Windheim/Pressig Für Raser setzt es Saures

Heike Schülein

In Windheim freut man sich über zehn neue Schülerlotsen. Bei ihrer Ausbildung durften sie auch einmal das Tempo der Autofahrer messen und jene rüffeln, die zu schnell unterwegs waren.

 
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„35 – fünf Stundenkilometer zu schnell“, rufen die Schülerlotsen an der Laserstation in der Schulstraße ihren Amtskollegen aus der siebten und achten Jahrgangsstufe zu. Gemeinsam mit dem Verkehrserzieher Martin Roßmehl winken sie den blauen Pkw an die Bushaltestelle unterhalb der Windheimer Schule. Die Schüler treten an das Auto heran, stellen sich vor und erklären dem sichtlich verdutzten Mann, dass er das vorgeschriebene Tempo 30 nicht eingehalten hat: „Sie sind zu schnell gefahren. Daher gibt es für Sie von uns einen Center-Shock.“

Besserung gelobt

Sichtlich erleichtert, noch einmal mit einem „Rüffel“ davongekommen zu sein, entschuldigt sich der „Verkehrssünder“ und gelobt Besserung. Lobenswerterweise war er an diesem Dienstagvormittag einer der ganz wenigen, die – von der Hauptstraße kommend – die Höchstgeschwindigkeit überschritten hatten. Für alle anderen verkehrsregeltreuen Auto- und Lkw-Fahrer gab es zur Belohnung einen Schoko-Bon.

„Wir freuen uns sehr, dass an der Windheimer Schule regelmäßig Verkehrshelfer ausgebildet werden“, bekunden Martin Roßmehl und die Dienststellenleiterin der Polizeiinspektion Ludwigsstadt, Antje Düthorn. In der Tat ist es an der Schule gute Tradition, dass sich immer wieder Freiwillige zur Übernahme dieses so wichtigen Dienstes bereit erklären – und das sehr erfolgreich; belegten sie doch bislang oftmals bei den verschiedenen Verkehrshelfer-Entscheiden auf Kreis-, Bezirks- oder gar Landesebene vordere Plätze. Nunmehr stellten sich erneut zehn Siebt- und Achtklässler der fünf Doppelstunden umfassenden Ausbildung an der Schule. Alle bestanden die theoretische Abschlussprüfung, zwei von ihnen sogar mit der vollen Punktzahl.

Beitrag zu mehr Sicherheit

„In erster Linie lernen Verkehrshelfer das richtige Verhalten und die wichtigsten Verkehrsregeln insbesondere an der Bushaltestelle, bei Zebrastreifen, an Ampelanlagen sowie sonstigen Übergangen“, erklärt der Polizist. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, vor Schulbeginn und nach Schulschluss jüngere und unerfahrene Mitschüler über die Straße zu führen und deren Weg an gefährlichen Stellen zu sichern. Mit ihrer verantwortungsvollen Aufgabe tragen sie zu einem hohen Maß zu mehr Sicherheit auf den Schulwegen bei.

„Ihr übt eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit aus. Das, was ihr tut, ist keineswegs selbstverständlich“, würdigte Martin Roßmehl, als er allen frischgebackenen Schülerlotsen ihre Einsatzpässe aushändigte, nebst ihrer Ausstattung – sprich neongelbe Warnweste, Käppi und eine weiß umrandete rote Kelle. Schülerlotsen – in der Straßenverkehrsordnung „Verkehrshelfer“ genannt – geben ein bemerkenswertes Vorbild an Sozialverhalten, weil sie ausschließlich für andere Menschen da sind, für jüngere und schwächere. Es ist hoch anzurechnen, dass sie schon zur Stelle sind, bevor der Unterricht beginnt und ihre Aufgabe auch bei schlechtem Wetter wahrnehmen.

Schulweg-Schutzengel

Bei einem Aktionstag mit der Polizei wurden die neuen „Schulweg-Schutzengel“ nunmehr in ihr Amt anhand einer praktischen Übung eingeführt. Kam ein Auto, sollten sie einschätzen, wie schnell es fährt und ob der Fahrer das Tempolimit einhält. Keine leichte Aufgabe – und auch der Blick durch das Lasergerät will gelernt sein, wie die Jugendlichen bei der anschließenden Laser-Geschwindigkeitskontrolle schnell merkten. Es machte ihnen sichtlich Freude, für kurze Zeit in die Rolle eines Polizisten zu schlüpfen, vorbildliche Fahrer zu loben oder Zu-schnell-Fahrern ins Gewissen zu reden.

Zugleich mahnte die Aktion zur Vorsicht in der Nähe von Schulen – und sie hinterließ einen nachhaltigen Eindruck, insbesondere bei den angehaltenen Autofahrern. Diese zeigten sich beeindruckt, aus einem Kindermund den Appell zur Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zu hören.

15 neue Lotsen in Pressig

Auch an der Grund- und Mittelschule Pressig bestanden 15 Schüler ihre Prüfung zum Schülerlotsen mit Bravour. Darüber freuten sich Rektor Johannes-Peter Müller wie auch Bürgermeister Stefan Heinlein. Beide dankten dem Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Ludwigsstadt, Martin Roßmehl, sowie der Leiterin der Polizeiinspektion Ludwigsstadt, Antje Düthorn, die sich ziemlich kurzfristig bereit erklärten, einen Schülerlotsenkurs abzuhalten und die Prüfungen abzunehmen. Krönender Abschluss dieses Lehrgangs war auch hier eine Laserkontrolle, diesmal an der Bundesstraße 85. Auf Höhe der Schule gilt auch dort nämlich Tempo 30. Und wie in Windheim gab es für Raser einen Center-Shock und für vernünftige Autofahrer einen Schoko-Bon.

Mehr Bilder unter www.np-coburg.de.

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