„Es war ein ohrenbetäubender Lärm, ich spürte den Boden unter meinen Füßen erzittern. Unser Zug wurde vor- und zurückgeworfen“, wurde ein Fahrgast von der Zeitung „Times of India“ zitiert. Dann habe er aus dem Fenster geschaut und die entgleisten Waggons gesehen, mit darunter eingeklemmten Menschen. „Es war dunkel und ich konnte Schreie hören.“ Ein anderer Mann schilderte, wie völlig Aufgelöste später in einem Feld Verstümmelter nach Angehörigen suchten. „Der Anblick war zu schrecklich, um ihn zu beschreiben.“
Indien hat ein großes und historisch gewachsenes Bahnnetzwerk. Angesichts von vielen alten Zügen und überholungsbedürftigen Gleisanlagen gibt es häufig Unfälle. Doch derart hohe Opferzahlen sind selbst im bevölkerungsreichsten Land der Welt mit 1,4 Milliarden Einwohnern äußerst selten. Der Unfall schockte viele im Land und entfachte wieder Diskussionen um Sicherheit bei der Bahn.
In Indien wurde in den vergangenen Jahren zwar viel in die Bahn investiert, aber Probleme dauern an. Die Regierung von Odisha machte den Samstag zu einem Tag der Trauer. Viele Züge fielen aus oder wurden umgeleitet.
Hilfsbereitschaft nach dem Unglück
Die Hilfsbereitschaft nach dem Unglück war groß. Stunden danach gab es Berichte, wonach viele Menschen in Krankenhäusern Blut für die Verletzten spenden wollten. „Ich hoffe, dass das einige Leben rettet“, sagte ein Spender der indischen Nachrichtenagentur ANI. Odishas Verwaltungschef Pradeep Kumar Jena sagte, er habe viele Anfragen von Blutspende-Interessierten erhalten.
Bahnminister Ashwini Vaishnaw sagte der Nachrichtenagentur ANI, er habe eine Untersuchung zur Ursache der Zugkatastrophe angeordnet. Am Samstagmorgen traf er an der Unfallstelle ein, um sich ein Bild vom Ausmaß der Tragödie zu machen. Premierminister Narendra Modi zeigte sich erschüttert und schrieb auf Twitter: „In dieser Stunde der Trauer sind meine Gedanken bei den trauernden Familien.“
Das Büro des Premierministers kündigte - wie dies in Indien bei Unfällen in Zusammenhang mit der Infrastruktur üblich ist - schon kurz nach dem Unglück eine Entschädigung für die Angehörigen der Toten von je 200 000 Rupien (etwa 2300 Euro) an. Verletzte sollen etwa 50 000 Rupien bekommen.