Doch bis es so weit ist, geschieht erst einmal genau das Gegenteil. Vor allem am Anfang kämpfen die Shampoo-Verzichter mit jeder Menge Talg. Dieser entsteht ganz natürlich in den bis zu 150 000 Haarfollikeln, die sich auf der Kopfhaut befinden. Der Talg soll vor Krankheitserregern schützen und wird zusammen mit Staub und Verschmutzungen eigentlich mehrmals in der Woche – bei manchen sogar täglich – mit Shampoo entfernt.
Allein mit Wasser ist ihm allerdings schwer beizukommen (Man stelle sich vor, wie man beim Aufwaschen von fettigen Pfannen auf das Spülmittel verzichtet . . .). Daher gibt es mittlerweile auch natürliche Alternativen, mit dem die No-Poo-Anhänger dem Fett zu Leibe rücken. Eine Möglichkeit heißt Roggenmehl. Die daran enthaltene Stärke soll beim Waschen der Haare ähnlich wirklich wie die Tenside in einem Shampoo. Und eine Spülung aus Apfelessig (ein Esslöffel auf einen Liter Wasser) verleiht dem stumpfen Haar neuen Glanz.
Doch egal ob mit Wasser oder Zutaten aus dem Lebensmittelregal – das Waschen ohne Shampoo sei vor allem am Anfang eine arge Belastung für die Psyche, geben jene zu, die es ausprobiert haben. Die meisten wagten sich schon nach wenigen Tagen nur noch mit Haargummi oder Mütze vor die Tür und fieberten dem Moment entgegen, wenn sich die Kopfhaut endlich beruhigt und die übermäßige Talgproduktion dem neuen Lebenstil der No-Poo-Anhängerin angepasst hat.
Einen wissenschaftlichen Beweis, dass dies überhaupt eintritt, gibt es allerdings nicht. Keine einzige Studie konnte bisher belegen, dass der Verzicht auf Shampoo und andere Produkte die Haarstruktur auf lange Sicht verbessert. Und auch eine Wechselwirkung zwischen Talgproduktion und der Verwendung von Haarshampoo ist nicht bekannt. Wohl aber, dass künstliche Inhaltsstoffe in Shampoo und Co. die Kopfhaut angreifen und Allergien auslösen können. Ein sparsamer Umgang mit Stylingprodukten kann also nie schaden. Ganz verzichten muss aber eigentlich niemand.