Das alles mag für den Fahrer nach kurzer Zeit der Eingewöhnung womöglich keine große Rolle spielen – für Unternehmen, die sich auf Entwicklung und Fertigung all der dann überflüssigen Bauteile spezialisiert haben, bedeutet es das Aus ihres Geschäfts – und für die Menschen dort den Verlust ihrer Arbeit. Egal, ob in Bayern, Thüringen oder anderswo. Der Bedarf an Kurbelwellen oder Turboladern etwa wäre plötzlich identisch mit dem von Trabant-Teilen nach der Wende. Da sind ein paar Thermostaten für den Kühlkreislauf der Batterie kein Ausgleich. Nicht wenige Zulieferer sind bereits in die Insolvenz gerutscht, andere kündigen Arbeitsplatzabbau im großen Stil an.
Auch in den Werkstätten wird der Alltag einer mit deutlich weniger Jobs. Kein Ölwechsel mehr, kein Zahnriemen-Tausch, keine Zündkerzen, kein Luftfilter, kein Abgas-Test. So ein Elektro-Auto hat einfach weniger Komponenten, weniger Verschleiß, weniger kostspielige Revisionen. Und nicht alle Mitarbeiter lassen sich zum Service-Personal für Batterien oder Ladesäulen umschulen.
Je nach Sicht schwankt die Zahl gefährdeter Arbeitsplätze. Berechnungen der Gewerkschaften gehen von mehr als 400 000 bis Ende 2030 aus, der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) hält das für deutlich zu hoch gegriffen. Richtig ist sicherlich, dass durch die Elektrifizierung auch neue Jobs entstehen – allerdings eben nicht in gleicher Zahl und oftmals nur im Ausland. Gerade die führenden Absatzmärkte wie USA oder China verlangen von ausländischen Herstellern zunehmend lokale Produktion.
Nur schwer vorherzusagen ist der Job-Abbau, der den Fusionen der Branche und den dabei entstehenden Überkapazitäten folgen dürfte. Eben erst haben sich der Opel-Mutterkonzern PSA und Fiat-Chrysler zum viertgrößten Hersteller hinter Toyota, Volkswagen und dem Verbund aus Renault, Nissan und Mitsubishi zusammengetan – VW wiederum kooperiert in Sachen Elektromobilität verstärkt mit Ford. Sie alle eint der Zwang zur CO2-Reduktion. Würden die europäischen Autobauer weitermachen bisher, drohten ihnen geschätzte 30 Milliarden Euro an Strafzahlungen.
Dabei sind die Zukunftsaussichten für E-Autos nicht bloß rosig. In Deutschland und Europa mag verstärkter Absatz zu erwarten sein – in den aktuell dominierenden Märkten China und den USA indes gehen die Verkaufszahlen bereits wieder zurück. Auch, weil die staatliche Förderung im Reich der Mitte zuletzt stark reduziert wurde. Das könnte auch in anderen Ländern drohen.
Gut möglich, dass bald wieder Versprechen angepasst werden müssen ...