Workshop mit Hans Castelijns Auch Hufschmiede-Profis müssen trainieren

Günther Geiling

Mit seinen „Workshops für Hufschmiede“ hat sich Sven Bräutigam in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Am Wochenende kamen 120 Hufschmiede aus ganz Deutschland nach Ebelsbach, um sich hier fortzubilden.

 
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Mit seinen „Workshops für Hufschmiede“ hat sich Sven Bräutigam in den letzten Jahren einen besonderen Namen gemacht. Aus diesem Anlass kamen am Wochenende 120 Hufschmiede aus ganz Deutschland nach Ebelsbach, um sich hier in Theorie und der praktischen Anleitung des renommierten und weltbekannten Hufschmiedes und Tierarztes Hans Castelijns fortzubilden und auch über neue Metholdenden der Hufbehandlung zu informieren.

„Hufbeschlagartikel Bräutigam“ gibt es seit nun acht Jahren in Ebelsbach/Rudendorf und seit zwei Jahren hat Sven Bräutigam seine Firma nach Ebelsbach verlegt und auch entsprechend vergrößert. Seine „Workshops“ zogen schon immer zahlreiche Hufschmiede an und diesmal noch mehr, weil sich viele nach der Corona-Pause wieder nach einer solchen Fortbildung sehnten und auch den Gesprächsaustausch mit Kollegen herbeisehnten.

Dabei nahmen die Hufschmiede weite Fahrstrecken auf sich, denn sie kamen selbst aus dem hohen Norden von Bremen oder sogar der Insel Fehmarn, aus Städten wie Düsseldorf oder München, aus Hessen, aber auch von den Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen. „Hier bei mir bekommen sie eben alles, was ein Hufschmied braucht, vom Hufnagel bis zum Amboss und niemand kann sich vorstellen, dass das Angebot für die Pferde 5000 Artikel umfasst,“ meint Sven Bräutigam. „Wichtig ist aber auch, dass die Hufschmiede immer auf eine gute Fortbildung bedacht sind, damit sie das Beste für das Schuhwerk der Pferde tun können und dabei auch bewährte Arbeitsweisen, aber auch neue Methoden, Erfahrungen und Werkzeuge einsetzen können.“ In diesem Zusammenhang wies Sven Bräutigam darauf hin, dass Hufschmiede sehr gesucht seien und es, wie in den anderen Handwerksberufen, Nachwuchs dringend gesucht sei. „Auch bei uns gibt es viele Freizeitpferde, es gibt aber nur wenige Hufschmiede und die schaffen es nicht, den Bedarf abzudecken.“

Einer von diesen Hufschmieden war Steven Postler aus Sylbach, der mit seiner „rollenden Schmiede“ seine Kunden in einem Umkreis von rund 50 km um Haßfurt betreut, vom Sportpferd über das Freizeitpferd bis zum „Kaltblütler“. Unter seinen Kunden sind Einzelpersonen genauso wie Reitställe und jedes Kind, das ein Pferd habe, suche nach dem Schmied, von denen es im Landkreis Haßberge nur noch wenige gebe.

In seinem Spezialfahrzeug hat er alles dabei, was ein Schmied braucht, von allen möglichen Größen und Sorten von Hufeisen, von traditionellen und modernen, elektrischen Werkzeugen bis hin zu einem Ofen, einer Gas-Esse, in welcher er die Eisen auf rund 900 bis 1000 Grad erhitzen kann.

Er ist begeistert von dem Workshop und sagt ganz klar „eine solche Fortbildung sollte man regelmäßig besuchen, weil man hier viel über Erkrankungen wie Sehnenschaden, Hufrehe oder Fesseltrageschäden erfährt oder wie man bestimmte Schäden schon im Vorfeld und durch eine gute Hufversorgung vermeiden könne.

