Und dabei zählen nicht nur die direkten Fahrten am Draht. Über die Bord-Batterien kann der Laster bei einem Kilometer unter der Oberleitung Energie für drei weitere Kilometer abseits speichern. In Berlin wird daher schon fleißig gerechnet. Weil laut Umweltministerium die Warenströme hauptsächlich auf 3000 bis 4000 Kilometern des 12 000 Kilometer langen Autobahnnetzes fließen, könnte man mit etwa 1000 Kilometern Elektrifizierung einen Großteil dieses Verkehrs abdecken.
Das hat durchaus mit den Kosten zu tun. Zwei Millionen Euro werden je Kilometer verkabelter Autobahn veranschlagt – eine Million in jede Richtung. Doch erst bei eben diesen 1000 Kilometern halten Logistik-Experten die Grenze für erreicht, ab der Speditionen ein Interesse daran haben dürften, ihre Flotte auf teurere Elektro-Lkw umzurüsten.
Für den Fahrer – solange es ihn überhaupt noch gibt – bedeutet auf Draht zu sein keine große Umstellung. Laser-Scanner melden, sobald der Laster unter einer Oberleitung rollt. Dann drückt der Trucker einen Knopf, und der Abnehmer hebt sich an die in 5,50 Meter Höhe verlaufenden Oberleitungen. Beim Überholen fährt der Abnehmer automatisch herunter und nach dem Einscheren ebenso automatisch wieder hoch. Am Ende der Leitung springt ganz traditionell der Diesel an.
Eine erste reguläre Strecke könnte nach Einschätzung von Fachleuten in 10 bis 15 Jahren in Betrieb gehen. Bis dahin ließe sich zum Schutz des Klimas womöglich ein System hervorragend nutzen, das heute schon jede Menge Güter per Strom transportiert. Ganz ohne neue Masten. Die Technologie sollte in den Ministerien eigentlich bestens bekannt sein: Sie nennt sich Bahn.