Das saß. Spätestens mit dem letzten Satz hatte sie mich. Ruhte mein Buddha zu diesem Zeitpunkt noch auf einem – wie ich bis dahin fand: überaus idealen – Platz in der Gästetoilette. Doch drei Klicks und vier Online-Suchanfragen später wusste ich genau: Er muss umziehen. Jetzt. Sofort. Auch wenn dafür der erste Urlaubstag draufgehen wird, aber mit schlechtem Karma ist schließlich nicht zu spaßen.
Doch wohin nun mit dem Erleuchteten, damit seine ganze gute Energie viel Friede und Freude in mein Leben bringen kann? Jedenfalls nicht direkt ans Fenster (er braucht eine stabile Rückwand als Schutz), nicht lieblos auf den Boden (sonst blickt man auf den Meister herab) und auch nicht in den Flur, wo seine Hand als Ablage genutzt werden kann (hier geht der Respekt vor dem Meister vollends flöten). Stattdessen soll ein zentraler Ort wie das Wohnzimmer besonders gut geeignet sein oder der Eingangsbereich, wo bereits beim Eintreten der Blick auf den Buddha fällt.
Und weil laut Experten der chinesischen Harmonielehre Feng Shui auch die Himmelsrichtung eine entscheidende Rolle spielt (demnach steht die Statue am besten am höchsten Punkt im Raum und blickt gen Osten), fand mein Buddha ein neues Zuhause auf einem tragenden Balken weit oben in meinem Wohnzimmer. Von dort aus schickt er jetzt hoffentlich jeden Tag viel Licht und Friede hinab zu meinem Schreibtisch und vergisst ganz schnell, was er jahrelang an vielen ungeeigneten Plätzen gesehen hat.
Eigentlich müsste die Geschichte an dieser Stelle nun erzählt sein. Wenn da nicht meine Freundin Katharina wäre. So kam just am Tag der Umräumaktion nämlich spontan vorbei und musste den neuen Standort mit Fachwissen unter die Lupe nehmen. Niemand in meinem Umfeld ist dafür geeigneter, hat die Weltenbummlerin schließlich monatelang in Nepal, der Heimat des ersten Buddhas Siddhartha Gautama, verbracht.
Doch statt einem "Gut gemacht" gab es ein ratloses Schulterzucken. Wo der Buddha bei den Mönchen in Nepal steht, wollte ich von ihr wissen. "Eigentlich immer auf dem Boden", meint sie. "Oder in einem eigenen Meditationsraum mit einem Schrein." Allerdings würde sich dort kein Menschen darüber Gedanken machen, wo nun der richtige Platz sei. Und schon gar nicht einen halben Tag Zeit dafür opfern.
Vielleicht lassen Sie Ihren einfach im Bad stehen. Oder gleich im Baumarkt.
So! ist das also
Siddharta Gautama gilt als Begründer des Buddhismus und erster Buddha. Laut Überlieferung gelangte er als 35-Jähriger in einer Meditation unter einem Feigenbaum zur Erkenntnis aller Dinge. Geboren wurde er vor rund 2500 Jahren an der heutigen Grenze zwischen Indien und Nepal. Seine Eltern waren reiche Hindus und lebten in einem Schloss. Die Mutter starb nach der Geburt, Siddharta wuchs in Luxus bei seinem Vater auf und durfte sich nur im Palast aufhalten. Heimlich unternahm er Ausflüge, um das Leben draußen kennenzulernen. Dabei begegnete er zum ersten Mal Menschen, die Not litten. Mit 29 Jahren und kurz vor der Geburt seines ersten Sohnes verließ er den Palast und änderte sein Leben. Er führte fortan ein bescheidenes Dasein und bescherte seinen Mitmenschen nur Freude und Gutes. Er starb mit 80 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung.