Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg

Ich gebe ihr einen kleinen Schubs. "Du hast doch eines in der Schule gelernt", flüstere ich ihr ein. Sie schüttelt den Kopf. "Du kannst auch ein Lied singen!", versuche ich es erneut. Sie klammert sich an meinen Arm. Der Mann in Rot zwinkert ihr verschwörerisch zu: "Du räumst doch bestimmt dein Zimmer immer schön auf?!" Meine Tochter blickt zu mir hoch. "Aber fleißig in der Schule, das bist du?", baut er ihr die nächste Brücke. Meine Jüngste tritt verlegen von einem Bein auf das andere. Hinter uns hat sich inzwischen eine Schlange gebildet. "Ach, ich bin mir ganz sicher, dass du ein ganz braves Kind bist!", lächelt er.

Ich will gerade erleichtert zustimmen, als meine Tochter plötzlich ihre Sprache wiederfindet. "Na ja, manchmal, aber nicht immer. Weißt du, ich habe nämlich eine große Schwester. Und die ist gerade in der Pubertät. Mit der streite ich oft. Mama bekommt dann immer die Krise. Aber vielleicht gilt ja, dass ich gestern in meinem eigenen Bett geschlafen habe? Die ganze Nacht!" Ich unterdrücke einen Hustenreiz. Der Nikolaus rückt sich den Bart zurecht. Hinter mir raunt ein Vater: "Geht das jetzt mal endlich weiter?" Ich brauche einen Glühwein, jetzt, sofort. Wortlos greift der Nikolaus hinter sich. "Gut, das lasse ich heute ausnahmsweise einmal gelten!", brummt er und überreicht ihr ein Tütchen mit Süßigkeiten. Meine Jüngste strahlt übers ganze Gesicht. "Also dann, bis nächstes Jahr", winkt sie zum Abschied. Während wir zum Rest der Familie laufen, begutachtet sie ihre Ausbeute. "Ganz schön viel für einmal im Bett schlafen", nickt sie anerkennend. Immerhin: Jenes Wirtschaftsprinzip, wie sich mit minimalem Aufwand maximaler Erfolg erzielen lässt, hat sie begriffen.