffung vom Landkreis, um Wildunfälle auf den Kreisstraßen zu vermindern. Aktuell seien an zehn Kreisstraßen Wildunfallmaßnahmen ergriffen worden. Manchmal lege man auch Wildäcker an.

Verkehrsdichte nimmt zu

Wie Riedel betonte, habe in der Vergangenheit auch die Verkehrsdichte im Landkreis stetig zugenommen. Somit würden Straßen entsprechend der neuen Herausforderungen laufend angepasst und der Verkehr fließe schneller. „Das Wild bleibt aber bei seinen angestammten Wildwechseln und so kommt es immer öfters zu Kollisionen.“ Rehböcke suchten sich zudem im Frühjahr neue Reviere.

„Es bleibt das Bestreben, Wildunfälle zu verringern und der steigenden Anzahl entgegenzuwirken“, so Riedel abschließend. Sein besonderer Dank galt dann den Polizeibeamtinnen und -beamten der Polizeiinspektionen Kronach und Ludwigsstadt. Diese übernähmen die Registrierung aller Wildunfälle.

Unfall-Schwerpunkte im südlichen Landkreis

Im südlichen Landkreis Kronach ist ein Wildunfallschwerpunkt die Staatsstraße 2208 zwischen Mitwitz und Leutendorf. Hier kam es zuletzt zu 24 Unfällen mit Wildbeteiligung. 19 Tiere wurden auf Staatsstraße 2708 zwischen Mitwitz und Haig und 13 auf der Bundesstraße 303 zwischen Mitwitz und Burgstall angefahren.

Im Bereich Küps/Weißenbrunn ereigneten sich 28 Wildunfälle auf der Bundesstraße 85 in den Bereichen zur Rucksmühle und nach Friedrichsburg. 20 Mal krachte es auf der Staatsstraße 2200 zwischen Theisenort und Beikheim, 19 Mal auf der Bundesstraße 173 zwischen Küps und Kronach.

Weitere Schwerpunkte sind die Staatsstraße 2200 zwischen Steinberg und Tschirn (24 Wildunfälle) sowie der trotz vieler Maßnahmen stetige Wildunfallschwerpunkt auf der Kreisstraße 25 zwischen Friesen und Birkach (22). Ohne die vielen Maßnahmen würde es hier wohl noch weit dramatischer aussehen. Aber auch auf der Bundesstraße 173 zwischen Kronach und Zeyern kam es zu 20 Wildunfällen und zwischen Zeyern und Wallenfels zu 19. Zwischen Marktrodach und Seibelsdorf ereigneten sich noch ebenso 13 Wildunfälle.

Unfallschwerpunkte im Norden

Im nördlichen Landkreis wurde in den letzten Jahren besonders viel an den Wildunfallschwerpunkten unternommen. Auch sind dort die Wälder oft viel lichter geworden. Am Rennsteig ereigneten sich auf der Kreisstraße 09 zwischen Rothenkirchen und Buchbach 17 Wildunfälle, auf der Bundesstraße 85 zwischen Pressig und Förtschendorf elf sowie zehn auf der Kreisstraße 04 zwischen Posseck und Marienroth. Am Rennsteig gab es 20 Wildunfälle im Bereich der Staatsstraße 2209 zwischen Steinbach und Kleintettau, zwölf auf der Bundesstraße 85 zwischen Steinbach und Ludwigsstadt sowie elf auf der Staatsstraße 2201 zwischen Tettau und Schauberg.

Ein Wildtier kommt selten alleine

Die Gefahr eines Wildunfalls ist früh und abends in der Dämmerung an größten. Wildunfälle machen etwa fünf Prozent aller Straßenverkehrsunfälle aus. Bundesweit ereignen sich jedes Jahr rund 300 000 Wildunfälle. Der ADAC – einer der Projektpartner „Wild und Straße“ – rät zu vorausschauendem Fahren. Tauchten Tiere am Straßenrand auf, sollte man in jedem Fall die Geschwindigkeit reduzieren. Wildtiere könnten nämlich die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs nicht einschätzen und würden nicht warten, bis das Auto vorbeigefahren ist. Wer ein Wildtier am Straßenrand entdecke, sollte zudem auch das Fernlicht ausschalten. Hilfreich sei, zu hupen, um die Tiere zu vertreiben. Übrigens: Wildtiere sind meist nicht allein unterwegs. Einem Tier können weitere folgen. Ist ein Wildunfall unvermeidlich, sollten Verkehrsteilnehmer keinesfalls versuchen, auszuweichen. Unkontrolliertes Ausweichen könnte mit einer Kollision gegen Baum oder entgegenkommenden Verkehr tödlich enden.

Tiere nie anfassen

Nach einem Wildunfall sollte man dann die Warnblinkanlage einschalten, die Warnweste anziehen und die Unfallstelle absichern. Sind Personen verletzt, muss unverzüglich die Rufnummer 112 gewählt werden. Aber auch ohne Verletzte muss bei einem Wildunfall immer die Polizei (110) verständigt werden. Wichtig ist, den genauen Standort durchzugeben. Wildunfälle werden über die Teilkasko oder Vollkasko reguliert, weshalb eine Wildunfallbescheinigung wichtig ist.

Verletzte Tiere sollte man auf keinen Fall anfassen, da sie sich wehren könnten. Angefahrenes Wild darf nicht vom Unfallort entfernt werden, sonst droht eine Anzeige wegen Wilderei.

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