Eigener Inhalt Glatt fürn Spaß

Wolfgang Plank

Endlich richtig kalt: Höchste Zeit für Schlittschuhlaufen. Oder noch besser: eine zünftige Partie Eishockey

 
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Okay, ihr Faulpelze, raus aus den Federn, und nicht die warmen Schühchen vergessen, es ist saukalt da draußen. Ist nicht böse gemeint, sondern ein Zitat. Na, dämmert’s? Richtig! So unverschämt frohgelaunt begrüßen die Moderatoren eines Provinz-Radios zu "I Got You Babe" ihre Hörer. Pünktlich um sechs Uhr am Morgen. Jeden verdammten Morgen aufs Neue. Stets ist es derselbe Text, stets derselbe Song. Und täglich grüßt das Murmeltier …

Zum Glück ist es saukalt da draußen. Endlich. Denn sonst würde es ja nichts werden mit dem glatten Spaß. Dieses Mal nämlich ziehen wir nicht die warmen Schühchen an, sondern die mit den fein geschliffenen Kufen. Die wir in einem Anfall von winterlichem Bewegungsdrang einst gekauft haben und die schon angestaubt im Keller lagen, weil wir sie so lange nicht aufs Eis führen konnten. War ja nicht so toll in den vergangenen Jahren mit ausreichend knackigen Frostperioden am Stück.

Höchste Zeit also, die Gunst der kalten Stunde zu nutzen und sich mal wieder als Eisflitzer zu versuchen. Oder wenigstens als jemand, der sich halbwegs lachnummernfrei in der Vertikalen halten kann. Leichter Ansatz von Schlittschuhschritt, Kurve, bremsen – geht doch. Rittberger und Salchow kommen nächste Woche dran. Im Eisstadion kann man sich ja fürs Erste noch ein wenig an der Bande entlang hangeln. Wer sich dagegen auf den nahe gelegenen Teich wagt, der hat keine helfende Stütze – meist aber auch deutlich
weniger hämisch grinsende Zuschauer.

Und er gleitet mit einem Rest Risiko. Denn so ganz sicher kann man nie sein, ob das Gefrorene auch wirklich hält. Kleiner Tipp: Wenn man mit aller Kraft niedertritt und es gibt kein Loch, dann trägt das Eis an dieser Stelle. Klar. Aber es kann eben immer auch Quellen geben, Strömungen, Zu- und Abflüsse, über denen die Schicht dann doch merklich dünner ist, als man denkt.

Vor richtig krachendem Eis übrigens erschrecken nur Unerfahrene. Das Geräusch ist ein verlässliches Zeichen dafür, dass die Decke über dem Wasser so starr geworden ist, dass sich Spannungen nur mehr in Rissen ausgleichen können. Weitaus gefährlicher sind feinstes Knistern und Sprünge direkt unter den Kufen. Dann ist der schnelle Weg Richtung Ufer zweifellos der beste. Um diese Hör-Erfahrung reicher, sind es fast immer die etwas Älteren, die sich als Erste auf einen Teich wagen. Kinder müssen meist warten, bis auch die Eltern restlos von der ausreichenden Tragfähigkeit überzeugt sind.

Noch mal um den Faktor X steigert sich der Spaß, wenn man nicht nur einfach so dahingleitet, sondern sich zu einem zünftigen Hockeyspiel aufs Glatte wagt. So ein Schläger lässt sich zwar unauffällig als willkommene Anti-Kipphilfe benutzen, allerdings leidet in diesem Fall die Virtuosität bei Pass-Spiel und Torschuss erheblich. Was der Gaudi keinen Abbruch tut. Denn: Je geringer das spielerische Niveau, umso schneller wird aus dem Ganzen ein echtes Glücksspiel. Und selbst ein völlig freistehender Spieler ist noch längst keine Garantie dafür, dass der Puck auch tatsächlich im Sporttaschen-Tor landet.

Im Zweifelsfall kann man die verstolperte Chance ja auf das schlecht bereitete Eis schieben. Und irgendwie ist es doch auch egal. Hinterher gibt’s einen schönen, heißen Glühwein. Bei dem kann man sich dann an den 4. Februar 1897 erinnern. Der Halensee in Berlin war an diesem Tag Schauplatz des ersten deutschen Eishockeyspiels. Der Akademische Sportklub behielt in einer zwei mal zwanzig Minuten dauernden Partie mit 11:4 die Oberhand über ein Studenten-Team. Ob’s dabei auch so viel Spaß gab und so viel Glühwein, ist allerdings nicht überliefert.


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