Da sind zum einen 4000 Apfelbauern, die sich um bis zu 7000 Hektar Apfelplantagen kümmern. Eine als Apfelstraße ausgewiesene Route führt durchs Val di Non. Gute Böden und 2500 Sonnenstunden im Jahr lassen im Nonstal die Äpfel besonders schmackhaft wachsen. Aber auch den Mais, der in den letzten Jahren ein Revival erlebt – ursprünglich Armenspeise, ist er heute eine Spezialität im Trentino. Besonders zu erleben im Ristorante Nerina im Bergdorf Malgolo, auf 800 Höhenmetern, dort, wo das Nonstal in den Nonsberg übergeht, 45 Autominuten nördlich von Trient.
Die Häuser Malgolos sind bescheiden, das Essen dafür umso köstlicher. Die Mitglieder des Lokalvereins "Slow Food Terre del Noce" wissen das und treffen sich bei Nerina zum Essen. Sie kümmern sich um Aufklärung und Bewahrung traditioneller Esskultur. So sitzen an diesem Abend 26 Freunde des "langsamen Essens" im Ristorante Nerina um einen großen Holztisch und informieren sich über Mais. Es war übrigens auch in Italien, wo die Slow-Food-Bewegung Mitte der 80er-Jahre begann – als Antwort auf den damals boomenden Fast-Food-Trend.
Seit 50 Jahren wird das Gasthaus mit viel Engagement von Nerina und ihren zwei Töchtern und zwei Söhnen betrieben. In den Gärten um das Ristorante wachsen Mais, Kartoffeln, Rüben, Gemüse, Kräuter und Trauben für 80 Liter Süßwein. "Alles was wir brauchen in die Küche", wie Sohn Sandro sympathisch im gebrochenem Deutsch erzählt. Bis zum 6. Lebensjahr lebte er in Deutschland. 20 Jahre lang waren die Eltern in München in der Gastronomie tätig, bevor sie sich in Malgolo niederließen.
Gute Zutaten aus der Region sind der Familie eine Herzensangelegenheit. Auf dem Feld wachsen alte Maissorten wie Biancoperla oder Spin della. Eine 120 Jahre alte Mühle malt sie zu Maisgrieß. Der wird zu Gnocchetti, Gnocchi und Timballa verarbeitet und zu Hasenragout, Pecorinopilzen und Alpkäse serviert. Fleisch und Wurst stammen aus dem Nonstal, geschlachtet von einem guten Freund, "der unsere Philosophie versteht", wie Sandro die dreißigjährige Zusammenarbeit mit dem Metzger umschreibt. Als Nachtisch gibt es Weintraubeneis mit Äpfeln und Pinienkernen aus dem Wald.
Aber am besten – da sind sich alle Anwesenden einig – schmeckt Mais immer noch als Polenta. Jener feste Grießbrei, der idealerweise eine Stunde lang im gusseisernen Polentakessel über offenem Feuer gerührt werden sollte. "So bleibt er schön glatt und brennt nicht an", diktiert mir Rockerfrau Georgia das Rezept. Anschließend lädt sie ein Video auf ihr Handy: Mit sexy Raucherstimme sang sie bei der italienischen Version von X Factor vor. "Vom Glück der Polenta", übersetzt sie das Lied und schmunzelt.
So viel Engagement für die alte Esskultur kommt auch bei ihren Vereinskollegen gut an. Sie heben die Gläser. Dort schwappt ein kräftiger Roter: der Rebo Trentino DOC – natürlich aus der Region. "Alla salute" – auf das gute Essen und Trinken im Trentino.
HINWEISE FÜR IHRE REISE
ANREISE: Mit dem Auto über die Brennerautobahn nach Trient. Ab München beträgt die Fahrtzeit etwa dreieinhalb Stunden. In Trient halten auch die Züge der Bahnstrecke München–Verona. Der nächstgelegene Flughafen liegt südlich von Verona, ungefähr eine Autostunde von Trient entfernt.
REISESAISON: Am schönsten ist es im Trentino sicher im Frühjahr, wenn im April und Mai die Apfelbäume blühen; schön ist aber auch der Herbst, wenn sich das Laub der Weinberge färbt.
TIPP: Nicht wie im nördlich angrenzenden Südtirol wie selbstverständlich Deutsch sprechen. Anders als in Bozen oder Meran im benachbarten Südtirol wird in Trient und im Trentino zumeist Italienisch gesprochen.
SERVICE: Im Tourismusbüro der Stadt Trient gibt es Stadtpläne und Zimmervermittlung,
www.discovertento.it. Trentino Marketing vermittelt Unterkünfte im Umland und gibt unter anderem Auskünfte auf Deutsch über Musikevents, Schlösser oder Weingüter,
www.visittrentino.it.
LEKTÜRE: Geo Saison Extra "Trentino" (2017), das Reisemagazin aus dem Gruner+Jahr-Verlag. Mit vielen Ideen und schönen Fotos, um sich inspirieren zu lassen, sowie einem interessanten Bericht zu Weingütern im Trentino.