Eigener Inhalt Jaguar F-Pace SVR: Stilvolle Wucht aus fünf Litern Hubraum

Wolfgang Plank

Da mag man mit noch so viel Vernunft begabt sein und über alle Maßen den Planeten lieben - am meisten Spaß macht Autofahren immer noch dann, wenn souverän unterwegs sein darf. Das Gefühl kann einem ein kräftiger Motor bescheren, ein gut abgestimmtes Fahrwerk oder beides.

 
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Okay, knapp zehn Quadratmeter Edelmetall lassen den unbegabtesten Nachbarn vermuten, dass was Ordentliches daherkommt. Eher nicht weiß er, dass im Falle des Jaguar F-Pace SVR ein Fünf-Liter-Auto fährt. Nein, nicht Verbrauch. Ein per Kompressor belüfteter V8 mit 550 PS. Schier endlose Kraft aus der Tiefe des Hubraumes. In 4,3 Sekunden auf 100 und mit 283 Sachen zweitschnellstes Serienmodell im Zeichen der Wildkatze.

An den Luftauslässen in Motorhaube und Verbreiterungen kann man etwas ahnen. An den breiteren Türschwellern – und den roten Bremszangen im Schatten der bis zu 22 Zoll großen Räder. Stilvolle Wucht vom hauseigenen Ertüchtiger SVO in Coventry. Doch der Edel-Brite kann auch unkultiviert: mit dem brutalen Röhren und den prollig knallenden Fehlzündungen eines Klappen-Auspuffs.

Eine Acht-Stufen-Automatik reicht die geballte Kraft zuerst nach hinten, wo Jaguar-Fahrer sie traditionell schätzen, und erst bei Bedarf auch nach vorne. Britisch auch die Abstimmung. Straff selbstverständlich, schließlich sind trotz Alu-Leichtbau über zwei Tonnen im Lot zu halten – aber eben auch nicht kompromisslos hart, sondern standesgemäß. Trotzdem: Knapp 700 Nm Drehmoment verlangen Gefühl im Gasfuß – oder die Gelassenheit eines Lords beim Fünf-Uhr-Tee im Ledersessel seines Clubs.

Wer weder über das eine verfügt noch über das andere, taste sich besser langsam Richtung Grenzbereich: Vor allem bei Urlaub fürs elektronische Gesinde kann ein klein wenig Erfahrung in Sachen Flottfahrt nicht schaden. Auch wenn leichte Bremseingriffe an den inneren Rädern den SVR besser in die Kurve gieren lassen. Rasant bewegt erfordert der F-Pace SVR aber gute alte Handarbeit an den Schaltwippen. So genau ahnt selbst eine intelligente Automatik nicht, wann man idealerweise abwärts sortieren möchte.

Selbstverständlich lässt sich der Nobel-Renner auch ganz gesittet bewegen. Immerhin schafft man es dann in die Nähe des Normverbrauchs von 11,9 Litern, kann sich am feudalen Interieur freuen, an heiz- und kühlbaren Sportsitzen, am Zehn-Zoll-Touchscreen und an dem, was dienstbar zur Seite steht. So hält der SVR Abstand und Spur, beobachtet den toten Winkel und bremst von selbst, wenn es nottut.

Einen Haken hat die Sache allerdings: Das britische Vergnügen kostet mindestens 101 000 Euro. Stil hat eben seinen Preis.

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