NP Versicherer HUK-Coburg will Produktangebot um Smartphone-Apps ergänzen

 Quelle: Unbekannt

Die Digitalisierung macht auch vor der Versicherungsbranche nicht Halt. Unternehmen sollten die gestiegenen Anforderungen der Verbraucher nicht nur in der Theorie diskutieren, sondern auch in die Praxis umsetzen und ihre Geschäftsmodelle prüfen. Oftmals lohnt sich der Einsatz neuer Technologien - ob bei der Verwaltung interner Daten, im Kundenservice oder beim Überprüfen des Fahrverhaltens im Rahmen einer Autoversicherung. Die HUK-Coburg passt nun ihr Produktportfolio an - noch hinkt der Versicherer in puncto Digitalisierung allerdings der Konkurrenz hinterher.

 
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HUK-Coburg will neue Telematik-Versicherung anbieten

Je besser der Fahrer sein Fahrzeug im Straßenverkehr lenkt, desto niedriger ist seine Autoversicherungsprämie - so lässt sich das Geschäft mit Telematik-Tarifen in Kürze zusammenfassen. Der Versicherer kann das Risiko eines Unfalls besser einschätzen, der Kunde muss weniger zahlen, wenn er sicher fährt. Während andere Versicherungsgesellschaften im Rahmen der Autoversicherung bereits seit einiger Zeit Smartphone-Apps anbieten, mit denen sie das Fahrverhalten ihrer Kunden analysieren, entwickelt die HUK-Coburg erst jetzt eine rentable Lösung, um ihren Kunden kostengünstige Telematik-Tarife anbieten zu können. Bislang ließ die Versicherungsgruppe aus Oberfranken eine Box in die Kundenfahrzeuge einbauen. Das erwies sich jedoch für den Massenmarkt als zu teuer, wie Vorstandschef Heitmann nun einräumt. Spätestens in einem Jahr soll es deshalb eine neue Telematik-Versicherung geben. Statt über die Telematik-Box soll die Analyse über eine Art Vignette in der Windschutzscheibe erfolgen. Der Datenschutz sei garantiert, weil die sensiblen Kundendaten in einer eigenen Gesellschaft gesammelt würden, auf die der Versicherer nach eigenen Angaben keinen Zugriff hat.

Studie: Online-Angebote wichtig für Wettbewerbsfähigkeit

Auch das Produktportfolio soll laut Heitmann zukünftig erweitert werden: "Um den Kunden so wie heute zu bedienen, müssen wir künftig relevanter sein, indem wir sogenannte Ökosysteme aufbauen. Das heißt, wir bieten nicht nur die Autoversicherung an, sondern zum Beispiel auch den Autoservice in unseren Partnerwerkstätten. Und auch Apps auf dem Smartphone, die beim Finden von Parkplätzen oder Tankstellen helfen, können wir uns vorstellen." Ein zukunftsorientiertes digitales Geschäftsmodell in der Versicherungsbranche ist nicht nur aufgrund der daraus entstehenden Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten wichtig. Immer mehr Fin-Techs mischen den Versicherungsmarkt auf; mehr als 80 Prozent der Kunden wünschen sich mindestens einen digitalen Kanal für versicherungsbezogene Interaktionen - dazu zählen neben Apps auch Social-Media-Plattformen und Blogs. Das Risiko, den Kunden an einen Mitbewerber zu verlieren, der nur einen Mausklick entfernt ist, steigt mit dem Tempo, in dem die Digitalisierung voranschreitet. Künstliche Intelligenz hält Einzug in Kundenservice, Schadenregulierung und womöglich auch in den Vertrieb. So wird die Beratung nach Prognosen der WirtschaftsWoche bei vielen Versicherungsunternehmen bereits in wenigen Jahren online erfolgen - eine intelligente Software fragt den (potenziellen) Kunden nach seinen Vorstellungen, präsentiert ihm passende Tarife und unterbreitet ihm ein unverbindliches Angebot. Bei Geldanlagen an der Börse und in vielen Onlineshops ist das bereits Realität.

Zukunftsvisionen: Beratung und Vertrieb erfolgen online

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ist in der Versicherungsbranche ein großes Thema: Folgt man den Ergebnissen einer internationalen Studie, die die Beratungsgesellschaft Accenture durchgeführt hat, glauben drei Viertel der befragten Versicherungsmanager weltweit, dass künstliche Intelligenz die Branche nachhaltig verändern wird. Auch die Schadensregulierung und die Verwaltung der Vertragsdetails könnten zukünftig gänzlich online erfolgen. Kunden, die eine Autoversicherung bei dem Direktversicherer CosmosDirekt abgeschlossen haben, können sich auf der entsprechenden Webseite beispielsweise die App für das Kundenportal meinCosmosDirekt herunterladen. Damit haben sie die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig über ihr Smartphone den Empfang des Versicherungsscheins für die Autoversicherung zu bestätigen sowie die Bearbeitung ihrer Online-Aufträge rund um die Uhr zu verfolgen. Auch für die Schadensregulierung bei Unfällen gibt es bereits entsprechende Internetportale, über die Versicherte den Vorgang online melden können. Nach Ansicht von Detlef Frank, der im HUK24-Vorstand die Ressorts Betrieb und Prozesse verantwortet, wird der Online-Vertrieb die Berater und Versicherungsvermittler nicht ersetzen, sondern ergänzen: "Allerdings wird sich der traditionelle Vertrieb verändern, vielleicht sogar stärker als die Online-Geschäftsmodelle." Jüngere Berater experimentieren etwa verstärkt mit dem Nachrichtendienst WhatsApp, Video-Beratung und digitalen Beratungsmappen. Fast alle Anbieter haben das Papier im Verkaufsgespräch gegen Bildschirmpräsentationen getauscht. Die Provinzial Rheinland stattet ihre Berater zudem mit neu programmierten Fach-Apps aus, um ihnen den Vertrieb zu erleichtern. Die Vertriebskanäle besser miteinander zu verknüpfen als bislang und sich an den Ansprüchen der Kunden zu orientieren, wird die Aufgabe aller Versicherer sein. Derzeit lernen die Alten von den Neuen - Sogenannte InsurTechs, Start-ups in der Versicherungsbranche, revolutionieren die Branche mit innovativen Ideen; reine Digitalanbieter sagen traditionellen Versicherern, die noch auf einen klassischen Außenbetrieb setzen, den Kampf an. Es bleibt spannend, wer als Sieger aus der Digitalisierung hervorgeht.

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