Eigener Inhalt Volvo C60: das Wikinger-Schiffchen

Wolfgang Plank

Der Wagen ist ein Bekenntnis. Im doppelten Sinn. Zum einen, dass Volvo längst nicht mehr nur in Kombis denkt, sondern auch in SUV. Und zweitens für den Dieselmotor. Denn auf die zweite Generation des XC60 hat die Ankündigung der Schweden, ab 2019 keine neuen Modelle ohne Elektro-Unterstützung mehr zu bauen, erst einmal keinen Einfluss.

 
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Sie werden sich Gedanken gemacht haben in Torslanda. Immerhin handelt es sich um den Meistverkauften der Marke in Deutschland. Seit 2008 konnten sich mehr als eine Million Kunden für den Wagen erwärmen, der aus der Kälte kommt. Obendrein hat Volvo mit etwa 80 Prozent den höchsten Anteil an Selbstzündern unter den Premium-Herstellern.

Und genau hier, in der Business-Class, kommt nordische Kühle gepaart mit einem Hauch Luxus besonders gut. Gerade für diejenigen, die sich ein wenig abheben wollen. Das beginnt bei klassischen Außenflächen und endet beim Hochformat-Touchscreen über dem beinahe schalterlosen Cockpit. Der schwedische Weg war eben schon immer etwas Besonderes.

Für standesgemäßen Vortrieb sorgen im XC60 vier Motor-Varianten – allesamt Zwei-Liter-Vierzylinder. Kerzengezündet warten der 254 PS starke T5 und der zusätzlich per Kompressor beatmete T6 mit 320 PS, bei den Dieseln stehen der D4 mit 190 PS sowie der D5 mit 235 PS zur Wahl. Bei letzterem bringt Druckluft aus einem Speicher den Turbo auf Trab, wo die heiße Luft noch nicht reicht. Ganz oben steht der Plug-in-Hybrid T8, der mit 407 Kombi-PS und theoretischen 45 Kilometern elektrischer Reichweite aufwartet.

Wie es sich für ein echtes SUV gehört, wird die Kraft auf alle vier Räder verteilt. Und zwar über eine sanft schaltende Acht-Gang-Automatik mit kaum spürbaren Übergängen. Erst später im Jahr will Volvo einen schwächeren Diesel samt handsortiertem Räderwerk und Frontantrieb nachreichen.

An Platz herrscht im neuen XC60 kein Mangel. Vorne wie hinten sitzt man in dem knapp 4,70 Meter langen Wikinger-Schiffchen höchst kommod und auf ausladendem Gestühl. Obendrein findet achtern ein halber Kubikmeter Ladung Platz, bei umgeklappten Rücklehnen sogar knapp das Dreifache.

Eher komfortabel ist auch das Fahrwerk ausgelegt. Ausreichend für die schnelle Fahrt und mit ausreichend Federungsreserven, falls es – wider Erwarten – doch mal in tieferes Geläuf gehen sollte. Die Lenkung indes dürfte gerne mehr Widerstand entwickeln.

Apropos: Droht der Drift Richtung Gegenseite, greift der Volvo selbst ins Volant. Optional kommt die Korrektur auch, wenn man beim Ausscheren den Totwinkel-Warner ignoriert. Und wenn’s per Bremse zum Vordermann nicht mehr reicht, weicht ebenfalls der XC60 aus. Vorausgesetzt, man gibt ihm irgendeinen Lenk-Impuls. Serienmäßig an Bord ist das bekannte Notbrems-System, das außer Autos, Fußgängern und Radfahrern auch Wildtiere erkennt.

Gedacht ist der junge Schwede für Kunden, die das Individuelle lieben, Premium erwarten, Understatement pflegen – und das Gehobene schätzen. Beim Sitz wie beim Preis. Mindestens 48 000 Euro muss anlegen, wer XC60 fahren will, für den Plug-In sind es 69 270 Euro. Womöglich droht dem großen Bruder XC90 da massive Konkurrenz aus dem eigenen Haus.

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