Eigener Inhalt Opel Corsa GSi: Der Feinflitzer

Wolfgang Plank

Es tut wohl in turbulenten Tagen, wenn man sich glorreicher Zeiten erinnern kann. Umso mehr, wenn der Grund nicht bloßes Schwelgen in verblasstem Ruhm ist, sondern Rückbesinnung auf alte Stärken. Schließlich war die Bezeichnung GSi bei Opel immer ein Gütesiegel.

 
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Erstmals zierte das Logo ab 1984 die Sportlichsten bei Manta und Kadett – um mit Ende des Corsa D 2012 im Ruhestand zu dämmern. Doch dann Comeback. Erst im Insignia, jetzt im Corsa. Manchmal muss ein Auto halt mehr sein als das bloße Resultat von Kostendruck und Plattform-Strategie.

Schicke 150 PS haut der Eins-Vierer-Turbo dem dreitürigen Zwerg auf die Antriebswellen. Ungesperrt zwar, aber dennoch ohne großes Radieren. Ohnehin speist sich wahres Vergnügen weniger aus purer Kraft denn aus fein austariertem Fahrverhalten. Und da hat mit Volker

Strycek nicht nur der Chef von Opel-Performance Hand angelegt, sondern eben auch ein ehemaliger Tourenwagen-Meister und Nürburgring-Sieger.

Und so was kommt dann dabei heraus: die Dämpfung straff und bodennah, die Lenkung präzise, die Schaltung knackig, die Bremsen kraftvoll. Bestens platziert in gut konturierten Sitzen kurvt man auf 17-Zöllern nicht nur einfach drauflos, sondern hat eben in jeder Kurve stets auch ein bisschen den "Geist des GSi" an Bord. Dass es in unter neun Sekunden auf Tempo 100 geht und hoch bis 207, ist da eher ein hübscher Kollateralnutzen.

Der Trick an der Sache: Um die Kraft kontrolliert auf die Straße zu bringen, erspürt das Fahrwerk die Bewegungsfrequenz. Wird’s schnell, hat Grip Vorrang, ansonsten Komfort. Für einen Vier-Meter-Feinflitzer durchaus keine selbstverständliche Technik. Aber so taugt der Corsa GSi eben gleichermaßen für Südstadt wie Nordschleife.

Ein wenig sportlichen Zierrat gibt’s selbstverständlich auch: Außen eine stark ausgeformte Motorhaube mit angedeuteten Lufteinlässen, markige Seitenschweller und Spiegelgehäuse in Carbon-Optik; innen Sportlenkrad, Leder-Schaltknauf und eine Pedalerie in Aluminium. Einzig der Dachspoiler hat wirklich einen Nutzen. Er sorgt für gesteigerten Abtrieb an der Hinterachse.

Die gute Nachricht: Das alles kostet nicht die Welt. Wer sich mit der Basis-Ausstattung bescheidet, kann den Corsa GSi schon für 19 960 Euro mitnehmen. Assistenz kostet wie beim normalen Corsa auch, dafür rollen nur beim GSi 18-Zöller (750 Euro). Mit 2060 Euro plus den höchsten Aufpreis kosten leider die Recaro-Schalen, in den man allerdings nicht sitzt, sondern wunderbar mit dem Auto verschmilzt. Und erst so gibt’s das wahre Fahrgefühl.

Trotzdem folgt Opel auch im Corsa GSi seiner Philosophie, Fahrspaß erschwinglich zu machen. Dieser Grundsatz gilt, seit 1966 der erste Rallye Kadett auf den Markt kam, dessen Nachfolger einmal das Kürzel GT/E erhalten sollten. Nur konnte man damals eben nicht Opel-IntelliLink ordern – und damit die Smartphone-Welt von Apple und Android.

Womöglich aber ist die Weihe zum GSi für den Corsa auch eine Art "Last Edition". Zumindest die sportliche Drei-Tür-Version scheint nämlich ihrem Ende entgegenzuflitzen. Ein Schicksal, das dann schnell auch den Adam ereilen könnte. Irgendwie schade. Aber Wehmut ist in der PSA-Chefetage eher keine Kernkompetenz.

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