So überrascht bereits die Rückseite der Burg. Überall in der eng bebauten Old Town sind Häuser in Täler gesetzt; in der Victoria Street sind ihre Fassaden wie im nahen Irland bunt angestrichen. Die steile Straße führt hinunter auf den für die Altstadt weitläufigen Grassmarket. Wo ehemals Urteile gefällt und Verurteilte gehängt wurden, genießt nun junges Volk die gerade wieder warm scheinende Sonne. Etliche von ihnen werden Studenten der nahen Universität sein, wo Arthur Conan Doyle bei dem Vorbild für seinen genialen Ermittler Sherlock Holmes lernte. "Harry Potter"-Autorin Joanne K. Rowling hingegen studierte nie dort, auch wenn Stadtführer das gern behaupten. Aber im hübschen Elephant House soll sie einige Kapitel ihres ersten Buches geschrieben haben. Natürlich wird es regelmäßig von Fans belagert.
"Geht mal in die South Side", hatte die Kellnerin Shannon uns empfohlen, und da der Sonnenschein unverhofft lange anhält, folgen wir ihrem Rat. Über die South Bridge, eine Brücke, die man nicht als solche wahrnimmt, weil wieder Wohngebäude in das Tal hineingebaut wurden, erreichen wir die Nicolson Street. Und mit ihr Buchhandlungen und Cafés, Eckkneipen und kleine Boutiquen. Das "normale Edinburgh", wie die Studentin es genannt hatte.
Wie das in der Vergangenheit aussah, lässt sich tatsächlich auch auf der Royal Mile ausmachen. Am späten Abend in jenen der engen Gassen, in denen gerade keine Touristen mit "Ghost Tours" unterwegs sind, aber auch am helllichten Tag. Im Museum The People’s Story im ehemaligen Zollgebäude bekommt der Besucher einen Eindruck von der Enge, der Armut, dem Kampf der einfachen Menschen ums Überleben – aber auch von ihrer Solidarität und ihrem Willen, durchzuhalten. So hat sie sich wohl entwickelt, diese angenehme Bodenständigkeit. Bei jedem Wetter.
HINWEISE FÜR IHRE REISE
INTERNET-TIPP: www.visitscotland.com/de ist die übersichtlich aufgebaute, deutschsprachige Seite des schottischen Fremdenverkehrsamtes.
Währung: Gezahlt wird mit Britischem Pfund, ein € = 0,85 £
ANREISE: Die Lufthansa fliegt mehrmals täglich von Frankfurt am Main nach Edinburgh. Hin- und Rückflug ab 160 €. Vom Flughafen aus fährt der Airlink-Bus in die Innenstadt.
UNTERKUNFT: Edinburgh ist ein teures Pflaster. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet das B&B-Hotel in einem herrlichen alten Stadthaus im Westend. Doppelzimmer mit Frühstück ab 140 £
www.bb-edinburgh.com.
ESSEN UND TRINKEN: Zum Beispiel in The Dome, 14 George Street, prachtvoll und nicht zu teuer. Oder im Nicholson’s Freehouse, 55 Rose Street, Brauerei-Pub mit guter, günstiger Hausmannskost.
MUSEEN: Nicht nur das überaus sehenswerte The People’s Story, auch alle anderen nicht privaten Museen nehmen – außer für Sonderausstellungen – keinen Eintritt.