Natürlich hat man bei ACEA die diversen Studien gelesen. Demnach drohen wegen Grenzwert-Überschreitungen 2021 mindestens zehn Herstellern EU-Strafen von zusammen 3,3 Milliarden Euro. Weder Rabatte für elektrifizierte oder besonders sparsame Autos könnten das noch nennenswert drücken, behauptet die Unternehmensberatung Deloitte.
Dieses Jahr nämlich dürfen Autobauer die schmutzigsten fünf Prozent ihrer Flotte noch aus der Berechnung streichen, ab 2021 allerdings werden dann ohne Ausnahme für jedes Gramm zu viel 95 Euro fällig – und zwar für jedes verkaufte Auto. Bis 2030 ist vereinbart, den EU-Grenzwert schrittweise von 95 auf 59 Gramm je Kilometer zu senken.
Daran wollen die deutschen Hersteller – zumindest offiziell – nicht rütteln. Für die Zeit danach allerdings hebt Verbandspräsidentin Hildegard Müller schon mal warnend den Finger. Es gehe nicht an, dass die EU-Kommission im Zuge des "Green Deal" Vorgaben ab 2030 verschärfen wolle. Vor möglichen zusätzlichen Belastungen müssten erst die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie seriös bewertet werden. Die Branche stehe schließlich vor einer Herausforderung in bisher nie gekanntem Ausmaß.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier war da bereits vorauseilend tätig gewesen. Schon im Februar hatte er gegenüber EU-Klimakommissar Frans Timmermans darauf bestanden, den Automobil-Sektor von Plänen zur Emissionssenkung komplett auszunehmen. Die bestehenden Regeln hätten bereits "jeglichen Spielraum für eine weitere Verschärfung eliminiert".
Nun fällt den Produzenten die Modellpolitik der vergangenen Jahre auf die Füße. Mitgeschubst haben die Kunden, die unbeirrt nach Hochbeinigem verlangen. Jedes vierte Auto hierzulande ist bereits ein Sports Utility Vehicle. Tendenz: weiter stark steigend. Wirklich gebraucht werden sie von den Wenigsten, weil im Regelfall zu groß, zu schwer und zu durstig. Das Dilemma: Was Gewinn abwirft, belastet die Abgas-Statistik.
Ausgerechnet in den teuren digitalen Wandel platzen nun Umsatzabstürze, Werksschließungen, Kurzarbeit – und quälende Debatten über drohende Übernahmen durch ausländische Konzerne oder Staatshilfen per Notfall-Fonds. Nicht ausgeschlossen, dass die Zahl derer, die Trumps Idee ansteckend finden, auch hier zu Lande schneller wächst als die Corona-Kurve.