Kritiker bemängeln zudem, dass für einen möglichst raschen Erfolg der Grünen Mauer überwiegend schnell wachsende Bäume und andere Pflanzen eingesetzt würden. Als Ökosystem hätten sie aber bei weitem nicht den gleichen Nutzen wie ein Naturwald.
Kampf gegen die Wüste Frage der Existenz
Rund 90 Prozent der Menschen in der Region leben nach Angaben der Organisation "SOS Sahel" von der Landwirtschaft. Bis 2050 wird die Bevölkerung Schätzungen zufolge auf rund 500 Millionen Menschen anwachsen. Für sie ist der Kampf gegen die Wüste eine Frage der Existenz. In der Diskussion am Mittwoch in Abidjan wurde daher immer wieder die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den betroffenen Menschen hervorgehoben.
Die Wüstenbildung der Sahelzone, die im Norden an die Sahara grenzt, nimmt aufgrund von Abholzung, Erosion, Versalzung und Rückgang von Wasserressourcen immer mehr zu. In den vergangenen 100 Jahren wuchs die Sahara nach Angaben der amerikanischen National Science Foundation (NSF) um zehn Prozent. Nach dem in der vergangenen Woche vorgestellten UN-Dürrebericht entfielen in den vergangenen 100 Jahren knapp 45 Prozent aller Dürren weltweit auf Afrika.
"Massenhafte Baumpflanzungen eher kurzsichtig"
Aufforstung in der Sahelzone sei eine "große Herausforderung", sagt Lindsay Cobb, Sprecherin der US-Organisation Trees for the Future, die in Zusammenarbeit mit der AU, Grüne-Mauer-Projekte im Senegal, im Tschad, in Mali und in Gambia leitet. Es gehe nicht nur darum, massenhaft Bäume zu pflanzen, sondern auch darum sicherzustellen, dass die Bäume überleben. Dafür brauche man das Engagement der Bevölkerung. "Massenhafte Baumpflanzungen, das ist eher kurzsichtig. Man braucht Menschen, die sich um diese Bäume kümmern, dafür sorgen, dass sie gewässert werden, dass keine Tierherde kommt und die jungen Bäume vernichtet."
Man darf sich die Grüne Mauer nicht als buchstäbliches Bollwerk aus Pflanzen vorstellen - auch wenn es ursprünglich einmal so angedacht war. Das Projekt ist vielmehr eine umfassende, ländliche Entwicklungsinitiative, die einen Flickenteppich aus produktiven Landschaften schaffen will. Allerdings haben Länder wie der Senegal oder Äthiopien, wo die Regierung eine jährliche Pflanzaktion von Millionen Bäumen organisiert, recht gute Fortschritte erzielt.
Bauern werden geschult
Seit knapp zehn Jahren schult Trees for the Future Bauern vor Ort im "Waldgarten"-Anbau. Umgeben von einem "lebenden Zaun" aus Büschen und Bäumen, der vor Bodenerosion sowie grasendem Vieh schützt, wird auf den Feldern eine Vielfalt dürretoleranter Pflanzen angebaut. Weg von der Monokultur, hin zum selbsterhaltenden Ökosystem. Die Bauern erhalten laut Cobb außerdem ein Training im Wassermanagement, Nutzung von Kompost oder der natürlichen Bekämpfung von Schädlingen.
Innerhalb von zehn Jahren hat die Organisation Trees for the Future rund 50.000 landwirtschaftlichen Betrieben in den vier Ländern geholfen, knapp 34 Millionen Bäume zu pflanzen - die alle zur Grünen Mauer beitragen. "Wir können im Schnitt eine Verbesserung ihres Einkommens um 400 Prozent und ihrer Ernährung um 700 Prozent verzeichnen", sagt Cobb.
Einer dieser Bauern ist der Senegalese Saliou Seck. "Vorher wusste ich nur, wie man Hirse und Erdnüsse anbaut", erzählt er. Doch dann lernte Seck, wie man einen Waldgarten anlegt. Seit er seinen Anbau auf Zuckerrohr, Papaya, Mango, Tomaten, Okra, Chili, Auberginen, Moringa, Maniok und Bananen ausdehnte, erwirtschaftet er ein regelmäßiges Einkommen.
Unterstützung aus Deutschland
Unterstützung im Kampf gegen die Ausbreitung von Wüste gibt es auch aus Deutschland: Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sei im Auftrag der Bundesregierung an mehreren Projekten beteiligt, die zur Wiederaufforstung und der Wüstenbekämpfung arbeiten - unter anderem in Äthiopien, im Senegal, in Niger und in Ghana, sagt eine Sprecherin. So werden etwa in Äthiopien zusammen mit Dorfgemeinschaften Baumschulen angelegt und lokale Baumarten gepflanzt, die trockenresistent sind.