Eigener Inhalt Nummer 5 schwebt

Wolfgang Plank

Er ist der Sportliche unter den Kombinierern. Wunsch vieler Handlungsreisender, Business-Klässler, aber auch Familienoberhäupter. Der fassungskräftigste BMW ohne die Wucht eines SUV.

 
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Zu Hause da, wo Mensch und Material zügig und standesgemäß zu bewegen sind – und für Kindersitze gleichermaßen tauglich wie als Luxus-Laster. Der 5er touring eben. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist er im Geschäft.

Dafür jedoch, dass nach vier Generationen jeder beherzte Schritt immer auch einer weg sein könnte von dem, was mehr als eine Million Kunden schätzen gelernt haben, ist die Auffrischung durchaus deutlich ausgefallen. So ist Nummer fünf in alle Richtungen gewachsen – und hat doch schnittige Proportionen bewahrt. Das muss man erst einmal hinkriegen.

Von den zusätzlichen Zentimetern profitieren Last und Leute. So sitzt es sich vorne wie hinten höchst komfortabel, und obendrein lassen sich achtern noch 570 Liter wegpacken. Klappt man die Lehnen der zweiten Reihe um, sind es gar 1700. Auch dank der serienmäßigen Luftfederung hinten zeigt sich das Gepäckabteil wenig zerklüftet und durchgängig breit. Pfiffig: Abdeck-Rollo und Trenn-Netz lassen sich unter Deck verstauen.

Dennoch ist – typisch für BMW – der beste Platz immer noch links vorne. Das Cockpit hat sich schön angreifbar gemacht – wohin man fasst, findet sich weich Geschäumtes. Mit dem Head-up-Display gibt’s alles Wichtige auf die Scheibe. Selbstverständlich in Farbe. Radio und Navi lassen sich für den, der’s mag, jetzt auch über Gesten steuern. Vor allem aber kommt zu keiner Zeit der Verdacht auf, vor einer Ladefläche herzufahren. Zumal Lärm und Fahrgeräusche da bleiben, wo sie hingehören: draußen.

In der Start-Aufstellung für 20. Mai stehen je Verbrennungsart ein Vier- und ein Sechszylinder. Selbstzündend mit 190 und 265 PS, kerzenentflammt mit 252 und 340 PS. Vom kleinen Diesel abgesehen, reichen alle Modelle ihre Kraft ab Werk über eine achtstufige Automatik nach hinten, auf Wunsch zusätzlich auch nach vorne. Wichtig: Alle Diesel-Modelle verfügen über eine Abgas-Reinigung mit Harnstoff.

Am schönsten kommt man mit den weiß-blauen Dampf-Maschinen voran, am sparsamsten jedoch erledigt das der 520d. Ordentlichem Vortrieb stehen offizielle 4,3 Liter je 100 Kilometer gegenüber. Selbst bei üblichem Alltags-Aufschlag ergibt das respektable Werte. Zur Beruhigung aller, die ein bisschen aufs Budget achten müssen: Kommod unterwegs ist man auch damit, weil der touring zum Vorgänger 100 Kilo abgenommen hat. Richtig souverän wird’s indes im 530d. Dem kann in Kombination aus Fahrspaß und Verbrauch so schnell keiner den Sprit reichen.

Nicht mal mehr lenken und bremsen müsste man, weil der 5er touring auf Wunsch rundum Obacht gibt, automatisch in der Spur bleibt, auf die rechte Geschwindigkeit achtet und gebührend Abstand hält. Sogar noch bei Tempo 210. Nach etwa zehn Sekunden jedoch ist der Spaß vorbei – oder der Spuk, je nach persönlicher Vorliebe. Die Technik würde mehr erlauben, die Rechtslage der Republik vorerst nicht.

Trotz immerhin 4,94 Metern Länge und runden 1,7 Tonnen Kampfgewicht, geht es im 5er federleicht und doch strichgenau um alle Radien, wenngleich das DSC ein bisschen sehr vorsichtig über das Heck wacht. Wer richtig die Biege machen will, holt für 1250 Euro extra die Integral-Aktivlenkung an Bord, die auch die Hinterräder einschlägt. Und wer glaubt, in Sachen Fahrwerk letzte Reserven heben zu müssen, dem sei für 3500 Euro "Adaptive Drive" empfohlen – hilft sogar gegen Kurvenneigung.

Auch sonst ist für den 5er touring zu haben, was man sonst nur im 7er vermutet. Sogar Einparken per Fernbedienung geht. Aber Vorsicht: Kreuzt man zu viel von all dem an, was BMW auf 36 Seiten feilbietet, addiert sich schnell noch einmal den Gegenwert eines Kleinwagens. Auf jeden Fall ordern sollte man Sportsitze für vergleichsweise läppische 630 Euro. Verstellbar in Sitzlänge und Lehnenbreite lässt sich das Gestühl passgenau auf den Leib trimmen. Da mag man gar nicht wieder aussteigen.

Apropos Platz nehmen: Das kostet im touring 2500 Euro mehr als in der Limousine. Los geht’s bei stolzen 47 700 Euro im 520d. Immerhin sind da Navi, Klima-Automatik, automatische Heckklappe, LED-Licht und City-Bremse schon dabei – plus der Fahrerlebnis-Schalter, mit dem man die Abstimmung spürbar von zart nach hart drücken kann. Der große Diesel mit Allrad kostet mindestens 59 400. Und auch der 540i xDrive für 62 800 Euro ist nur vorerst das Ende. Frohe Kunde für alle Flottfahrer: Zum Jahresende folgt der M550d xDrive mit vier Turboladern und 400 PS. Schwer vorstellbar, dass damit jemand autonom unterwegs sein möchte.

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