Eigener Inhalt Wackel-Partie

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Zugegeben: So ein fester Standpunkt hat was. Egal, ob im Gespräch, im Job, grundsätzlich im Leben - aber muss er denn unbedingt noch in der Freizeit sein? Zumindest nach Feierabend oder am Wochenende könnte man sich doch mal auf was Wackliges einlassen. Warum nicht einfach mal vorsätzlich den festen Boden unter den Füßen verlieren? Einen echten Balanceakt wagen? Und dazu braucht es kein Hochseil. Eine Slackline reicht.

 
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Übersetzt heißt das so viel wie schlaffe Leine. Und ist, anders als der Name glauben macht, echt spannend. Wobei die Leine eher ein Band ist. Zwischen zweieinhalb und fünf Zentimetern breit. Für den Anfang reichen – je nach Länge – ein oder zwei Gurte, wie sie Brummifahrer für das Sichern ihrer Ladung benutzen. Die spannt man in Kniehöhe zwischen zwei Bäume oder Pfosten – und schon kann der Spaß losgehen.

Loszittern, um ehrlich zu sein. Denn nach koordiniertem Seiltanz sehen die ersten wackligen Schritte auf dem schwankenden Band kein bisschen aus. Also übt man klugerweise zu Beginn ein wenig in der Abgeschiedenheit. Wer will sich schon mit allerlei Verrenkungen und rudernden Armen zum Gespött von Spaziergängern machen? Später mal, wenn wir etwas sicherer geworden sind und das Gleichgewicht locker halten können, darf gerne jemand zusehen.

Für den Anfang haben wir schon gut damit zu tun, den Blick nicht auf den Boden oder die zuckende Line zu richten. Besser ist es, sich auf einen festen Punkt am Ende zu konzentrieren – und ein bisschen Geduld mit sich zu haben. Sicher zu stehen ist wichtiger als der Versuch, loszulaufen. Gut ausbalanciert klappt’s später auch mit dem Gehen. Und wirklich passieren kann ja kaum was. Anders als bei Artisten ist unser Hochseil ja in Wahrheit ein Flachseil – und nur knapp über dem Boden.

Kluge Anfänger beginnen kurz. Denn je geringer die Distanz, desto weniger wackelt das Ganze. Breit klingt auch gut, weil der Fuß mehr Auflage hat. Stimmt tatsächlich. Aber nur, solange man steht. Dummerweise kippt breit nämlich auch mehr, und dann hat man beim Gehen seine Not. Für den Einstieg raten erfahrene Slackliner zu einem mittleren Band mit etwa dreieinhalb Zentimetern – und dazu, gerade am Anfang einen eher weichen Untergrund zu suchen. Landungen auf Sand oder Rasen verringern das Verletzungsrisiko. Und man hat viele Landungen zum Start seiner Slackline-Karriere …

Aber irgendwann eben auch Erfolg. Und dann geht’s richtig los. Erst macht man die Line einen Tick länger, dann ein wenig höher, spannt sie etwas stärker – und wagt die ersten Tricks. Eine Drehung hier, ein Hüpfer da, gefolgt von Hinsetzen und Aufstehen. Eher was für Experten ist dann schon der Butt Bounce, bei dem man sich auf den Po fallen und wieder nach oben schleudern lässt, um im Stand zu landen. Was auch immer man versucht – die Suchtgefahr ist in jedem Fall groß. Die Chance auf einen ausgewachsenen Muskelkater übrigens auch.

Kleiner Tipp noch in Sachen Technik: Beim Spannen zwischen Bäumen unbedingt Teppichreste, Decken oder einen anderen Schutz verwenden, sonst leidet die Rinde und der Baum geht ein. In manchen Städten ist aus genau diesem Grund das Slacklinen bereits verboten.

Und wer nach noch mehr Herausforderung strebt? Darf sich gerne an einer "Rodeoline" versuchen. Die wird außen etwas höher verankert, verläuft in der Mitte aber direkt über dem Boden. Selten war es anstrengender, einen Durchhänger zu haben …

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