Eigener Inhalt Cayenne E-Hybrid: Porsches Power-Pack

Wolfgang Plank

Wer sich derzeit für ein neues Porsche-SUV interessiert, kann die Version Selbstzünder vergessen. Auf der Internetseite ist der "Diesel"-Button für Hochbeiner deaktiviert. Aktuell ruft Porsche sogar 60000 Cayenne und Macan zurück. Wegen des Vorwurfs einer illegalen Abschalteinrichtung.

 
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Beinahe passgenau kommt da aktuell der E-Hybrid in den Handel. Kolbenseitig wird er von einem V6-Benziner mit 340 PS befeuert. Dazu gesellt sich ein Motor mit Wicklung, der weitere 136 PS liefert und kräftig mithilft, den Doppelherz-Cayenne in 5,0 Sekunden auf Landstraßen-Tempo zu pressen.

Sortiert wird die geballte Wucht über ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen. Die beiden obersten dienen dabei nur dem sparsamen Fortkommen, Tempo gemacht wird bis Nummer sechs. Rauf geht’s schön geschmeidig bis 253 - wenn man Platz vor der Haube hat. Um da runterzukommen, muss man eine ordentliche Scheibe haben. Durchmesser 36 Zentimeter. Auf Wunsch aus Keramik oder mit ultrahartem Überzug aus Wolframcarbid.

Selbstverständlich kann man sogar bei Schleichfahrt den genannten Verbrauch von drei Litern vergessen. Fünf mal zwei Meter Auto bringen es mit Akku-Pack eben auf 2,3 Tonnen, selbst wenn Vorderwagen plus Außenhaut aus Alu sind. Immerhin haben sie die Wuchtbrumme schön kantenlos geformt, mit weichen Linien und einem Heck zum Niederknien. Wohl deshalb, weil das fürs Publikum der häufigste Anblick sein dürfte.

Über den Rest muss man nicht reden. Allenfalls kann man schwärmen. Fahrwerk, Allradantrieb und Lenkung sind ein Traum. In Echtzeit vernetzt mit Sensoren allüberall. Die optionale Luftfederung dämpft über drei Kammern pro Rad, auf Wunsch dreht die Hinterachse mit, und über 48-Volt-Stellmotoren zwischen den Stabis stemmt sich der Cayenne in flotten Kurven der Seitenneigung einfach entgegen.

Netter Nebeneffekt der Batterie-Power: Wird sie nicht in pure Beschleunigung gedrückt, kann man im Cayenne bis zu 44 Kilometer elektrisch dahinfahren. Laden an der Steckdose dauert acht Stunden, auf Wunsch – und wenn die Leitung 32 Ampere verträgt – geht’s auch in knapp zweieinhalb.

Kein Wunder, dass bei so viel Technik der schönste Platz links vorne ist. In passgenauem Sitz, der auf Wunsch massiert, umgeben von feinem Holz und edlem Leder. Mittig im Blick den immer noch analogen Drehzahlmesser, flankiert von gestochen scharfen Displays und einem Touchscreen im Leinwand-Format. Ab Werk stets dabei: Ein schlaues Navi, das drei Kilometer nach vorne blickt und die optimale Fahrstrategie errechnet. Voraus-Auto zur Orientierung? Nicht nötig.

Dabei merkt man gar nicht, dass man vor ordentlich Stauraum herfährt. 645 Liter packt der Cayenne weg – der Akku im Heck kostet gegenüber den anderen Modellen 100 Liter. Umgeklappt sind es 1610 Liter. Erstmals im Kommandostand eines Porsche gibt es Head-up-Display und beheizbare Frontscheibe. Obendrein, man mag es kaum glauben, auch eine Standheizung mit Fernbedienung.

Übrigens: Auch für abseits des Asphalts ist der Cayenne E-Hybrid gerüstet. Bei 24 Zentimetern Bodenfreiheit und 52 Zentimetern Wattiefe darf einem schon ziemlich viel Ungemach unter die 22-Zöller kommen.

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Unter 90 000 Euro tut sich nichts bei Porsches Power Pack. Für die Basis-Version wohlgemerkt. Allein für die Fahrwerks-Nettigkeiten kann man knappe 10 000 drauflegen – und die Liste der Annehmlichkeiten ist noch sehr sehr lang.

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