Woodstock-Forever Liebe, Frieden und Glück in Waffenrod

Alle mal locker machen Foto: /Bastian Frank

Das „Woodstock Forever“-Festival steht für die unsterbliche Musik der Hippie-Zeit – und ein unnachahmliches Gemeinschaftsgefühl. Zum 17. Mal versammelt sich die Fangemeinde ab Donnerstag vier Tage lang in Waffenrod bei Eisfeld. Auf den Bühnen stehen wilde Veteranen, aber auch Langhaar-Nachwuchs aus Blues, Folk und Prog-Rock. Hier sind einige der Top-Acts.

 
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Aus vier Zelten im Anfangsjahr 2005 sind Hunderte geworden, Wohnmobile, Camper dazu. Die Besucher kommen aus allen Himmelsrichtungen – von Hamburg bis ins tiefste Bayern, vom Ruhrpott bis Sachsen. Auf der Bühne stehen keine Superstars des Mainstreams, aber feste Größen einer Szene, die mit „Hippie-Musik“ nur unzureichend beschrieben ist. Es ist ein großes Familientreffen jener Fans, für die das legendäre „Woodstock“-Festival 1969 noch heute den Geist von Liebe, Frieden und Glück versprüht. „Woodstock Forever“ heißt das Ganze, und am Donnerstag geht es wieder los im Auenland in Waffenrod in den Bergen hoch über Eisfeld. Vier Tage wunderbarer Ausnahmezustand für alle, die da sind. Alle aus der großen Familie.

Auf den drei Bühnen sind 29 Bands zum 17. „Woodstock Forever“ dabei – aus Österreich, Schweden, Großbritannien, Frankreich, Peru, Wales, Holland, den USA, der Schweiz und Deutschland. Gefeiert werden sie von allen: den Alten und Jungen. Folkrock, Blues und Liedermacherei, klassischer Gitarrenrock und exzentrische Sänger, laute Beats und leisere Töne: Auch für seinen Stilmix ist das Festival bekannt. „Es hört sich niemand Bluesrock in Dauerschleife an“, sagt Michael Memm, der das Fest mit seiner Tochter Melanie organisiert. Es ist ein Wohlfühl-Festival, das Musik in allen Facetten auf die Bühne bringt. „Ich freu mich immer auf die Musik“, gibt Michael Memm zu. Der Ingenieur, der sich längst im Veranstaltungsgeschäft zu Hause fühlt und selbst, wie er sagt, auch aus der „Langhaar-Branche“ kommt, ist diesmal besonders gespannt auf experimentelle Österreicher namens „Blank Manuskript“. Er suche die Musik „nach kuriosen Kriterien“ aus, gibt er selbst zu.

Dafür mögen ihn auch die Besucher, die ihn quasi alle kennen. Und die mit ihm und den vielen Musikern das Miteinander, das Zwischenmenschliche, die Vibes zelebrieren, die den Ruf von „Woodstock Forever“ so weit ins Land getragen haben.

Einige der interessantesten Acts:

Cynthia Nickschas, Donnerstag 12.30 Uhr. Die 34-Jährige ist eine dieser einstigen Straßenmusikerinnen, die mit ihren textlastigen Folk- und Bluessongs den Geist der gepflegten Unangepasstheit treffen. Bekannt aus Aufritten bei Prinz Chaos’ Paradiesvogelfest und mit Konstantin Wecker, ist sie der leise Opener des 17. „Woodstock Forever“.

Arthur Brown und die Hamburg Blues Band, Freitag 14.45 Uhr. Seinen Song „Fire“ kennt jeder, der sich für die Musik der 68er interessiert, und mit dem Titel des dazugehörigen Albums „The crazy world of Arthur Brown“ ist eigentlich schon alles gesagt . Mit 80 Jahren hat er zwar nicht mehr die Drei-Oktaven-Stimme und das irre Tempo von einst. Dürrefreundlich tritt er auch nicht mehr mit brennendem Helm auf und überlässt den Jungs von der Hamburg Blues Band die Hauptarbeit. Aber im Sinne von „I am the god of hellfire and I bring you – Fire, I’ll take you to burn“ wird er seine Fans in Waffenrod sicher nicht enttäuschen.

Lazuli, Freitag 19.15 Uhr. Die Franzosen stehen für Progressive Rock mit jazzigem Einschlag. Genau die Art musikalischer Intelligenz, die so aus der Mode gekommen ist, dass sie haargenau zu solchen Festivals passt.

Man, Donnerstag 19.15 Uhr. Auch die Abteilung Progressive, aber noch ein bisschen abgedrehter. „Anachronism Tango“ heißt das jüngste Album. Wie es sich gehört, besteht diese britische Band auch schon seit 1968.

Walter Trout, Samstag 19.15 Uhr. Der inzwischen 71-jährige Amerikaner ist wiederum der klassische, mit allen Wassern ge-waschene Bluesrocker. Wer mit Canned Heat, John Lee Hooker, Luther Allison und John Mayall gebluesrockt hat, der kann auch auf der Bühne in Waffenrod nichts falsch machen.

Miller Anderson, Freitag 21.30 Uhr. Noch so ein Bluesrocker, der sich seit den 60ern durch die Bands gespielt hat. Besonderes Prädikat des 77-jährigen Schotten: War beim echten Woodstock 1969 dabei. Ob er in Waffenrod wieder das Originalset von damals spielt wie 2018 beim Herzberg-Festival?

Physical Graffiti, Nacht Samstag/Sonntag, 0 Uhr. Ja, es ist nur eine Coverband, eigentlich nicht Waffenrod-like. Aber was wäre solch ein Festival ohne den Sound von Led Zeppelin? Nach Mitternacht darf auch mal einfach nur gerockt werden.

Flor de Loto, Samstag 21.30 Uhr. Der wohl schrägste Act des Festivals. Harter Prog-Rock trifft auf peruanische Folklore, E-Gitarre auf Panflöte. „Flor de Loto ist das, was passiert wäre, wenn Iron Maiden Jethro Tull in den Ruinen von Machu Picchu getroffen hätte“, sagte mal einer. Nun denn.

The Magic Mumble Jumble, Freitag 17 Uhr. Diese Truppe macht einfach nur Spaß mit ihrem kunterbunten Polka-Folk-Pop. Gute Laune und nervöse Füße sind garantiert. „Jener Moment, wenn Publikum und Band eins miteinander werden. Dann sind wir frei!“, heißt es auf der Website der deutsch-holländischen Band.

Womit wir wieder beim Haupt-Act von „Woodstock Forever“ wären: Der Gemeinschaft aller in Liebe, Frieden und Glück. Einmal im Jahr darf die Welt auch mal so einfach sein.

Das Festival: Woodstock Forever vom 18. bis 21. August im Ferienpark Auenland in Eisfeld, Ortsteil Waffenrod-Hinterrod.

Karten gibt es an der Abendkasse. Tagestickets kosten 50 Euro, das Kombiticket für vier Tage 100 Euro. Camping ist inklusive.

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