Seit das süße Miezekätzchen zum stattlichen Raubtier herangewachsen ist, entreißt sie seinen gierigen Fängen regelmäßig unvorsichtige Jungvögel und vorwitzige Spitzmäuse. Seltener sind es kleine Blindschleichen, Eidechsen oder Frösche aus dem Gartenteich. Selbst ein umgehängtes Glöckchen hielt den Jäger nicht davon ab, auf die Pirsch zu gehen. Zudem hatte er es schneller abgestreift, als ein Spatz mit den Flügeln schlägt. Neulich irrte nun ein Maulwurf, blind, wie er nun einmal ist, auf der elterlichen Terrasse umher. Wie er dort hingekommen ist, lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Aber erneut steht der Kater unter Verdacht. Selbstredend setzte meine Mutter auch den kleinen blinden Pelzträger wieder behutsam in den Garten und beobachtete, wie sich Meister Grabowski auf schnellstem Wege in den trauten Grund und Boden zurückbuddelte. Eine Woche später rief mich mein Vater an. "Deine Mutter", stöhnte er ins Telefon, "jetzt rettet sie auch noch halb vergammelte Pflanzen." Im Hintergrund hörte ich die Gescholtene widersprechen. "Aber so etwas kann man doch nicht einfach wegschmeißen. Das sind doch auch Lebewesen!" Wie ich den anschließenden Ausführungen meines Vaters entnehmen konnte, handelte es sich um zwei fast vertrocknete Hornveilchen, die in der Kompostieranlage des Ortes verrotten sollten. Meine Mutter nahm sie mit und pflanzte sie wieder ein. "Und? Blühen sie?", fragte ich meinen Vater. Er schwieg. "Über und über. Die sind ja so dankbar", hörte ich die Retterin im Hintergrund jubilieren. "Mindestens genauso wie der Maulwurf, der jetzt unseren ganzen Garten umgräbt", brummelte mein Vater. Inzwischen ist der Erdwerfer zur Zufriedenheit des Gärtners ausgewandert und die Wiese wiederhergestellt. Nur die Hornveilchen, die blühen doch tatsächlich immer noch.