Unter den Workshop-Teilnehmern war auch die Pferde-Osteopathie und Hufpflegerin Carina Breitenbach aus Königsberg, die gerade an einem „Behandlungspferd“ steht, an dem speziell die Bein- und Hufstellung zu Problemen führt und korrigiert werden müsste. Sie erläutert, „dass es das Ziel der Pferde-Osteopathie ist, die Funktionsfähigkeit des Gewebes zu verbessern, Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und Blockaden zu lösen, um dadurch die Hufstellung in den bestmöglichen Zustand zu bringen.“ Die Osteopathie zähle zu den ganzheitlichen Bewegungstherapien. Sie untersuche und behandele den gesamten Körper und werde rein manuell ausgeführt. Dann brauche es aber den Schmied und das passende Hufweisen dazu.

Die vielen Teilnehmer waren dann gespannt auf den praktischen Teil, in dem Hufschmied und Tierarzt Hans Castelijns an einem Pferd demonstrierte, was alles bei einem Hufbeschlag zu beachten ist. Der 64-Jährige ist in Holland geboren und in Spanien aufgewachsen und seit 1982 lebt und arbeitet er in der Toskana/Italien als diplomierter Hufschmied. Seit 1998 ist er ebenso in Perugia in der Tierarzt-Fakultät, wo er spezialisiert ist in „Pferde-Podologie“, die davon ausgeht, dass jedes Pferd einen Anspruch auf oder an einem Hufbeschlag habe.

Castelijns wird geschätzt als Dozent und Referent bei Kongressen und Seminaren und nimmt jedes Jahr teil an der „modernen Hufbeschlag Competition“. Was seine Arbeit noch mehr in das richtige Licht rückt ist der Umstand, dass er auch Reiter war mit einem dritten Platz im „Italienischen Cross-Country-National“ und Finalist bei der „nationalen Distanzreit-Meisterschaft“ über 160 km.

Nachdem er das Pferd umfassend gesehen hatte, band er sich den Lederschurz um, packte seine Werkzeuge aus und präsentierte dann den „Digital Extenso Device“ (DED), eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Steckbretts. Mit ihm lässt sich die Beugeprobe ohne viel Kraftaufwand durchführen, die bestimmte Lahmheiten lokalisiert. Während früher oft selbst gebaute Bretter zum Einsatz kamen, die recht rutschig waren oder gar brachen, handelt es sich hier um eine stabile Alternative aus Metall mit einer eingebauten Wasserwaage und einem Winkelmesser, mit dem sofort die Messergebnisse festgehalten werden können. Natürlich geht es dann zu den weiteren Schritten wie der Abnahme des alten Hufeisens, dem Hufbeschnitt, bei dem er ein Pferdebein zwischen seine Beine klemmt und in leicht gebückter Haltung seine anstrengende Arbeit ausführt. Im Gasofen wird das Hufeisen inzwischen zum Glühen gebracht. Dann richtete er das glühende Eisen auf dem Amboss „und auch das muss mit Gefühl geschehen“, meinte er dabei, bevor er es auf den Huf drückt, um sich ein Bild von der Passform zu machen. Das heiße Eisen brennt sich dabei in den Huf ein und danach erkennt er, wo das Eisen noch nicht richtigliegt. Diese Stellen gilt es nun nochmals zu bearbeiten und danach presst er es erneut auf den Huf, wobei sich der Schwefelgeruch des verbrennenden Horns über die Köpfe verbreitet und Dampf- oder Rauchwolken aufsteigen. Jetzt gilt es eigentlich nur noch das Eisen festzunageln.

Die vielen Teilnehmer, die sich immer wieder um H. Castelijns bei seiner Arbeit drängten, hatten immer wieder Fragen an den Pferdespezialisten und dieser beantwortete jede Frage und gab wertvolle Tipps für die Arbeit der Hufschmiede. Die Hufschmiede waren jedenfalls begeistert, weil er sofort auf ihre Probleme einging und auch einen Weg aufzeigte, wie er damit umgehen würde.

Hufschmiede gehören zwar zu den ältesten Berufsgruppen auf der Welt. Aber immer wieder gibt es auch neue Erkenntnisse über die Pferdehuf-Gesundheit, Hufrollen-Erkrankung oder weitere orthopädische Probleme. Die Hufschmiede fuhren auf jeden Fall mit viel neuem Wissen und interessanten Lösungsansätzen in ihre Heimatorte zurück, um mit ihnen ihre tägliche Arbeit zu bereichern.

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