Wilhelmsthal Ein kirchliches Kleinod

Karl-Heinz Hofmann
Viele Gläubige nahmen an der Maiandacht der Pfarrei Sankt Ägidius Lahm an der „Stannahauskapelle“ teil. Foto: Heike Schülein

Seit gut 100 Jahren gibt es die Steinhauskapelle im Grümpeltal. Dort ist nun eine Andacht gefeiert worden. Das Gotteshaus erinnert an glückliche Rettungen.

 
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Zahlreiche Gläubige haben sich kürzlich zur Maiandacht in der „Steinhauskapelle“ versammelt, auch bekannt als „Stannahauskapelle“. Im jährlichen Wechsel findet diese Andacht in Hesselbach, Lahm, Geschwend und in der Grümpel statt. Dass in diesem Jahr an der „Stannahauskapelle“ zur Muttergottes gebetet wurde, hängt mit dem 100-jährigen Bestehen des Kleinods zusammen. Das Jubiläum wurde nun nachgefeiert.

Nicht nur das idyllisch gelegene Kirchlein ließ die Maiandacht zu einem ergreifenden Erlebnis werden. Der Eigentümer des Gotteshäuschens, Gerhard Beitzinger, gestaltete mit seiner Ehefrau Heike, Günter Beitzinger aus Kronach sowie Pfarrer Sven Raube die Andacht inhaltlich zum Thema „Begegnungen“ aus. Dabei spürten sie der Begegnung von Maria und Elisabeth nach. Die Freude wird greifbar: „Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind vor Freude in ihrem Leib“, heißt es im vom Pfarrer vorgetragenen Lukas-Evangelium. Viele Menschen begegneten sich täglich, aber begegneten sich in Wahrheit nie. „Echte Begegnungen sind selten“, heißt es im meditativen Text, den Heike Beitzinger vortrug. Sie passierten dort, wo ein guter Geist herrsche.

Gesanglich umrahmt wurde die Maiandacht mit bekannten Marienliedern vom Musikverein Hesselbach.

In seinen Schlussworten dankte Gerhard Beitzinger insbesondere Siggi Marose, der das am Kirchlein angebrachte Marienbild ehrenamtlich restauriert hatte. Mit der Mariendarstellung hat es eine besondere Bewandtnis – wurde diese doch von den „Stannahäusern“ gestiftet, um an den glücklichen Ausgang eines Fuhrunglücks zu erinnern.

Die Wegkapelle hat ihre Wurzeln in einem Ereignis Ende des 18. Jahrhunderts. Damals fuhren Grümpler Bauern ihr Blochholz vom Birnbaumer Wald und der Nurner Höhe den teilweise tief eingeschnittenen, steil abfallenden Fuhrweg des Steinhausberges ins Grümpeltal hinab. Ein Vorfahr der Familie Beitzinger wollte hier mit einem Ochsengespann Baumstämme hinab ins Tal transportieren. Dafür hatte er einen Wagen in zwei Teile zerlegt. Auf das vordere Wagenteil, an dem sich Deichsel und Bremsen befanden, lud er die Stämme auf. Deren Enden dienten als zusätzliche Bremsen. Beim überladenen Fuhrwerk versagte jedoch die Schleif. Unaufhaltsam trieb das Gefährt den steilen Berg hinunter. Für Mensch und Tier drohte die Gefahr, von den rutschenden Stämmen erschlagen zu werden. In seiner Not rief der Bauer die Muttergottes um Hilfe und Beistand an. Wie durch ein Wunder verfing sich die Holzladung an einem starken Baumstumpf. Mensch und Tier blieben ohne Schaden.

Das zum Dank gestiftete Bild war jahrelang an einem Baum befestigt. 1921 erbauten zum Dank für ihre gesunde Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg die Brüder Georg, Kilian und Johann Beitzinger die Kapelle. Als in den 1920er-Jahren die Ruhr in Birnbaum wütete und vor allem Kinder dahinraffte, fanden Wallfahrten zu der Kapelle im Grümpeltal statt. Mitte der 1990er-Jahre wurde das Kirchlein restauriert, ebenso zum 100-jährigen Jubiläum.

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