Zensus 2022 Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Volkszählung

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Für die Befragten der Volkszählung in diesem Jahr gilt eine Auskunftspflicht. Verweigerern droht ein Zwangsgeld. (Archivbild) Foto: dpa/Arno Burgi

Politiker müssen auf allen Ebenen Entscheidungen fällen, die das Leben der Bevölkerung bestimmen. Dabei sind sie auf Daten angewiesen. Diese liefern die Statistiker mit ihren Erhebungen – Mitte Mai geht es los.

 
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Wie leben die Menschen in Baden-Württemberg? Wo arbeiten sie? Wohnen sie zur Miete oder im Eigenheim - allein oder mit Familie? Welche Bildungsabschlüsse haben sie? Solche Fragen sind wichtig für die Entscheidungen der Politik für die Zukunft Deutschlands. Bei der Volkszählung werden ab Mitte Mai rund zehn Millionen zufällig ausgewählte Bürger in Deutschland etwa zu Familienstand, Staatsangehörigkeit sowie Wohn- und Arbeitssituation befragt. „Wer nicht mitmacht, schadet sich selbst“, sagt Städtetagsdezernent Norbert Brugger. Denn für die Kommunen sei der sogenannte Zensus die Grundlage aller Planungen - von Kitas über Schulen bis zu Seniorenheimen.

Am Stichtag 15. Mai beginnt die Erhebung, mit deren Ergebnissen im vierten Quartal 2023 zu rechnen ist. Zuletzt hatte es 2011 einen Zensus gegeben.

Wer wird gezählt?

Nicht alle Bewohner des Landes werden gezählt. Es muss nur eine Stichprobe über ihre Lebensverhältnisse Auskunft geben. Im Südwesten sind das 1,7 Millionen Menschen - das entspricht etwa 15 Prozent, fünf Punkte über dem Bundesschnitt. Der Grund: Das Land hat relativ viele kleine Gemeinden.

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Um in allen Gemeinden die gewünschte Qualität der Einwohnerzahlen zu erhalten, müssen in kleinen Orten prozentual mehr Männer und Frauen befragt werden als in Großstädten, erläutert Alexander Grund vom Statistischen Landesamt. Eine Vollerhebung wird allein in einem Sonderbereich angestrebt: Dabei handelt es sich um Gemeinschaftsunterkünfte - vom Studentenwohnheim bis zum Senioren-Stift.

Wie wird gezählt?

Die für die Stichprobe ausgewählten Haushalte erhalten ab Mitte Mai einen Terminvorschlag. Zum vereinbarten Datum kommen die Interviewer persönlich vorbei und stellen Fragen zu Namen, Geschlecht, Familienstand, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit und Wohnstatus. „Die Erhebungsbeauftragten betreten das Haus oder die Wohnung nur auf ausdrückliche Erlaubnis hin“, wie Grund erläutert. Im Anschluss werden die Zugangsdaten für einen Online-Fragebogen mit weiteren Fragen zu Bildung und Beruf übergeben. Für die Statistiker spielt das Online-Verfahren eine immer größere Rolle, auch wegen des Klimaschutzes. Alle Papier-Fragebögen von 2011 hätten übereinandergestapelt den Mount Everest übertroffen.

Was wird erhoben?

Neben der Einwohnerzahl werden Religionszugehörigkeit, Familienstand, Schul- oder Hochschulabschluss, Berufstätigkeit, Branche des Arbeitgebers und mögliche Nebenjobs erfragt. Ein möglicher Migrationshintergrund wird ebenfalls erhoben. Bei der Gebäude- und Wohnungszählung gibt es drei neue Themen: Nettokaltmiete, Energieträger der Heizung sowie Dauer und Gründe eines Leerstands.

Kann man die Befragung verweigern?

Um eine hohe Genauigkeit der Ergebnisse sicherzustellen, besteht eine gesetzliche Auskunftspflicht. Kommen ihr Befragte auch nach mehrmaliger Erinnerung nicht nach, können Zwangsgelder erhoben werden.

Wer zählt?

Etwa 12 000 Interviewer schwärmen aus. Die Ehrenamtlichen unterliegen der statistischen Geheimhaltungspflicht. Voraussetzungen für den Job sind Volljährigkeit, Zuverlässigkeit, gute Deutschkenntnisse und Verschwiegenheit. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine Entschädigung von den Stadt- und Landkreisen in Höhe von 800 Euro und mehr. Corona erschwerte die Suche nach den sogenannten Erhebungsbeauftragten in diesem Jahr.

Wie viel Zeit kostet im Schnitt die Beantwortung aller Fragen?

Der Aufwand für die Bürger ist den Statistikern zufolge gering. Die Befragung vor Ort dauere maximal fünf Minuten, die Beantwortung des Online-Fragebogens etwa zehn Minuten.

Wie stehen die Kommunen zum Zensus?

Städtetagsvertreter Brugger hofft, dass es diesmal keine Verwerfungen gibt wie 2011, als Haushaltsstichproben nur in Gemeinden ab 10 000 Einwohnern vorgenommen wurden. Das sei von größeren Gemeinden als ungerecht empfunden worden. In vielen Städten wurde Einwohnerzahlen nach unten korrigiert - mit weitreichenden finanziellen Folgen.

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Denn nach Berechnung des Kommunalverbandes bedeutete ein fehlender Einwohner in der Stichprobe für Kommunen ab 10 000 Einwohnern durchschnittlich rund 100 000 Euro weniger Zuweisungen aus dem Finanzausgleich binnen der Geltungsdekade des Zensus 2011. Brugger fordert überdies, schnell mitzuteilen, wie die Daten zu ukrainischen Flüchtlingen in die Erhebung einfließen sollen.

Wie bewertet der oberste Datenschützer den Zensus 2022?

Der Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink hat nichts auszusetzen. „Der Zensus ist in puncto Datenschutz unproblematisch“, meint er. Die Daten werden sofort in die Statistik eingespeist. Ein Personenbezug lasse sich dann nicht mehr herstellen. Die Kampagne werde von ihm und seinen Kollegen eng begleitet. „Wir sehen uns nicht mehr als Opposition zum Staat.“ Dieser sei auf eine Fülle von Informationen angewiesen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden - das habe nicht zuletzt die Pandemie gezeigt.

Wann ist der nächste Zensus?

Da der Zensus aufgrund der Corona-Pandemie von 2021 auf 2022 verschoben wurde, kommt der nächste Zensus bereits in neun Jahren, also 2031.

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