Natürlich haben wir uns daran gewöhnt, dass individueller Verkehr von der Haustüre bis zum Büro möglich ist. Und es besteht kaum Zweifel, dass Städte über Jahre falsch geplant wurden. Dass Straßen und Stellflächen deutlich wichtiger waren als bezahlbarer Wohnraum und Platz zum Leben. Mit all den hässlichen Folgen, die wir heute beklagen. Aber diese Probleme löst man ganz sicher nicht damit, dass alle künftig gratis ins betonierte Zentrum kommen.
Hätte der inzwischen demissionierte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nicht bloß das Abkassieren von Ausländern im Blick gehabt, könnten wir längst eine kluge Maut haben. Eine die Verkehrsströme lenkt oder entzerrt. Inklusive eines Aufschlags für City-Besuche. Schon wäre Geld für den Nahverkehr da. Der schnelle Rückbau städtischen Beton-Wahnsinns täte zwar auch not, aber auf den darf man schwerlich hoffen in Zeiten, da hier zu Lande Flughäfen und Bahnhöfe nicht mehr Jahre dauern sondern Generationen.
Wohlweislich verschwiegen wird im politischen Berlin auch, wie viele Milliarden die Null-Nummer am Ende tatsächlich kosten würde. Fest steht offenbar nur, wer garantiert nicht zahlt: Diejenigen nämlich, die den ganzen Schlamassel verursacht haben, weil ihre atemberaubenden Motoren gerade mal noch im Labor hielten, was hochheilig versprochen wurde. Die lieber Betrugssoftware oder Thermo-Fenster ersannen als in ordentliche Abgasreinigung und damit atembare Luft zu investieren.
Doch genau die Autobauer haben sich von den horrenden Kosten schon mal freigekauft. Für den lächerlichen Preis von 250 Millionen Euro in einen Fonds für saubere Luft in den Städten. So geschehen auf ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung. Das erinnert schwer an das Modell von den Stromkonzernen, die für Appel und Ei der Allgemeinheit ihren Atommüll vor die Füße kippen durften.
Das wohl verheerendste Signal der Gratis-Busse wäre aber noch ein ganz anderes: Dass nämlich die vom Nahverkehr abgehängten Menschen auf dem Land zwar kein bisschen Nutzen hätten, mit ihren Steuern aber für die zahlen dürften, die ohnehin schon über ein gutes Angebot verfügen.