Zum Start Zoff um Impfung in Apotheken

Donhauser
Jetzt dürfen auch die Apotheker gegen Corona impfen. Foto: dpa/Federico Gambarini

In Bayern dürfen ab diesem Dienstag die Apotheker die Spritze gegen Corona verabreichen. Warum das die bayerischen Hausärzte massiv stört.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

München - Bayerns Apotheken beginnen am Dienstag mit Impfungen gegen das Coronavirus. Für Dr. Markus Beier, dem Landesvorsitzenden des Bayerischen Hausärzteverbandes, ein „weiteres Zeichen der politischen Missachtung gegenüber niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und ihrer Praxisteams“.

Der Hausärzte-Verband hegt auch Zweifel an der Qualifizierung der Apotheker: „Bevor wir Ärztinnen und Ärzte impfen, haben wir eine zwölfjährige Ausbildung hinter uns, in der wir unter anderem gelernt haben, was bei unerwarteten Impfreaktionen oder gesundheitlichen Notfällen zu tun ist. Apothekerinnen und Apotheker dagegen, die jetzt Impfungen anbieten, haben gerade einmal einen wenige Stunden umfassenden, oberflächlichen Onlinekurs hinter sich“, warnt Beier. Er beklagt eine Überschreitung der Grenzen medizinischer Heilberufe: „Es werden doch auch keine Elektroinstallationen in Gebäuden abgenommen, die ein reiner Sanitärbetrieb eingerichtet hat!“

Sein Verband sieht die bislang gute Zusammenarbeit mit den Apotheken gefährdet. „Aber dort, wo Apotheken ohne Nachweis der ärztlichen Heilkunde zu impfen beginnen, werden wir als Praxen vor Ort hinterfragen müssen, ob an dieser Stelle eine vertrauensvolle Zusammenarbeit überhaupt noch möglich ist“, wird der Landesvorsitzende zitiert. Und er schiebt eine Warnung nach: „Mit dem Projekt des E-Rezepts eröffnen sich schließlich demnächst auch ganz andere Möglichkeiten ...“

Die ersten Apotheken hatten bereits in der abgelaufenen Woche Impfungen verabreicht – und dabei einen ansonsten vom Verfall bedrohten Impfstoff aus einem benachbarten Impfzentrum eingesetzt, wie ein Apotheker der dpa sagte. Die Erfahrungen seien positiv gewesen.

Der Bayerische Apothekerverband glaubt, dass sich zahlreiche der knapp 3000 Apotheken im Land an der Impfaktion beteiligen werden. „Wir gehen von einem Drittel aus“, sagte eine Verbandssprecherin. „Es gibt viele, die sagen: Wir würden das gerne anbieten.“ Jede einzelne Impfung helfe, die Impfquote zu verbessern. Impfwillige könnten auf dem Internet-Portal „Mein Apothekenmanager“ nachsehen, welche Apotheke Impfungen anbietet.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände rechnet damit, dass bundesweit mehrere Hundert Apotheken mit den Corona-Impfungen starten werden. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der impfenden Apotheken sukzessive aufwächst. Eine vierstellige Zahl hat bereits bei ihrer jeweiligen Landesapothekerkammer gemeldet, dass sie die personellen, räumlichen und versicherungstechnischen Voraussetzungen zum Impfen erfüllen“, sagte Gabriele Regina Overwiening, die Präsidentin der Bundesvereinigung. In ganz Deutschland gibt es rund 18 500 Apotheken.

Der Bayerische Hausärzteverband dagegen bezweifelt, dass sich viele Apotheken im Freistaat beteiligen werden: Die Mehrheit der Apotheker und Apothekerinnen habe gar kein Interesse an der Beteiligung an der Impfung, so eine erste Erkenntnis.

Die Impfstoffbestellung läuft der Sprecherin zufolge seit vergangenem Dienstag. Die Bayerische Landesapothekerkammer zählte bis zum Freitag rund 120 Apotheken in Bayern, die eine Selbstauskunft abgegeben hatten – das ist eine Voraussetzung für die Bestellung von Impfstoff. Apothekerinnen und Apotheker mussten eigene, aus fünf Modulen bestehende Schulungen mit theoretischen und praktischen Anteilen durchlaufen, um die Impferlaubnis zu erhalten.

Die Berufshaftpflichtversicherung habe erweitert werden müssen, eine Selbstauskunft gegenüber der Apothekerkammer sei notwendig. Zudem müssen in der Apotheke eigene, abgetrennte Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt sei für die Impfung der Nachweis eines aktuell durchlaufenen Erste-Hilfe-Kurses notwendige Voraussetzung, hieß es.

Pro Impfung erhält der Apotheker – wie auch Ärzte – eine Vergütung von 28 Euro während der Woche und 36 Euro am Wochenende. Hinzu kommt etwa ein Euro pro Dosis an Vergütung für die Impfstoffbeschaffung. Das Impfbesteck und der Impfstoff werden laut Verordnung kostenlos zur Verfügung gestellt.

Bilder