Katharina Dehnen-Schmutz von der britischen Coventry University, die ebenfalls als Leitautorin zu dem Bericht beigetragen hat, beziffert die jährlichen Kosten durch invasive Arten auf umgerechnet knapp 400 Milliarden Euro. Und das sei eine vorsichtige Schätzung: „Nicht alle Auswirkungen sind dabei ökonomisch bewertet worden.“ Das sei insbesondere bei den Folgen für die Natur schwierig.
In der Land- und Forstwirtschaft ließen sich die Schäden durch eingeschleppte Krankheiten oder Schädlinge leichter abschätzen. Als Beispiele nennt die Forscherin das durch einen Pilz ausgelöste Eschensterben oder den Maiszünsler – ein Schmetterling, dessen Raupen sich von Maispflanzen ernähren und zu hohen Ernteausfällen führen können. Hobbygärtnern dürfte auch der Buchsbaumzünsler bekannt sein, der ursprünglich aus Asien stammt.
Geografische Grenzen verlieren ihre Bedeutung
Hanno Seebens verweist darauf, dass sich Tier- und Pflanzengesellschaften durch den Einfluss des Menschen weltweit immer ähnlicher werden, weil sich einige Arten nun fast überall durchsetzen könnten – etwa der Japanische Staudenknöterich. „Natürliche geografische Barrieren verlieren zunehmend ihre Bedeutung“, sagt der Forscher.
Wie sich die Verbreitung invasiver Arten bremsen ließe, sei eigentlich schon lange bekannt, sagt Sven Bacher. Ähnlich wie beim Klimawandel gebe es aber ein Umsetzungsproblem. Nötig seien strengere Kontrollen im Warenverkehr. Wenn doch eine unerwünschte Spezies eingeschleppt wird, müsse man versuchen, sie so weit wie möglich zurückzudrängen. Das könne beispielsweise durch die biologische Bekämpfung mit Nützlingen passieren. Gefragt sei aber auch jeder Einzelne, der als Konsument zum Warenverkehr beiträgt oder als Tourist Samen womöglich fremder Pflanzen einschleppt.
Hanno Seebens sagt es so: „Das Problem ist nicht die einzelne invasive Art, sondern der Mensch, der dafür sorgt, dass sie sich ausbreiten kann.“
Arten am falschen Ort
Ursachen
Gebietsfremde Arten wurden teilweise absichtlich von Menschen eingeführt – beispielsweise als Zierpflanzen – oder versehentlich eingeschleppt. Teilweise können sie wie die Asiatische Tigermücke auch neue Krankheitserreger mitbringen. Bericht
Am aktuellen Bericht des Weltbiodiversitätsrats haben 86 Forschende aus 49 Ländern vier Jahre lang gearbeitet. Das in Bonn angesiedelte Gremium soll unabhängige Informationen über den weltweiten Zustand der Natur liefern. Es ist damit ein Pendant zum Weltklimarat. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten gelten weltweit als stark bedroht oder bereits ausgestorben.