Eigener Inhalt Jaguar E-Type: Die Legende lebt auf

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Kunden erlesener Gefährte müssen sich ja nicht selten in Geduld üben, bis ihr Edel-Metall tatsächlich die Manufaktur verlässt. Zumal bei alten Schätzchen.

 
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Dass aber Jahrzehnte vergehen, ist dann doch eher selten – außer bei Jaguar. Da hat zeitlicher Abstand dieser Dimension fast schon Tradition.

Und so restauriert die Classic-Abteilung der Briten in Warwickshire zum 60. Geburtstag des legendären E-Type im März 2021 sechs Paare auf Basis originaler Fahrzeuge der Serie 1 mit 3,8-Liter-Sechszylinder – jeweils ein Coupé in der Farbe "Flat Out Grey" und ein Roadster in "Drop Everything Green". Sie werden nur im Zweierpack verkauft.

Um die beiden Modelle ranken sich Geschichten. Das Coupé mit dem Kennzeichen "9600 HP" war erst in der Nacht vor der Präsentation von PR-Manager Bob Berry "mit Vollgas" von Coventry nach Genf gebracht worden. Weil der Ansturm auf die anschließenden Testfahrten am Lac Léman so gewaltig war, erhielt Entwicklungsingenieur Norman Dewis von Firmenchef Sir William Lyons höchstselbst den Auftrag, "alles stehen und liegen zu lassen" und mit einem weiteren E-Type Richtung Schweiz aufzubrechen.

Zur Hand war ein 3,8-Liter-Roadster in British Racing Green und mit dem Kennzeichen "77 RW". In nur elf Stunden raste Dewis über französische Landstraßen und Alpenpässe, erzählt man sich. Mit einem Schnitt von 111 Stundenkilometern. Und noch rechtzeitig zum großen Auftritt. Schon da hatte sich die nicht nur zum Niederknien schöne, sondern auch aerodynamische Form gelohnt. Bis heute ein Stück Firmenlegende.

Es ist bereits der dritte Oldtimer-Coup von Jaguar. Beim ersten wurden 2014 sechs Nachbauten des langschnäuzigen E-Type "Lightweight" zu neuem Leben erweckt. Die Serie von 1963 war als limitierte Auflage von 18 Exemplaren für den Rennsport konzipiert. Teile des Monocoques bestanden ebenso aus Aluminium wie der Motorblock. Allerdings wurde die Produktion aus nicht bekannten Gründen nach zwölf Wagen eingestellt. Im Jahr 2014 nahm Jaguar die Fertigung nach den originalen Konstruktionsplänen von 1963 wieder auf. Die Fahrzeuge erhielten die Chassis-Nummern 13 bis 18.

Ähnlich lief es mit dem D-Type. Der geflügelte Vorgänger gewann 1957 zum dritten Mal in Folge den 24-Stunden-Klassiker in Le Mans – und wurde aus dem Motorsport zurückgezogen. Die überzähligen Rennwagen waren bereits vorher umgebaut worden und sollten verkauft werden. Für die Straßenzulassung hatten sie in Coventry die Heckfinne geopfert, eine größere Frontscheibe montiert, ein Verdeck und eine Beifahrertür. Geblieben waren die seitlichen Auspuffrohre – und der 3,4-Liter-Sechszylinder mit drei Weber-Vergasern und 262 PS, der den XKSS getauften Sportwagen auf 230 Sachen beschleunigte.

Bereits 16 der 25 D-Type-Renner waren ausgeliefert, als am 12. Februar 1957 ein Feuer in den Hallen des Stammwerks Browns Lane wütete. 270 Autos verbrannten – darunter die letzten XKSS. Sechs Jahrzehnte später wurden in jeweils 10 000 Arbeitsstunden genau jene neun fehlenden Exemplare nachgebaut. Preis pro Stück: etwa 1,2 Millionen Euro.

Ganz so teuer dürften die E-Types im Doppelpack nicht werden. Von einem Schnäppchen allerdings ist aktuell auch nicht auszugehen. Dafür steigt man mit dem Erwerb eines E-Type in einen höchst illustren Kreis auf. Steve McQueen fuhr selbstverständlich einen, aber auch Brigitte Bardot, Frank Sinatra, George Harrison, Tony Curtis und Britt Ekland. Womöglich sollte man für kommendes Jahr schon mal ein wenig Kleingeld zurücklegen . . .

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