Eigener Inhalt Laptop, Flüssigkeiten ...?

Wolfgang Plank

Endlich Ferien. In Thüringen und Sachsen entspannen sie schon, nur in Bayern müssen sie noch ein klein wenig warten. Egal. So oder so beginnt die Reisezeit. Gerne auch Fernreisezeit. Bloß weit weg – wann gälte diese Devise mehr als im Sommer? Doch Mobilität hat ihre Tücken.

 
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Fahrrad ohne Batterie ist anstrengend, Auto landet gerne mal im Stau, und die Bahn hat entweder Verspätung, eine kaputte Klimaanlage oder beides. Wie schön erscheint einem da doch das Flugzeug. Extrem sicher, wenig Unfälle – und Getränke werden an Bord auch noch gereicht. Manchmal jedenfalls.

Trotzdem gibt es Menschen, die nicht gerne fliegen. Viele sogar. Noch nicht mal in den Urlaub. Sie hassen die Enge in der Kabine oder den Druck in den Ohren – und erst recht das Gefühl, vom sicheren Boden zehn Kilometer entfernt zu sein, von minus 50 Grad Außentemperatur aber bloß ein paar Zentimeter. Vor allem aber hassen sie den ganzen Schlamassel bevor das Ding überhaupt abhebt.

Der beginnt mit Buchen. Ein Dutzend Anbieter, ein Dutzend Preise. Plus Steuern, Kerosin-Zuschlag, Sitzplatz-Reservierung, Gepäck-Gebühren… Und geht weiter mit Suchen. Nach einer klugen Bahn-Verbindung, einem freien Taxi – oder einem Parkplatz. Das Problem: Man reist mit zu viel Handgepäck, hat’s in der Regel eilig, ist aber entweder viel zu früh da – oder zu knapp. Jedenfalls nie richtig. Und dann wartet da ja noch die Sicherheitskontrolle.

Selbstverständlich finden wir es gut und wichtig, dass geschultes Personal mit geübtem Blick darüber wacht, ob nicht vielleicht jemand eine Harpune an Bord schmuggeln will, ein Wurfmesser oder ein Döschen Pfefferspray. Vertrauen ist schließlich bloß gut. Und weil das so ist, warten wir sorgfältig aufgereiht vor Detektoren und Scannern.

Wenn da bloß nicht die anderen wären. Die vielen anderen. Die meisten mit den Gedanken schon am Strand, manche nervöser als vor dem ersten Kuss – und nicht wenige, zumindest nach unseren Maßstäben, schlicht doof. Die ersten scheitern, weil sie vergessen haben einzuchecken, die nächsten, weil der Koffer viel zu groß ist und folglich am Schalter aufgegeben werden muss, und bei anderen stürzt erst mal das Handy mit dem Code ab. Für uns heißt das schlicht: warten.

Und dann ist da ja noch der Detektor. Dieses Teil, das ständig "Määäp" macht oder in der moderneren Form warnleuchtet. So oder so geht erst mal nix vorwärts in der Schlange. Einzel-Kontrolle im Kämmerlein. Dass Trekkingschuhe Metallhaken haben, kann ja nun wirklich keiner ahnen. Erstaunlich auch, dass die meisten zwar an Gürtel und Halskettchen denken, nicht aber an Münzen in diversen Taschen. Und Schlüssel (Määäp), immer wieder Schlüssel. Es ist zum In-die-Luft-Gehen…

Die Ruhe selbst sind nur die sprechenden Uniformen knapp vor den Röntgengeräten. Monoton wie der Duracell-Hase – nur sehr viel langsamer: "Die Bordkarte bitte. Laptop, Flüssigkeiten?"

Bemerkenswert: Flüssigkeiten hat nicht jeder im Handgepäck, einen Laptop schon. Mindestens einen. Aufs Duschen kann man offenbar verzichten, auf E-Mails nicht. Wer tatsächlich keinen Klappcomputer mit sich führt, ist im Grunde schon verdächtig. Zumindest erster Anwärter auf den Sprengstoff-Test. Ganz wichtig: Jetzt jedes Wort gut überlegen. Sätze wie "Die Bombe hat der Kollege" kommen überhaupt nicht gut. Sprechende Uniformen haben selten Humor. Jedenfalls keinen solchen.

Vorsicht: Nie hinter Typen mit Pep-Guardiola-Knappst-Anzügen anstellen. Auch nicht im Gefolge von Graues-Kostüm-halbhohe-Pumps. Derlei Business-Figuren haben gerne zwei Laptops – einen großen sowieso und einen kleinen "für im Flieger". Dazu ein dienstliches Smartphone am Ohr und ein privates in der Hand sowie vier bis sieben Zeitschriften unterm Arm. Dauert.

Hinter Familien mit kleinen Kindern besser auch nicht einreihen. Berenike-Klea kann zwar noch nicht aufs Rollband schauen, will aber ihren Diddl-Maus-Trolley partout selbst auflegen. Dauert. Die Kleinrotte Frauen ist ebenfalls riskant. Beim Jahresausflug der Kegel-Damen (Malle ohne Männer) wird die Obergrenze für Kosmetika gerissen. Um Bodylotion und Conditioner wird zäh gefeilscht. Dauert.

Ebenfalls heikel sind ältere Ehepaare mit Bordkarte in Klarsichthülle. Vor allem, wenn sie viel anweist, er aber wenig hört. Am besten sind noch junge Leute. Wenn möglich ohne Kopfhörer und mit kleinem Rucksack. Kennen sich aus und sind ruckzuck fertig. Es sei denn, sie tragen Trekkingschuhe…

Stress also war schon genug – und im Flieger ist man noch kein bisschen. Aber das ist eine andere Geschichte . . .

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