Eigener Inhalt Herbst, lass dir Zeit ...

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Nicht mehr lange und wir bekommen Kälte, Reif und erste Flocken. Höchste Zeit für einen Endspurt.

 
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Lassen wir uns mal nicht täuschen: Auch wenn drei Wochen nach Herbstbeginn gefühlt noch Spätsommer herrscht – in Bälde ist die Nummer mit den schicken Temperaturen durch. Und zwar für längere Zeit. Irgendwann ist es dann eben doch grau statt golden, und die eben noch so malerisch bunten Blätter liegen glitschig oder gar angereift in gefühlt jeder zweiten Kurve.

Man könnte also durchaus schon mal vorbeugend tätig werden. Winterräder auf den Wagen, Unterbodenschutz prüfen, Eiskratzer, Decke und Starterkabel in diverse Staufächer packen, und vor allem schauen, ob Waschwasser und Kühlflüssigkeit erstens ausreichend vorhanden und zweitens den drohenden Dauer-Minusgraden auch tatsächlich gewachsen sind. Die Zeiten, da man der vom Auspuffkrümmer leidlich erwärmten Ansaugluft wegen nahe am Filterkasten noch auf "Winter" umstellen musste, sind ja mit Ausnahme einiger rollender Schätzchen längst vorbei. Und die sollten in der kalten Jahreszeit ohnehin tunlichst nicht bewegt werden.

Für Cabrio-Fans dürfte es die wohl letzte Chance sein, für dieses Jahr eine schicke Ausfahrt zu wagen. Im eigenen Gefährt, so man hat – oder gegen einen Obolus. Obdachlosigkeit lässt sich schließlich stundenweise mieten. Verdeck runter, Sonnenbrille rauf und rein mit den vielleicht letzten Strahlen. Wohin? Egal. Das Ziel darf gerne auch mal der Weg sein. Je kurviger, umso schöner.

Wem eher bodenständig zumute ist – auch im Haus und drumherum ist genug zu tun. Die letzten Pflanzen vom Balkon schaffen, Leitungen für Gartenwasser stilllegen und ab mit Grill und Freiluft-Möbeln in den schützenden Keller. Liegen auf allem nämlich erst einmal überraschende drei Zentimeter Neuschnee, ist das Ganze ja noch weniger spaßig.

Für mehr Fun lässt sich die Räum-Aktion übrigens prima mit einer zünftigen Spätsommer-Abschieds-Party samt Fass-Anstich verbinden. Kleine Brutzel-Fete aus dem Stand: Feuer, Fleisch, fertig. Pulle Bier dazu – und gut. Nix mit indirekt und Kerntemperatur-Thermometer. Bloß eine Art letzte Demo gegen Novembergrau. Mit Musik, die nur eines nicht sein darf: melancholisch. Also am besten im Vinyl-Regal nachsehen.

Und was tun all die Fleißigen und deshalb schon längst Winterfesten, die Nicht-Gärtner und alle, die ihr Auto lieber der Werkstatt des Vertrauens überlassen? Die haben ganz einfach Glück. Denen nämlich bleibt Zeit, um noch mal groß rauszukommen. Laufen, Radfahren, Kastanien suchen – was man halt so tut an der frischen Luft. Hauptsache: So viel wie nur irgend möglich Sonne tanken. Es könnte für längere Zeit die letzte Chance sein.

Den eher künstlerisch Veranlagten sei ein Ausflug mit Fotoapparat, Digicam oder Smartphone dringend ans Herz gelegt. Bei den Bildern von all dem vielen Gelb und Gold und Braun werden die Stubenhocker hintennach grün vor Neid. Mehr Motive und Farben als der Herbst hat wohl keine Jahreszeit zu bieten.

Es darf aber auch eine ganz normale Wanderung sein. Und keine Scheu dabei: Längst sind es nicht mehr nur rüstige Senioren im Ruhestand, die sich am Wochenende genussvoll auf den Weg machen. Noch uriger wird’s mit einem schicken kleinen Lagerfeuer. Am besten stilecht mit Würstchen vom Ast oder Kartoffeln aus der Glut. Hat so was von Abenteuer.

Oder man wärmt sich ganz einfach mit einem leckeren Schlückchen Glühwein aus der Thermoskanne …

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