Mal wieder rächt sich, dass der DMSB die Verantwortung schleichend auf die Aktiven abgewälzt hat. Erste Hilfe versteht sich von selbst, aber in keinem Sport der Welt müssen Athleten das Wohl der Konkurrenz organisieren. Man stelle sich vor, Dominik Paris sollte im Steilhang der Streif einen gestürzten Kollegen erkennen, anhalten und ihn versorgen… Egal, am Abend entscheiden Sportkommissare, eine Art Rallye-Schiedsrichter, die Teams Kreim/Braun, Gassner sen./Thannhäuser und ein drittes Duo aus der Wertung zu nehmen, weil sie nicht gestoppt haben. Kreim und Gassner legen Berufung ein, seither ist die DRM ein schwebendes Verfahren.
Pikant ist zweierlei: Fabian Kreim hat 2017 schon mal eine Strafe kassiert, weil er bei der Hessen-Rallye angesichts eines Unfallautos nur bremste, aber weiterfuhr. Er bekam die Punkte aberkannt und musste 5000 Euro bezahlen. Als – damals wie heute – Fahrer von "koda Auto Deutschland" war letzteres eher kein Problem. Und Deutscher Meister wurde er trotzdem.
Hermann Gassner Senior wiederum ist nicht nur ein Großer dieses Sports, der den ersten seiner fünf DRM-Titel holte, als Kreim drei Jahre alt war – er ist auch der Vater von Hermann Gassner Junior, der als Zweitplatzierter der Gesamtwertung Meister würde, falls Kreim alle Punkte aberkannt würden.
Doch da wartet eine juristische Hürde: Extra-Punkte aus der "Power-Stage" darf man laut Reglement selbst dann behalten, wenn man im Endergebnis der Rallye nicht erscheint. Eine Begründung findet sich nicht, man darf aber annehmen, dass die Regelhüter einen Defekt im Blick hatten und keine Disqualifikation. Folgten die Richter dennoch dem Wortlaut, wäre Kreim trotz Wertungsausschluss Champion. Mit einem Punkt Vorsprung.
Es dürfte eine lange Verhandlung werden für zwei, drei Zehntel ...