Die Infektionszahlen seien vermutlich im Rückgang, schätzt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Eva Grill. Das lasse sich davon ableiten, dass seit einigen Tagen weniger Intensivbetten belegt seien. "Man muss aber auch bedenken, dass die Belegungszahlen auch dann zurückgehen würden, wenn sich über Weihnachten überwiegend jüngere Menschen angesteckt hätten", führte die Epidemiologin aus. Sie erklärte, dass die Infektionszahlen so schnell wie möglich gesenkt werden müssten, "und das gelingt nur im Zusammenspiel von allen verfügbaren Maßnahmen".
Laut dem Report der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vom Dienstag liegen derzeit 5230 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, davon werden 3000 invasiv beatmet. Am Montag vor einer Woche waren es noch mehr als 5700. Am 22. Dezember lagen die Werte ähnlich hoch wie momentan: In intensivmedizinischer Behandlung waren 5216 Covid-19-Patienten, davon wurden 2726 invasiv beatmet.
Das RKI ging davon aus, dass die Meldedaten zum Infektionsgeschehen frühestens Ende dieser Woche/Anfang nächster Woche wieder belastbar sind, wie es kürzlich auf Anfrage hieß. Die Interpretation der Daten sei momentan schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel herum Fälle verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden.
Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Dienstagmorgen bei 164,5. Politisches Ziel sind Werte unter 50. Der bisherige Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Sachsen mit 341,9 und Thüringen mit 325,7. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 86,3.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 1 933 826 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 12.01., 00.00 Uhr). Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 41.577. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1.570.000 an.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Bericht vom Montag bei 1,14 (Vortag: 1,18). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 114 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
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