Er ist begeistert von dem Workshop und sagt ganz klar „eine solche Fortbildung sollte man regelmäßig besuchen, weil man hier viel über Erkrankungen wie Sehnenschaden, Hufrehe oder Fesseltrageschäden erfährt oder wie man bestimmte Schäden schon im Vorfeld und durch eine gute Hufversorgung vermeiden könne.
Unter den Workshop-Teilnehmern war auch die Pferde-Osteopathie und Hufpflegerin Carina Breitenbach aus Königsberg, die gerade an einem „Behandlungspferd“ steht, an dem speziell die Bein- und Hufstellung zu Problemen führt und korrigiert werden müsste. Sie erläutert, „dass es das Ziel der Pferde-Osteopathie ist, die Funktionsfähigkeit des Gewebes zu verbessern, Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und Blockaden zu lösen, um dadurch die Hufstellung in den bestmöglichen Zustand zu bringen.“ Die Osteopathie zähle zu den ganzheitlichen Bewegungstherapien. Sie untersuche und behandele den gesamten Körper und werde rein manuell ausgeführt. Dann brauche es aber den Schmied und das passende Hufweisen dazu.
Die vielen Teilnehmer waren dann gespannt auf den praktischen Teil, in dem Hufschmied und Tierarzt Hans Castelijns an einem Pferd demonstrierte, was alles bei einem Hufbeschlag zu beachten ist. Der 64-Jährige ist in Holland geboren und in Spanien aufgewachsen und seit 1982 lebt und arbeitet er in der Toskana/Italien als diplomierter Hufschmied. Seit 1998 ist er ebenso in Perugia in der Tierarzt-Fakultät, wo er spezialisiert ist in „Pferde-Podologie“, die davon ausgeht, dass jedes Pferd einen Anspruch auf oder an einem Hufbeschlag habe.
Castelijns wird geschätzt als Dozent und Referent bei Kongressen und Seminaren und nimmt jedes Jahr teil an der „modernen Hufbeschlag Competition“. Was seine Arbeit noch mehr in das richtige Licht rückt ist der Umstand, dass er auch Reiter war mit einem dritten Platz im „Italienischen Cross-Country-National“ und Finalist bei der „nationalen Distanzreit-Meisterschaft“ über 160 km.
Nachdem er das Pferd umfassend gesehen hatte, band er sich den Lederschurz um, packte seine Werkzeuge aus und präsentierte dann den „Digital Extenso Device“ (DED), eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Steckbretts. Mit ihm lässt sich die Beugeprobe ohne viel Kraftaufwand durchführen, die bestimmte Lahmheiten lokalisiert. Während früher oft selbst gebaute Bretter zum Einsatz kamen, die recht rutschig waren oder gar brachen, handelt es sich hier um eine stabile Alternative aus Metall mit einer eingebauten Wasserwaage und einem Winkelmesser, mit dem sofort die Messergebnisse festgehalten werden können. Natürlich geht es dann zu den weiteren Schritten wie der Abnahme des alten Hufeisens, dem Hufbeschnitt, bei dem er ein Pferdebein zwischen seine Beine klemmt und in leicht gebückter Haltung seine anstrengende Arbeit ausführt. Im Gasofen wird das Hufeisen inzwischen zum Glühen gebracht. Dann richtete er das glühende Eisen auf dem Amboss „und auch das muss mit Gefühl geschehen“, meinte er dabei, bevor er es auf den Huf drückt, um sich ein Bild von der Passform zu machen. Das heiße Eisen brennt sich dabei in den Huf ein und danach erkennt er, wo das Eisen noch nicht richtigliegt. Diese Stellen gilt es nun nochmals zu bearbeiten und danach presst er es erneut auf den Huf, wobei sich der Schwefelgeruch des verbrennenden Horns über die Köpfe verbreitet und Dampf- oder Rauchwolken aufsteigen. Jetzt gilt es eigentlich nur noch das Eisen festzunageln.
Die vielen Teilnehmer, die sich immer wieder um H. Castelijns bei seiner Arbeit drängten, hatten immer wieder Fragen an den Pferdespezialisten und dieser beantwortete jede Frage und gab wertvolle Tipps für die Arbeit der Hufschmiede. Die Hufschmiede waren jedenfalls begeistert, weil er sofort auf ihre Probleme einging und auch einen Weg aufzeigte, wie er damit umgehen würde.
Hufschmiede gehören zwar zu den ältesten Berufsgruppen auf der Welt. Aber immer wieder gibt es auch neue Erkenntnisse über die Pferdehuf-Gesundheit, Hufrollen-Erkrankung oder weitere orthopädische Probleme. Die Hufschmiede fuhren auf jeden Fall mit viel neuem Wissen und interessanten Lösungsansätzen in ihre Heimatorte zurück, um mit ihnen ihre tägliche Arbeit zu bereichern.