Eigener Inhalt Fiat Fullback Cross: Für neben der Spur

Wolfgang Plank

Ginge es allein nach dem Anschein, man müsste bei jedem dritten Auto annehmen, es tauge auch für eine mittelschwere Expedition. Dicke Backen, ein Hauch von Unterfahrschutz - das Segment derer mit ein bisschen Luft nach unten verzeichnet zweistellige Zuwachsraten. Dabei sehen die meisten Besitzer in einem bekiesten Parkplatz schon die abenteuerlichste aller Offroad-Aktivitäten.

 
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Was womöglich klüger ist, denn abseits des Asphalts ist für Crossover und Co. schnell Ende Gelände. Oft genug ohne Allrad, selten mit wirklicher Bodenfreiheit – und wenn doch, ist das gute Stück meist viel zu schade. Selbst der durchschnittliche Geländewagenfahrer rollt lieber gepflegt zu Kita, Supermarkt und vor die Oper, als mit verschränkten Achsen durch Kiesgruben und Bachbette. An derlei Herausforderungen wagt man sich dann doch besser mit einem richtigen Raubein…

Für alle, die wirklich neben der Spur sein wollen oder müssen, bringt Fiat seinen Pick-up Fullback jetzt als Top-Modell "Cross". Schwarzer Grill, schwarze Trittleisten, schwarzer Sportbügel – und ausschließlich als fünfsitziges Double-Cab zu haben. Assistenten halten Tempo, Spur und bremsen sogar. Wem da die gründliche Weichspülung schwant – keine Sorge: Achtern bleibt’s bei blattgefederter Starrachse und ordentlich Nutzlast. Auf die 1,47 Meter breite und 1,52 Meter tiefe Ladefläche darf eine Tonne, an den Haken ein Hänger bis 3,1 Tonnen. Das ESP ist für alle Fälle vorbereitet.

Ordentlich Leistung gibt es auch: Der 2,4-Liter-Turbodiesel mit 181 PS bewegt das knapp zwei Tonnen schwere Gefährt sehr ordentlich. Sortiert wird ausschließlich über eine Fünf-Stufen-Automatik, bei Bedarf kann man per Schaltwippen am Lenkrad eingreifen. Besonders erfreulich: Trotz drei Metern Radstand braucht man für eine 180-Grad-Wende nur 11,80 Meter Platz – und eine Rückfahr-Kamera ist ebenso serienmäßig an Bord wie Navi und Sieben-Zoll-Bildschirm.

Da sieht man es dem 44 387 Euro teuren Schlechtwegerich gerne nach, dass er eigentlich gar nicht aus Turin stammt, sondern aus Tokio. Weil der Fiat Fullback in weiten Teilen eben ein Mitsubishi L200 ist. Hand angelegt haben die Italiener bei der Motor-Charakteristik, vor allem aber bei der Abstimmung des Fahrwerks.

Und die ist gut gelungen. Im Alltag lässt sich der "Cross" ausschließlich achtern antreiben, schlägt sich auf der Straße achtbar und gerät auch in schnelleren Kurven nicht zu sehr aus dem Lot. Die Lenkung indes dürfte gerne mehr Rückmeldung liefern. Abseits des Asphalts allerdings liegt das wahre Terrain des Fullback. Auf Knopfdreh wird die Kraft zusätzlich nach vorne gereicht, wenn’s dicker kommt, mit gesperrten Mitteldifferenzial und Getriebeuntersetzung – und in letzter Not hilft eine elektronische Sperre in der Hinterachse.

Da wühlt Fiats Rustikaler dann, dass es eine Freude ist. Einfach Gas geben – fertig ist der Vortrieb. Und insofern trägt der Fullback Cross seinen Namen fast zu Unrecht. Mag es unter den Rädern auch unwegsam sein, hoch oder runtergehen – bei 21 Zentimetern Bodenfreiheit und 60 Zentimetern Wat-Tiefe wird aus dem Verteidiger eher ein Stürmer. Schafft er doch souverän eine Berg-und-Tal-Strecke, die stollenbereifte Motocross-Maschinen der Weltelite vorher zu knietiefem Matsch gepflügt haben.

Über den üblichen Offroad-Look kann man da nur milde lächeln.

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